Eishockey:Neue Würzmischung

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Huch, da kommt der Neue aus seinem Versteck: Torwart Sebastian Vogl (l.) und Jason Akeson, hier noch im Kölner Trikot, gehen nun gemeinsam für Straubing aufs Eis. (Foto: Eduard Bopp/imago)

Zum 80-jährigen Eishockey-Jubiläum in Straubing gönnen sich die Tigers aus der Deutschen Eishockey Liga ein neues Logo und ums bewährte Gerüst hoffnungsvolle neue Spieler, um unter dem Erfolgscoach Tom Pokel weiter oben mitzumischen.

Von Johannes Kirchmeier

Das Eis blitzte wieder im Straubinger Stadion am Pulverturm am Montagmorgen. Aber nicht lange, wie man auf den Bildern sehen konnte, die die Straubing Tigers über die sozialen Netzwerke veröffentlichten. Schon um zehn Uhr flitzten die Spieler des Klubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nämlich zum ersten Mal in diesem Sommer wieder über ihren geliebten, kühlen Untergrund. "Ich freue mich richtig darauf, da zuzuschauen", sagte der sportliche Leiter Jason Dunham wenige Minuten vor dem Auftakt in sein Smartphone.

Einerseits, weil nun seit Ende April niemand mehr übers Straubinger Eis flitzte - und andererseits, weil es für ihn in seiner Position auch gleich darum geht, zu sehen, ob er da eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen konnte im Sommer. Ob sich also erneut so eine Mannschaft findet in der Kabine, die die Großen aus Mannheim, Berlin und München ärgern und vorne mitspielen kann. "Wir brauchen ein Team", sagt Dunham - und spricht so ein wenig die Ausgangslage aller bislang 14 Erstliga-Spielzeiten an. "Nur dann werden wir Erfolg haben."

Der käme gerade Recht: In diesem Jahr feiert die Stadt ein Jubiläum. 80 Jahre Eishockey in Straubing, passend dazu gönnte sich der Klub auch ein neues Logo. Markantester Unterschied: Der Tiger blickt nach 20 Jahren nicht mehr nach rechts, sondern nach links und ist nicht mehr braun, sondern blau. Außerdem kommt er ohne Tatzen sowie Puck aus. Dafür trägt er jetzt ganz im Sinne der einstigen Grafen aus dem nahen Bogen bayerische Rauten um den Hals und brüllt vorm Straubinger Stadtturm.

Zuletzt präsentierten die Tigers namhafte Zugänge: DEL-Topscorer Jason Akeson und Brandon Manning

Erstmals erreichten die Tigers zuletzt in drei Spielzeiten nacheinander die Playoffs. Und die Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Serie stehen zumindest nicht schlecht für den nach dem Aufstieg der Bietigheim Steelers nun zweitkleinsten Ligastandort: Dunham konnte das Gerüst des Teams zusammenhalten, darunter Torhüter Sebastian Vogl, den DEL-Verteidiger des Jahres Marcel Brandt oder Andreas Eder, Chase Balisy und Mike Connolly im Sturm. Zudem coacht auch das seit 2017 erfolgreiche Trainerteam Tom Pokel/Rob Leask weiter am Pulverturm. "Dieser Klub und diese Stadt sind für mich so etwas wie eine zweite Heimat geworden, mit der ich mich sehr stark identifiziere", sagt Pokel.

So viel Umbruch in der eigentlich so Umbruch-lastigen Sportart Eishockey war da also gar nicht - was im Grunde auch schon für die Vorsaisons galt. Ein wenig gewürzt hat Dunham die Grundzutaten seiner Eismischung aber doch: beispielsweise mit dem Angreifer Jason Akeson, 31, von den Kölner Haien für den vereinseigenen DEL-Rekordtorschützen Jeremy Williams, 37. "Das war ein Glücksgriff", sagt der sportliche Leiter über Akeson. "Wir haben einen Kreis an Spielern, die ich jedes Jahr versuche, zu bekommen." Und da gehörte der Liga-Topscorer der vergangenen Hauptrunde wohl unweigerlich dazu. Nachdem die großen Klubs nicht zugriffen, schnappte ihn sich Dunham. Gemeinsam mit dem Kanadier Akeson präsentierten die Tigers jüngst auch dessen Landsmann und Verteidiger Brandon Manning, der über die Erfahrung von 267 NHL-Spielen verfügt, zuletzt jedoch ein Jahr aussetzte - "aufgrund der Covid19-Pandemie und der Schwangerschaft meiner Frau", wie der 31-Jährige erklärte. Dazu stimmte Dunham seine Mischung unter anderen mit den drei talentierten U21-Spieler Mario Zimmermann, Joshua Samanski und Yannik Valenti aus der DEL2 ab.

Akeson und Manning stehen wie die anderen Importspieler (mit Ausnahme von Mike Connolly) derzeit noch nicht auf dem Straubinger Eis, sie kommen erst Ende Juli. Dunham plant bis dahin auch noch, einen Torhüter, einen Verteidiger, sowie zwei Angreifer zu holen, wohl aus dem Ausland. "Wir bekommen Spieler dazu, die noch nie in Europa waren", mahnt er daher vor allzu großer Euphorie. Trotzdem hat auch er ein ganz gutes Gefühl, dass auch diese Saison wieder erfolgreich werden könnte - "wenn alles passt". Die ersten Testspiele, um dies zu überprüfen, stehen auch schon Mitte August an: beim bewährten Gäubodencup. Der muss in diesem Jahr aber ohne das eigentlich dazugehörige Volksfest gegenüber am Festplatz am Hagen stattfinden. Ein Softeis zur Entschädigung gibt es für die Fans also dieses Mal nicht, da sollte ihnen möglichst schon die Tigers-Mixtur am Pulverturm schmecken.

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