Deutsche Eishockey-Liga:Die neue Kompaktheit trägt Früchte

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"Gewinner-Eishockey": Aggressiv verteidigt Münchens Ryan McKiernan gegen den Schwenninger Ken André Olimb. In diesem Fall muss Goalie Daniel Allavena nicht eingreifen. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Der EHC Red Bull München arbeitet seit Wochen an seiner Defensive. Gegen Schwenningen gelingt Toni Söderholms Team ein 3:0-Erfolg. Für Torwart Allavena ist es das erste Zu-null-Spiel.

Von Christian Bernhard

Daniel Allavena wurde schnell klargemacht, was nun auf ihn zukommen würde. Erst der Stadionsprecher des EHC Red Bull München, der mehrmals auf ihn deutete, dann der Pressesprecher. Allavena war gefragt an diesem Sonntagnachmittag, der mit einem 3:0-Sieg der Münchner gegen die Schwenninger Wild Wings geendet war - und damit mit dem ersten Zu-null-Spiel des 24-jährigen Torhüters in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Allavena "musste" nicht nur sofort zum Interview auf dem Eis, sondern bekam aus der Münchner Nordkurve auch eine Aufforderung zum Tanz übermittelt. Dieser kam er lächelnd nach - und legte am Ende sogar noch einen Purzelbaum obendrauf, der die verbliebenen Fans verzückte.

Der Sieg gegen die Wild Wings, die unter dem langjährigen Münchner Co-Trainer Steve Walker eine erstaunlich gute Saison spielen, fußte auf dem, was den EHC mittlerweile seit mehreren Spielen auszeichnet: einer stabilen Defensive. Vor dem Zu-null-Spiel gegen die Schwarzwälder hatte die Mannschaft von Trainer Toni Söderholm in Ingolstadt lediglich zwei (1:2) sowie in Berlin (1:2) und gegen Wolfsburg (2:1) sogar nur ein Gegentor kassiert. Söderholm hat seit rund einem Monat die Herangehensweise in der eigene Zone umgestellt, das Ziel ist es, etwas aggressiver zu agieren, enger am Gegenspieler zu bleiben. Das gelang zuletzt häufig. Dazu kommt das, was sich die EHC-Spieler nach der blamablen 2:7-Derbypleite in Augsburg vorgenommen hatten: etwa viel mehr Schüsse zu blocken. Solche Dinge gehören zum "Gewinner-Eishockey", erklärt Verteidiger Dominik Bittner, der feststellt, was sich da auch in der Kabine und auf der Bank verändert habe: "Du hörst mittlerweile auf der Bank Applaus bei guten Defensivaktionen", das werde aktuell "genau so honoriert wie Tore".

Die Münchner verringern die offensive Eiszeit der Wild Wings und lassen kaum Konter zu

Eine stabile Defensive hat auch viel damit zu tun, was in der Offensive passiert. Auch da zeigt sich der EHC verbessert. "Natürlich hilft der Defensive allgemein, wenn du sehr viel in der offensiven Zone spielst", sagte Bittner, der gegen die Wild Wings auch zwei Torvorlagen verbuchte. Gegen Schwenningen gelang das speziell im Mitteldrittel, als die Münchner die offensive Eiszeit der Wild Wings stark verringerten und kaum Umschaltsituationen zuließen. Eine der wenigen Torchancen der Schwarzwälder entstand nach einem Fehlpass von Konrad Abeltshauser. Doch da war Allavena zur Stelle, der den erkrankten Stammtorhüter Mathias Niederberger ersetzte (26.). "Wir müssen viel Zeit in unserer offensiven Zone verbringen und ihnen keinen Konter geben, mit denen haben sie uns in dieser Saison wehgetan", sagte Ben Smith nach dem Mitteldrittel bei Magentasport und spielte damit auf die zwei Saisonniederlagen gegen die Wild Wings an. Der Angreifer hatte dem EHC in Minute 31 das 2:0 beschert, die Entscheidung besorgte ein von Andreas Eder abgefälschter Abeltshauser-Schuss von der Blauen Linie (52.).

Walkers Schwenninger hatten nicht nur im Startdrittel gezeigt, dass sie vor dem Spiel, nach mehr als der Hälfte der Hauptrunde, nicht zufällig gleichviel Punkte wie die Münchner gesammelt hatten. Sie agierten druckvoll, läuferisch intensiv und brachten ein mutiges Forechecking aufs Eis, das dem EHC immer wieder Probleme bereitete. Die Schussstatistik von 12:4 zugunsten der Schwarzwälder nach dem Startdrittel verdeutlichte ihre Qualitäten. In Führung gingen aber trotzdem die Münchner: Maximilian Kastner hatte nicht nur das Auge für Chris DeSousa, sondern auch die technischen Fähigkeiten, die Scheibe derart präzise an den langen Pfosten zu passen, dass der Kanadier nur noch den Schläger reinhalten musste. Es war sein zehntes Saisontor, damit übernahm er in der internen Torjägerliste Platz eins. Wie solide die Münchner Defensive ist, dürfte am Donnerstag erneut geprüft werden. Dann ist der EHC zu Gast in Bremerhaven - die dortigen Pinguins sind seit Sonntag DEL-Tabellenführer.

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