Eishockey:Mit Lederhose und Trachtenhut

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Ein weiterer Bayer für den EHC: Dominik Bittner (im Hintergrund der Münchner Vorzeigebajuware Konrad Abeltshauser). (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Der EHC München will bayerischer werden - und holt dafür Dominik Bittner, Nico Krämmer und Markus Eisenschmid. Trainer Toni Söderholm kennt die drei gut, da er sie alle als Nationaltrainer betreute.

Von Christian Bernhard

Den ersten Titel der Saison hat sich der EHC Red Bull München noch vor dem Ligastart kurzerhand selbst verliehen. Mit aktuell 16 bayerischen Spielern sei der EHC die "bayerischste Mannschaft" der Liga, verkündete Manager Christian Winkler, ein Garmisch-Partenkirchner, Anfang der Woche stolz in einer Pressemitteilung, in der es um die Sponsoring-Verlängerung mit einer Münchner Brauerei ging. Als fotografischer Pate durfte natürlich ein Ur-Bayer im EHC-Trikot nicht fehlen. Die Wahl fiel wenig überraschend auf Konrad Abeltshauser, den EHC-Vorzeigebajuwaren aus Unterbuchen bei Bad Tölz, der in Lederhosen und Trachtenhut auftrat.

Seit einigen Wochen hat Abeltshauser zusätzliche bayerische Unterstützung in der Kabine bekommen. Dominik Bittner, Nico Krämmer und Markus Eisenschmid sind neu in München und haben mit ihren Transfers den Titelgewinn in der Kategorie "Inoffizielle Bayerische Nationalmannschaft" ermöglicht. Die geballte Bayern-Präsenz macht sich bemerkbar, findet der Garmisch-Partenkirchner Maximilian Kastner. "Das erste Plus ist, es wird definitiv mehr Bairisch geredet in der Kabine als vorher", betonte er. Der einzige Nichtbayer unter den Deutschen sei Torhüter Mathias Niederberger, "aber der hat auch bayerische Wurzeln, deshalb lasse ich ihn als Halb-Preißn durchgehen", sagte Kastner zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL), welches der EHC am Donnerstag gegen die Düsseldorfer EG bestreitet, und lächelte.

Für Bittner, Eisenschmid und Krämmer endeten mit dem Wechsel nach München viele Profijahre fernab der weißblauen Heimat. Verteidiger Bittner, der aus Peißenberg stammt, war 16 Jahre auf Wanderschaft, zuletzt vier Jahre lang im fernen Wolfsburg. Die Stürmer Eisenschmid und Krämmer verbrachten die vergangenen fünf Jahre in Mannheim und waren insgesamt elf Jahre (Krämmer) und zehn (Eisenschmid) nicht mehr in Bayern unter Vertrag. "Wenn man so lange weg ist, freut man sich auch einfach darauf, wieder zu Hause zu sein", sagte der Kaufbeurer Eisenschmid. Je länger man weg sei, desto mehr wisse man das zu schätzen.

Obwohl die drei neu in München sind, ist ihnen vieles schon bekannt. Das liegt daran, dass bereits die Eishockeywelt relativ klein ist, was die bayerische noch überschaubarer macht. Der Tölzer Yasin Ehliz etwa ist der gleiche Jahrgang wie der Landshuter Krämmer und hat von klein auf viel mit ihm zusammengespielt. Mit Bittner ist die Verbindung sogar noch enger, da dieser als 13-Jähriger nach Bad Tölz kam und dort zusammen mit Ehliz und Abeltshauser in einem Team war. An den Wochenende übernachtete Bittner damals regelmäßig bei Ehliz und Abeltshauser. Man wisse deshalb, was man von ihnen kriegt, sagte Ehliz, alle drei seien "keine Überraschungstüten".

Bald gilt es ein 10 600 Eishockey-Zuschauer fassende Arena Woche für Woche bestmöglich zu füllen

Das gilt auch für Toni Söderholm. Auch wenn er in München gespielt und in Garmisch-Partenkirchen trainiert hat, ist der neue Cheftrainer des EHC leicht nachweisbar kein Bayer. Die drei Neuen kennt der Finne dennoch gut, weil er sie alle als Nationaltrainer betreute. Er könne ihnen vertrauen, sagte Söderholm, sie seien zielstrebig, hätten einen "guten Geist" und könnten Verantwortung übernehmen. Von solchen Spielern "kannst du nie genug haben". Beim erfolgreichen Münchner Auftakt in die Champions Hockey League (CHL) - in vier Spielen gab es drei Siege - war das neue bayerische Trio bereits voll integriert. Krämmer, ein ausgewiesener Unterzahl-Spezialist, erzielte beim 5:2-Sieg gegen den HC Kosice sein erstes Pflichtspieltor, Eisenschmid durfte in Überzahl ran, Bittner spulte einiges an Eiszeit ab.

Das neue bayerische Trio soll aus EHC-Sicht auch zum Faktor mit Blick auf die neue, hochmoderne Arena werden, in die die Münchner im kommenden Herbst einziehen wollen. Der Klub hätte mit Sicherheit nichts dagegen, wenn sich zu den Heimspielen in der 10 600 Eishockey-Zuschauer fassenden Arena, die es dann Woche für Woche bestmöglich zu füllen gilt, regelmäßig Reisegruppen aus der Landshuter Gegend (Krämmers Heimat), dem Allgäu (Eisenschmids Basis) und dem oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau, wo Bittner herkommt, einfinden würden.

Nach München gewechselt sind die vielen bayerischen Spieler aber nicht nur, weil sie hier auf so viele Wegbegleiter treffen, die bayerischen Berge so nah sind oder das Wasser der Isar klarer ist als jenes der Donau bei Ingolstadt oder der Pegnitz in Nürnberg. Sondern weil in der bayerischen Landeshauptstadt die Titelchancen Jahr für Jahr sehr gut sind - und weil noch besser bezahlt wird. Ehliz etwa hat sich mit dem EHC im April seinen langersehnten ersten DEL-Titel gesichert. Bittner, Eisenschmid und Krämmer werden alles probieren, das direkt zu wiederholen. Denn ihre letzten Titelgewinne liegen schon einige Jahre zurück.

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