WM 2010, Einzelkritik: Serbien:Beweglich wie Baumstämme

Serbien ist der nächste und angeblich gefährlichste Gegner der DFB-Elf in der Gruppe D. Beim 0:1 gegen Ghana erinnert das Auftreten der Mannschaft an eine andere Sportart. Die Einzelkritik.

Thomas Hummel, Pretoria

1 / 12
(Foto: afp)

Serbien ist der nächste und angeblich gefährlichste Gegner der DFB-Elf in der Gruppe D. Gegen Ghana spielte das Team bisweilen so harmlos wie eine Herde Zebras und verlor mit 0:1. Eine Einzelkritik als Gefahrenanalyse. Vladimir Stojkovic Hielt keinen einzigen Schuss im ganzen Spiel. Beim Elfmeter flog er in die falsche Ecke, sonst zielten die Ghanaer vorbei - oder zweimal an den Pfosten. Ist deshalb nicht zu beurteilen und man vermag schon gar nicht zu sagen, ob er ein guter Torwart ist. Hatte jedenfalls ein schönes gelbes Trikot an.

2 / 12
(Foto: dpa)

Aleksandar Kolarov Zeigte nach einer halben Stunde, dass er eine Gefahr bei Freistößen darstellt. Zirkelte den Ball aus 25 Metern sehr knapp am Kreuzeck vorbei. Hatte als Linksverteidiger seine Gegenspieler halbwegs im Griff, wenngleich klar wurde, dass etwa ein Thomas Müller vor diesem Aleksandar Kolarov von Lazio Rom keine Angst haben muss.

3 / 12
(Foto: afp)

Nemanja Vidic Gilt als knallhärtester Bursche der Premier League. Zeigte dies, als zu Beginn Ghana mutig nach vorne spielte und er bei einem Laufduell Gegenspieler Asamoah Gyan einfach umrannte. Kaufte nicht nur Gyan den Schneid ab, sondern im Verbund mit seinen Defensivkollegen der gesamten ghanaischen Mannschaft. Insofern vor allem eine Gefahr für Miroslav Klose, der am kommenden Freitag mit einigen blauen Flecken rechnen muss. Zeigte kurz vor dem 0:1 einmal seine Kopfballstärke bei Ecken, der Ball flog aber über die Latte.

4 / 12
(Foto: afp)

Aleksandar Lukovic Der einzige serbische Verteidiger, der im Zweikampf nicht zuerst an einen Eishockeyspieler erinnert. Gewann fast alle Zweikämpfe - bevorzugt mit klugem Stellungsspiel und emsigen Einsatz. Als Balldieb und geschickter In-den-Weg-Steller immer wieder Endstation für Ghanas Angriffe. Agierte dann aber übereifrig und holte sich wegen eines überflüssigen Haltens am Mittelkreis die gelb-rote Karte ab. Schien damit seinem Team vorerst einen Gefallen zu tun, denn kurz danach erspielten sich die zehn Kameraden die zwei größten Torchancen durch Krasic und Vidic. Wird gegen Deutschland am Freitag gesperrt sein und den Serben sehr fehlen.

5 / 12
(Foto: afp)

Branislav Ivanovic Angeblich eine der Stützen beim FC Chelsea. Bestritt die Zweikämpfe ähnlich einem Eishockeyspieler: erst den Körper, dann den Ball. Und wenn es im Fußball eine Bande gäbe, hätte der Linksverteidiger seine Gegner sicher schmerzhaft dagegen gecheckt. Das verhinderte aber nicht, dass ihm die Ghanaer reihenweise den Ball abnahmen und ständig verheißungsvoll über seine Seite zum Flanken kamen. Schwachpunkt in der serbischen Verteidigung und eine gute Chance für Lukas Podolski.

6 / 12
(Foto: dpa)

Nenad Milijas Ja, Nenad Milijas muss auf dem Platz gestanden haben. Er hatte zwar keine einzige erwähnenswerte Aktion, doch wer wollte, konnte ihn sehen, wie er im defensiven Mittelfeld versuchte, irgendwie am Geschehen teilzunehmen. Das gelang, als er ein paar Halme knickte beim Laufen. Wurde nach 63 Minuten viel zu spät ausgewechselt.

7 / 12
(Foto: afp)

Dejan Stankovic Noch so ein Schrank von Mann, der stämmig in der Gegend rumsteht und beim Gegner blaue Flecken verursacht. Allerdings manchmal so stämmig, dass er zwischen den wendigen Ghanaern so behäbig wirkte wie Baumstamm auf einem Rollwagen. Mesut Özil muss auf jeden Fall versuchen, um ihn herumzulaufen. Was dem flinken Bremer aber nicht schwerfallen dürfte.

8 / 12
(Foto: rtr)

Milan Jovanovic Einziger Serbe, der mal Tempo aufnahm. Erfreute das südafrikanische Publikum in der ersten Halbzeit mit zwei shibobos (so heißt in den Townships der Beinschub). Machte in diesen Szenen deutlich, warum ihn der FC Liverpool im Sommer von Standard Lüttich übernehmen wird. Philipp Lahm läuft Gefahr, sich einen heißen Kampf mit Jovanovic liefern zu müssen.

9 / 12
(Foto: getty)

Milos Krasic Sein Berater behauptet ernsthaft, der AC Mailand wäre an dem 25-Jährigen interessiert. Nach der ersten Halbzeit müsste man ihm Vertragsverhandlungen mit dem FC Pipinsried, südbayerische Landesliga, vorschlagen. Ein Totalausfall der seltenen Art. Der Münchner Holger Badstuber könnte am Freitag vor dem Spiel beruhigt noch ein Bier trinken. Gefahr gleich Null.

10 / 12
(Foto: afp)

Marko Pantelic "Mein Leben wäre ärmer ohne Marko Pantelic", sagte der serbische Pressesprecher Mitte der Woche im Mannschaftshotel. Auch das Leben der Hertha-Fans wurde vor einem Jahr ärmer, als Pantelic den Klub verlassen musste. Dass er auf dem Spielfeld immer noch ein verrückter Hund ist, bewies er nach zehn Sekunden Spielzeit: Da knallte er aus 40 Metern einfach drauf und verfehlte das Tor nur um einen halben Meter. Es sollte der einzige serbische Torschuss in der ersten halben Stunde bleiben. Tauchte bisweilen völlig ab, um dann wieder völlig planlos Richtung Tor zu dreschen. Trat bei der größten serbischen Chance ein Loch in die Luft. In dieser Form gefährlich wie ein Erdmännchen. Aber bei Marko Pantelic weiß man ja nie.

11 / 12
(Foto: afp)

Nikola Zigic Eine Art serbischer Jan Koller. Wenn bei seiner Mannschaft nichts ging, und es ging so gut wie nie was, dann schaufelten die Verteidiger den Ball hoch und weit nach vorne zu dem 2,02-Meter-Mann. Vermochte aber kaum einen Ball zu behaupten oder sogar gefährlich weiterzuleiten, wie dies Jan Koller so gut konnte. Klärte nach 55 Minuten für die ghanaische Abwehr, als er völlig frei vor dem leeren Tor eine Flanke Richtung Eckfahne leitete. Idealer Gegenspieler für Per Mertesacker.

12 / 12
(Foto: getty)

Zdravko Kuzmanovic Vorgänger Milijas hatte so schwach gespielt, da konnte der Stuttgarter Kuzmanovic nur eine Verstärkung sein. Dachte man: Bis zur 83. Minute, als er, warum auch immer, im Strafraum mit der Hand zum Ball ging und den Elfmeter zum 0:1 verursachte. Danko Lazovic Kam überraschend nicht für den Totalausfall Krasic, sondern für den guten Jovanovic. Erkämpfte nach 79 Minuten die größte Chance für Serbien, doch bei seiner Hereingabe trat zuerst Pantelic ein Loch in die Luft, und dann Krasic den Ball genau auf Torwart Kingson. Neven Subotic Mit ihm hat Borussia Dortmund also doch noch seinen WM-Spieler. Kam herein, weil der starke Lukovic Gelb-Rot sah. Darf nun auch mit einem Einsatz gegen Deutschland rechnen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: