Einzelkritik Real Madrid:Ein Stier unter Gazellen

Die Anträge von Sergio Ramos und Marcelo auf eine Rote Karte werden abgewiesen, Mesut Özil spielt poetische Pässe in die Spitze, Ángel di María findet immerhin bei seiner Auswechslung den richtigen Weg und dem teuersten Spieler der Welt gelingt nur eine einzige Aktion. Real Madrid in der Einzelkritik.

Thomas Hummel

Einzelkritik Real Madrid

Iker Casillas

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(Foto: dpa)

Die Anträge von Sergio Ramos und Marcelo auf eine Rote Karte werden abgewiesen, Mesut Özil spielt poetische Pässe in die Spitze, Ángel di María findet immerhin bei seiner Auswechslung den richtigen Weg und dem teuersten Spieler der Welt gelingt nur eine einzige Aktion. Real Madrid in der Einzelkritik. Von Thomas Hummel Iker Casillas: Seit 1989 bei Real Madrid. Seit Raúl die Stadt verließ, repräsentiert der 30-Jährige Herz und Seele des königlichen Klubs. Schon 2002 verwehrte er einem deutschen Klub den Champions-League-Sieg durch irre Paraden in der Schlussphase gegen Bayer Leverkusen. Musste diesmal den ersten Schuss passieren lassen, weil ihm aber Luiz Gustavo die Sicht nahm und dabei im Abseits stand, trifft ihn keine Schuld. Wehrte dann einen Knaller von Mario Gomez glanzvoll über die Latte. Danach nicht mehr geprüft. Beim 1:2 ebenso unbeteiligt.

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Álvaro Arbeloa

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(Foto: AP)

Álvaro Arbeloa: Wie Casillas schon in der Jugend bei Real Madrid. Bekam von Trainer José Mourinho sicher genaue Anweisungen, wie man gegen Franck Ribéry verteidigt. Dass dies bei deutschen Außenverteidigern in etwa so beliebt ist wie eine Debatte mit Uli Hoeneß um die Frage, welcher Verein die Nummer eins im deutschen Fußball ist, schien ihn nicht zu schrecken. Verdingte sich gegen den Franzosen vor allem im Ringkampf, wo er zumeist Vorteile hatte. Tatschte und grabschte nach Ribéry wann immer er konnte. Bekam in der 90. Minute allerdings Mario Gomez nicht mehr zu fassen.

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Pepe

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(Foto: AFP)

Pepe: Der Bösewicht im Team von Real. Erregte die Fußballwelt mit einem fiesen Tritt auf die Hand des liegenden Lionel Messi, Wayne Rooney twitterte gar aus der Ferne: "Pepe. What an idiot." Hatte schon einmal zehn Spiele Sperre bekommen, weil er einem auf dem Boden liegenden Gegenspieler getreten hatte. Als Ribéry einen Elfmeter forderte, ging gleich der Furor mit ihm durch, schubste den Franzosen durch den Strafraum - wie damals die Jungs auf dem Schulhof. In den Zweikämpfen hingegen fair, wenngleich extrem hart. Kein schöner Abend für Gegenspieler Mario Gomez.

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Sergio Ramos

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(Foto: dapd)

Sergio Ramos: Ließ im vergangenen Jahr bei den Feiern nach dem Sieg der Copa del Rey den Pokal vom Doppeldeckerbus fallen, woraufhin der Bus über die Trophäe fuhr. Hat so jemand den großen Henkeltopf der Champions League verdient? Musste hinten die Abwehr irgendwie zusammenhalten, obwohl vorne fast immer vier Mitspieler einfach stehenblieben. Tat dies im Verbund mit Pepe außergewöhnlich effektiv, sonst hätte Bayern schon in der ersten Halbzeit mehr Treffer erzielen können. Stellte nach 75 Minuten den Antrag auf eine Rote Karte und senste Thomas Müller von hinten um - bekam aber nur Gelb.

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Fabio Coentrao

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(Foto: REUTERS)

Fabio Coentrao: War vor der vergangenen Saison lange im Gespräch, der neue Linksverteidiger des FC Bayern zu werden, ging aber dann für mehr als 30 Millionen zu Real.  Erhielt von Mourinho sicher genaue Anweisungen, wie man gegen Arjen Robben verteidigt. Sah sich dann aber der Aufgabe gegenüber, zumeist nicht nur gegen Robben, sondern gleichzeitig auch gegen Philipp Lahm verteidigen zu müssen, weil Cristiano Ronaldo keinen Schritt nach hinten machte. Hielt sich für diese Bedingungen anständig. Haute einmal an der Mittellinie Arjen Robben fachgerecht um, erhielt dafür wohl auch zu seiner eigenen Überraschung kein Gelb. Trieb es aber bald doch noch so weit, dass selbst Howard Webb nicht mehr anders konnte. Ließ sich in der zweiten Halbzeit viel zu oft von Philipp Lahm ausspielen, auch beim 1:2.

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Xabi Alonso

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(Foto: dapd)

Xabi Alonso: Hatte ganz schlechte Erinnerungen an den Schiedsrichter Howard Webb. Der gestatte im WM-Finale, dass ihm Gegenspieler de Jong per Kung-Fu-Tritt ein paar Löcher in die Brust drückte, ohne dass dieser den Platz verlassen musste. Vielleicht hatte er deshalb Coentrao zu dem fiesen Tritt gegen Robben geraten - es passiert eh nichts. Bewies zu Beginn, dass seine Flachpässe aus dem defensiven Mittelfeld schärfer sind als die meisten Torschüsse in der zweiten Bundesliga. Weil seine Angreifer keine Lust auf Defensive hatten, musste er aber zusammen mit Khedira so viele Räume zulaufen und Zweikämpfe führen, dass ihm bald die Kraft für stramme Flachpässe fehlte.

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Sami Khedira

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(Foto: AP)

Sami Khedira: Geboren in Stuttgart, reiht sich aber als Deutsch-Tunesier mit schwarzen, glänzenden Haaren einwandfrei in das spanische Fußballballett ein. In der gegnerischen Startelf standen sieben Kollegen aus der Nationalmannschaft, mit der er bei der EM den Titel gewinnen will. Gewann gleich das erste direkte Duell gegen DFB-Kollege Schweinsteiger deutlich. Weiterhin in unendlich viele Zweikämpfe und Laufduelle verwickelt. Ihn als "Wasserträger der Stars" zu bezeichnen, kommt dem Pensum Khediras nicht einmal halbwegs nahe.

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Mesut Özil

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(Foto: AP)

Mesut Özil: Geboren in Gelsenkirchen, reiht sich als Deutsch-Türke mit schwarzen, glänzenden Haaren ebensogut wie Khedira in die Real-Elf ein. Gab schon beim Aufwärmen das Zentrum aller geübten Blitz-Kombinationen. Spielte nach sieben Minuten einen Pass auf Benzema, wie ihn ein Poet nicht schöner erfinden könnte. Verbrachte aber viel zu viel Zeit auf der rechten Außenbahn, wo er sich alleine und traurig abmühte. Rückte nach der Pause wieder in die Mitte, wo er nach 53 Minuten genau richtig stand für das 1:1. Wurde bei seiner Auswechslung nach 69 Minuten mit herzhaften Pfiffen verabschiedet.

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Ángel di María

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(Foto: AP)

Ángel di María: Begegnete zuletzt einer deutschen Mannschaft in Kapstadt, als er mit Argentinien 0:4 unterging. Fiel damals schon mit außergewöhnlicher Abneigung zu defensiver Arbeit auf. Bestätigte diesen Eindruck. Im Vergleich zu ihm ist Arjen Robben ein wahrer Abwehrstratege und Mannschaftsdiener. Verstrickte sich zudem häufig im Angriff, verlor ob seiner Geschwindigkeit die Kontrolle über sich selbst. Bisweilen desorientiert bis zur Selbstaufgabe: Lenkte einmal den Ball wie ein Torwart ins Seitenaus, dann bolzte er nach einem Pfiff des Schiedsrichters die Kugel zur Eckfahne, um sich Gelb abzuholen. Bei seiner überfälligen Auswechslung nach 79 Minuten musste man sich fast wundern, dass er den Weg zur Seitenlinie fand.

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Cristiano Ronaldo

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(Foto: AFP)

Cristiano Ronaldo: Teuerster Spieler der Welt, verliebt in seinen Körper, 107 Tore in 96 Spielen für Real, Pistolero beim Freistoß, CR7. Wegen Cristiano Ronaldo war dieses Spiel vielleicht das einzige, vor dem Philipp Lahm die Außenverteidiger der Gegner beneidete. Wurde von den Bayern-Fans mit besonders herzlichen Pfiffen empfangen. Lieferte sich zunächst vor allem einen Dreikampf mit Özil und Ribery um die orangesten Schuhe auf dem Platz. Was aber vermutlich nicht einmal sein Fehler war, weil ihm offenbar drei Paar seiner Stiefel in der Münchner Arena geklaut worden waren. Hatte mit dem ungewohnten Schuhwerk keine einzige anständige Aktion - bis er nach 53 Minuten alleingelassen von Lahm das 1:1 vorlegte. Danach wieder: keine einzige gelungene Aktion. Die Fans schenkten ihm dafür viel Häme.

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Karim Benzema

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(Foto: dpa)

Karim Benzema: Soll die Zuspitzung der Tormaschine Real Madrid sein. Nach Özils Pass donnerte er den Ball auch gleich unter die Latte, doch Torwart Neuer vermasselte ihm den schnellen Torerfolg. Wenn überhaupt Gefahr ausging für das Bayern-Tor, war stets Benzema beteiligt. Dabei wirkt der Franzose zwischen all den Hochgeschwindigkeit-Tricksern wie ein Stier unter Gazellen. Bewies vor dem 1:1 aber eher den Jagdinstinkt eines Leopards: Als alle Bayern abschalteten, leitete er die zweite Angriffswelle ein.

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Marcelo

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(Foto: dapd)

Marcelo: Eigentlich Linksverteidiger kam der Brasilianer nach 69 Minuten für Mesut Özil. Sollte die Defensive stärken. Stellte auch noch einen Antrag auf die Rote Karte. Bekam für ein übles Foul an Müller aber nur Gelb.

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Esteban Granero

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(Foto: Getty Images)

Esteban Granero: Kam für di María und konnte deshalb nur positiv oder gar nicht auffallen. Entschied sich für Letzteres.

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Gonzalo Higuaín

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(Foto: AFP)

Gonzalo Higuaín: Der stierhafte Argentinier kam kurz vor Schluss für den Stier Benzema. Ward nicht gesehen - nicht mal beim Grasfressen.

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