Einzelkritik: FC Bayern:Auf des Kaisers Spuren

Thomas Müller wird in 15 Jahren ein Abschiedsspiel bekommen, Bastian Schweinsteiger in zehn - und bei José Ernesto Sosa hofften die Fans, dass dieses Spiel sein letztes gewesen sein möge.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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(Foto: dpa)

Jörg Butt: Hörte nicht auf Volkes Stimme, die ihn in der siebten Minute zum Elfmeterschützen auserkor. Ließ Badstuber schießen, doch der traf nicht. Sorgte in der Folgezeit mit sicher abgefangenen Flanken und kleineren Paraden dafür, dass das Volk noch oft seinen Namen rufen durfte. Durfte nach der Pause in der Kabine bleiben, für ihn spielte Thomas Kraft. Thomas Kraft (im Bild): Kam zur Pause für Jörg Butt. Das Volk rief nicht "Kraftkraftkraft", obwohl er es ein paar Mal verdient gehabt hätte. Konnte keinen Elfmeter halten.

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Daniel van Buyten: Trägt die Rückennummer, die einst Franz Beckenbauer gehörte. Der FC Bayern hat die "5" nicht zurückgezogen, dafür hat der Fußball zu Ehren Beckenbauers vor Jahren beschlossen, die Position des Liberos zu verbieten. Das ist fatal für van Buyten, der sich zumindest in diesem Spiel immer wieder wünschte, dass da noch einer hinter ihm sein möge, um seine Fehler auszubügeln. Stand nach drei Minuten falsch, spielte nach vier Minuten seinen ersten Fehlpass, verlor nach fünf Minuten seinen ersten Zweikampf. Prügelte nach 19 Minuten den Ball unmotiviert nach vorne, was Kollege Ribéry mit verwundertem Kopfschütteln quittierte. Verlor in der 20. Minute ein Laufduell im eigenen Strafraum. Aus Platzmangel wird die Aufzählung nun beendet. Sollte die Nummer "5" doch noch jemals aus dem Verkehr gezogen werden beim FC Bayern, dann nicht wegen ihm.

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(Foto: dpa)

Holger Badstuber: Es gibt ein Lied des Heimatbarden Fredl Fesl, in dem folgende Textzeile vorkommt: "Plötzlich müllert's vor dem Kasten, das Volk schreit 'Uwe', wie mir scheint. Da schießt der Müller knapp daneben, denn er war ja nicht gemeint." Als Badstuber in der siebten Minute zum Elfmeter antrat, da rief das Volk: "Buttbuttbutt." Wahrscheinlich deshalb schob er den Ball in die Arme von Real-Keeper Casillas. Er war ja nicht gemeint. Als Innenverteidiger sowohl defensiv als auch beim Spielaufbau deutlich stärker als Kollege van Buyten. Dürfte in der Innenverteidigung gesetzt sein.

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(Foto: AP)

Diego Contento: Wird von nicht wenigen als Achillesferse in der Startelf des FC Bayern betrachtet. In der Defensive gegen Higuain und Sanchez außerordentlich sicher, hielt seinem Partner auf der linken Seite, Franck Ribéry, den Rücken frei und unterstützte den Franzosen auch in der Offensive. Wenn er so weiterspielt, hat der FC Bayern eine ziemlich gesunde Achillesferse. Wurde in der Pause ausgewechselt, für ihn kam Edson Braafheid. Edson Braafheid: Kam zur Pause für Contento. Hat eher Anspruch auf den Titel "Achillesferse" als sein Vorgänger. Begrüßte immerhin einige Real-Spieler per Handschlag.Verschoss einen Elfmeter

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(Foto: REUTERS)

Nicolas Jüllich: Agierte als rechter Verteidiger, ein Vergleich des 20-jährigen Amateurspielers mit Philipp Lahm wäre ebenso ungerecht, als würde man Daniel van Buyten mit Franz Beckenbauer vergleichen. Aufmerksam und zweikampfstark gegen Madrids Superstar Cristiano Ronaldo. Darf auf weitere Einsatzzeiten hoffen, zumal sich Braafheid nach seiner Einwechslung nun wirklich nicht empfehlen konnte.

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(Foto: dpa)

Danijel Pranjic: Agierte neben Mark van Bommel im defensiven Mittelfeld. Stand sehr oft sehr richtig, gewann zahlreiche Zweikämpfe und leistete sich kaum Fehler. Offensiv zunächst unauffällig, in der 28. Minute jedoch mit einem Schuss, der Real-Schlussmann Iker Casillas zu einer schönen Parade verhalf. Spielte nach der Hereinnahme von Schweinsteiger und Ottl im offensiven Mittelfeld, deutlich aktiver und konstruktiver als zuvor Sosa. Darf sich als echte Alternative im Mittelfeld fühlen, zumal Timoschtschuk nicht einmal auf der Bank saß. Wurde nach 75 Minuten ausgewechselt. Maximilian Haas: Kam für Danijel Pranjic. Aufmerksam in der Defensive und mit einigen schönen Offensivaktionen. Empfahl sich für weitere Einsatzzeiten.

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(Foto: REUTERS)

Mark van Bommel: Spielte in der ersten Halbzeit nicht wie Mark van Bommel, sondern wie einst Franz Beckenbauer: kaum Zweikämpfe, keine Fouls, keine Fehlpässe. Wurde in der Halbzeit wohl von Louis van Gaal ermahnt, endlich wie van Bommel zu spielen. Trat deshalb erst einen Gegenspieler um und spielte dann einen Ball in die Beine eines Real-Akteurs. Fühlte sich in dieser Rolle deutlich wohler, schimpfte und gestikulierte dann auch endlich wie van Bommel. Als ihm die Partie gerade Spaß zu machen schien, wurde er nach einer Stunde ersetzt. Andreas Ottl: Kam für Mark van Bommel. Spielte wie Andreas Ottl.

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(Foto: AFP)

José Ernesto Sosa: Wird in seiner Heimat "Il Principo" gerufen, was übersetzt "der kleine Prinz" bedeutet. Hat die verblüffende Eigenschaft, dass in Spielstatistiken in der Rubrik "Durchschnittsgeschwindigkeit" der gleiche Wert auftaucht wie unter "Spitzentempo". Verlangsamte stets das Aufbauspiel, leistete sich Abspielfehler und war schlampig beim Abschluss. Wirkte im offensiven Mittelfeld nicht nur ideen-, sondern auch lustlos. Nicht wenige Zuschauer hatten in einigen Szenen gehofft, dass es nicht das Abschiedsspiel für Beckenbauer, sondern das von Sosa sein möge. Bastian Schweinsteiger: Wurde bei seiner Einwechslung gefeiert, als hätte er eine grandiose WM gespielt. Sofort präsent und torgefährlich. Dass er in ein WM-Loch fällt wie vor vier Jahren, ist diesmal nicht zu befürchten.

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(Foto: AFP)

Franck Ribéry: Wuselig, stets anspielbar, dribbelstark, trickreich. Holte nach sieben Minuten den Elfmeter heraus, den Badstuber verschoss. Setzte sich kurz vor der Pause schön gegen drei Real-Verteidiger durch, beim Abschluss erging es ihm allerdings wie Arjen Robben im WM-Finale: Er scheiterte am Zeh von Iker Casillas. Wurde in der zweiten Halbzeit deutlich müde und deshalb nach 60 Minuten durch Altintop ersetzt. Hamit Altintop: Hatte zuvor angekündigt, in dieser Saison mehr sein zu wollen als nur Einwechselspieler. Konnte die Ankündigung noch nicht umsetzen. Verschoss einen Elfmeter.

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(Foto: AFP)

Thomas Müller: War noch nicht auf der Welt, als Franz Beckenbauer sein letztes Profispiel absolvierte. War noch nicht einmal auf der Welt, als Karl-Heinz Rummenigge sein letztes Profispiel absolvierte. Dürfte ihm aber egal sein, wie ihm so ziemlich alles egal ist, was sich außerhalb des Spielfeldes so abspielt. Gegen Real Madrid auf der rechten Seite, zunächst nicht so auffällig wie Ribéry über links. Zeigte jedoch, dass er auch in dieser Saison bereit ist, mindestens zwölf Kilometer pro Spiel zu laufen und keinem Zweikampf aus dem Weg zu gehen. Könnte in 15 Jahren einmal ein Abschiedsspiel beim FC Bayern bekommen.

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(Foto: ddp)

Miroslav Klose: War der einzige Stürmer beim FC Bayern, was zunächst nicht auffiel, weil Klose die Laufstrecke von zwei Spielern zurücklegte. Deutlich fitter, selbstbewusster und spielstärker als in der vergangenen Saison. Hatte kurz vor der Pause die Chance zum 1:0, beim Abschluss erging es ihm allerdings wie Arjen Robben im WM-Finale: Er scheiterte am Zeh von Iker Casillas. In der zweiten Halbzeit unauffälliger. Schoss ein Tor, dem wegen Abseits die Anerkennung verweigert wurde.

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