Erste Niederlage von Union Berlin:Niemand fängt Muani ein

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Nicht zu stoppen: Eintracht Stürmer Randal Kolo Muani (links) schüttelt Timo Baumgartl von Union Berlinlocker ab. (Foto: Michael Berm/Imago)

Union Berlin verliert nach saisonübergreifend 14 Bundesliga-Spielen erstmals wieder. Das liegt vor allem an Frankfurts Randal Kolo Muani - der sich nur einen Fauxpas leistet.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Der Schlusspfiff war gerade ertönt, da hatte Theoson-Jordan Siebatcheu schon seinen Frieden mit dem ersten Rückschlag dieser Bundesliga-Saison gemacht. Der Torjäger von Union Berlin, weitgehend wirkungslos im Frankfurter Stadtwald, ging ein paar Schritte weiter zu Kevin Trapp, um dem Torhüter von Eintracht Frankfurt die Anerkennung für einige famose Paraden zu zollen.

Der Tabellenführer aus Köpenick hatte in vielen Belangen am achten Spieltag seinen Meister gefunden, weshalb auch Cheftrainer Urs Fischer nach dem soliden 0:2 (0:2) ohne Umschweife Glückwünsche an den Kollegen Oliver Glasner übermittelte: "Gratulation zu einem verdienten Sieg. Zehn Minuten war es bei uns gut, dann wurde es weniger. Frankfurt hat die Basics auf den Platz bekommen, die uns eigentlich auszeichnen." Der Champions-League-Teilnehmer sei "wacher, schneller, schärfer" gewesen, "über 90 Minuten war es bei uns einfach zu wenig".

Und so war es wenig verwunderlich, dass der bislang so aufmüpfige Hauptstadtklub nach saisonübergreifend 14 Bundesliga-Spielen erstmals wieder eine Niederlage beklagte. Dass wegen des Ausrutschers von Borussia Dortmund (2:3 in Köln) damit nicht der Verlust der Tabellenführung einherging, kümmerte Fischer naturgemäß wenig. Man kenne seine Meinung zu dieser Thematik, bekundete der 56-Jährige mit einem süffisanten Grinsen: "Das ist eine Momentaufnahme." Wichtiger als der Blick aufs Tableau schien dem Pragmatiker aus dem Wallis eine andere Folgerung zu sein: "Wenn wir uns nicht am absoluten Limit bewegen, wird es für uns schwer." Deshalb müsse man das Resultat "akzeptieren und analysieren".

Die Ursachenforschung dürfte dem Fußballlehrer, der unter der Woche seinen Vertrag verlängerte, nicht sonderlich schwerfallen. Der Wucht, dem Willen und Elan der Eintracht hatten die Gäste nur wenig entgegenzusetzen. "Wir waren nicht so aktiv und so mutig wie sonst", erklärte Rani Khedira, der in seinem Team eine Reihe von Fehlern bei den Frankfurter Tiefenläufen erkannte. "Das hat uns das Genick gebrochen", sagte der Mittelfeldabräumer, zur ersten Niederlage aber bemerkte: "Das war irgendwann zu erwarten: Dafür ist die Bundesliga zu stark."

Vor allem fanden die bislang so defensivstarken Köpenicker überhaupt kein Mittel, Frankfurts französischen Mittelstürmer Randal Kolo Muani einzufangen, der mit einer Galaleistung nachdrücklich unterstrich, warum ihn gerade Didier Deschamps erstmals zu Frankreichs Nationalteam eingeladen hatte. Muani leitete das 1:0 durch Mario Götze ein, indem er Timo Baumgartl und Diogo Leite mit einem energischen Lauf abschüttelte, den Überblick behielt, um mustergültig für den Mittelfeldspieler aufzulegen (12.).

Muani, dessen Stil an die Frankfurter Sturmlegende Anthony Yeboah erinnert, entblößte in der Unioner Defensive erstaunliche Lücken und ungewohnte Abstimmungsschwierigkeiten. Soll es für die Berliner am Donnerstag in der Europa League bei Malmö FF das erste Erfolgserlebnis geben, müssen die Eisernen schleunigst wieder die alte Ordnung herstellen.

Frankfurts bester Spieler fliegt vom Platz

Bestens zu besichtigen war die eklatante Orientierungslosigkeit beim feinen Sololauf von Jesper Lindström, der das 2:0 erzielte (42.). Die indisponierten Abwehrspieler Paul Jaeckel und Baumgartl waren beim Slalom des Dänen ohne Körperkontakt in die Knie gegangen. Eine entschlossene Abwehrhaltung vermisste auch Fischer: "Da sehen wir nicht gut aus und helfen mit." Der aus privaten Gründen fehlende Abwehrchef Robin Knoche wurde auf Berliner Seite schmerzlich vermisst.

"Nach meiner langen Pause fehlt mir noch das Timing", sagte Baumgartl, der gerade erst eine Hodenkrebs-Erkrankung überstanden hat. Man könne ja noch so viel trainieren, "aber im Spiel ist es noch mal etwas anders". Sein Leistungsvermögen würde er aktuell bei "90 Prozent" beziffern, sagte der 26-Jährige. Für einen Gegenspieler vom Kaliber Muani schien das schlicht nicht zu reichen.

Dass Frankfurts bester Spieler wegen zweier Fouls die gelb-rote Karte sah (70.), gefährdete den Heimsieg drei Tage vor dem Champions-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur nicht, weil die Glasner-Elf diesmal auch in der Arbeit gegen den Ball durchweg überzeugte. Und in letzter Instanz war da ja auch noch der formstarke Torwart Trapp, der sich vor allem bei seinen spektakulären Flugeinlagen gegen Tim Skarke (79. und 90.+4) das Lob verdiente, das ihn erst von den Rängen und dann auch auf dem Rasen erreichte.

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