Ausschreitungen:Randale in Bayreuth

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4000 Sachsen in Oberfranken: Dynamo wurde in Bayreuth von zahlreichen Zuschauern begleitet. Nicht alle blieben friedlich. (Foto: Marcus Foerster/dpa)

Beim Drittligaspiel im Hans-Walter-Wild-Stadion kommt es zu wüsten Auseinandersetzungen zwischen Dynamo-Dresden-Anhängern und der Polizei. Ein Getränkestand wird komplett zerstört, 14 Beamte werden verletzt.

Von Stefan Galler

Ein komplett zerstörter Getränkekiosk im Stadion, herausgerissene Pissoirs auf der Toilette für die Gästefans, zwei demolierte Züge der Deutschen Bahn und 14 verletzte Polizisten - Anhänger von Dynamo Dresden haben bei ihrer Reise zum Drittliga-Auswärtsspiel bei der SpVgg Bayreuth (1:1) eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die genaue Bilanz der Schäden könne noch nicht gezogen werden, sagt der Sprecher der Bayreuther Geschäftsführung, Wolfgang Gruber: "Wir sortieren alles noch mit der Polizei und unseren Sicherheitspartnern."

Schon bei der Anreise aus Sachsen habe es in einem der Züge erste Sachbeschädigungen gegeben, angeblich wegen einer 15-minütigen Verspätung seien Fenster zerkratzt und Tische herausgerissen worden. Auf dem Weg vom Bayreuther Bahnhof zum Stadion sei dann ein Journalist des Nordbayerischen Kurier, der den 1300 Mann starken Fanmarsch fotografieren wollte, von Dresdnern gepackt und in die Masse gezogen wurden. Sie "rissen ihm die Kameras von den Schultern und traten diese auf dem Boden wie Fußbälle vor sich her", schreibt die Lokalzeitung. Der Journalist sei unverletzt geblieben.

Während des Spiels ist es im Inneren des Hans-Walter-Wild-Stadions ruhig zugegangen. Für Fernsehzuschauer war von den Gewaltexzessen, die sich kurz nach der Halbzeit hinter der Gästekurve abspielten, nichts zu sehen. Etwa 100 Dynamo-Anhänger attackierten die Polizei, die einem Ordner zu Hilfe geeilt war. Sie zerlegten einen Imbisskiosk, ließen die mit 5000 bis 10 000 Euro gefüllte Kasse mitgehen und setzten die Trümmer der Bude und sogar Kühlschränke als Wurfgeschosse gegen die Beamten ein. Der Sachschaden beträgt zuzüglich den gestohlenen Einnahmen des Caterers rund 20 000 Euro. Die Kriminalpolizei Bayreuth hat Ermittlungen "in mehreren Fällen des schweren Landfriedensbruchs aufgenommen". Auch auf der Rückfahrt benahmen sich Dynamo-Fans daneben, wie Bayreuth-Sprecher Gruber von der Deutschen Bahn erfuhr, wurde ein Zug massiv beschädigt.

Gerüchten, es habe im Stadion keinen Alkohol gegeben, was die Randale ausgelöst hätte, widerspricht Gruber: "Wir waren darauf vorbereitet, was kommt. Es gibt Spiele, da ist es besser, wenn man Alkohol ausschenkt." Man habe in Michael Born einen Geschäftsführer für Sport und Finanzen, der selbst früher bei Dynamo tätig war und die Fankultur dort gut kennt", sagt Gruber, der in seiner Funktion als Arzt während des Spiels auch noch einen Dresden-Fan erstversorgte, der stark alkoholisiert von der Tribüne gestürzt war und sich eine schwere Kopfverletzung zuzog.

Mittlerweile tobt ein heftiger Konflikt zwischen einer Bayreuther Lokalzeitung und SpVgg-Boss Gruber

Unterdessen tobt nun eine heftige Auseinandersetzung zwischen Gruber und dem Nordbayerischen Kurier. Ein Redakteur der Zeitung hatte vor dem Spiel einen Aufruf von Dynamo-Fans, die Reise nach Bayreuth "in Bomberjacken anzutreten", folgendermaßen kommentiert: "Das mag auch etwas Positives an sich haben, weil sich heutzutage Nazis nur noch selten so offen zu erkennen geben." Für Wolfgang Gruber eine "unnötige Provokation", auf Facebook entgegnete er dem Journalisten: "Sie beschimpfen pauschal jeden der geschätzt 4000 Dresden Fans, die eine Flieger-, äh Bomberjacke besitzen, spontan als Nazis." Und weiter: "Sollte es heute in Bayreuth zu Ausschreitungen kommen, ist es vor allem Kommentatoren wie Ihnen geschuldet!"

Im Nachgang unterstreicht der Funktionär seine Kritik: "Ich will hier keine Täter-Opfer-Umkehr betreiben, aber alle Dynamo-Fans in diese Schublade zu stecken, war unprofessionell von dem Journalisten und hat die Zündschnur der gewaltbereiten Anhänger zusätzlich verkürzt."

Unterdessen hat der Nordbayerische Kurier Gruber für dessen Facebook-Beitrag harsch kritisiert: Dieser relativiere "von vorneherein mögliche Gewalt und mögliche andere illegale Handlungen der eigentlichen Täter und macht stattdessen Kommentatoren dafür verantwortlich", heißt es in einem Kommentar des Stellvertretenden Chefredakteurs: "Wolfgang Gruber sollte als demokratisch gewählter Stadtrat mal darüber nachdenken, was Meinungsfreiheit in einer Demokratie bedeutet."

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