Dritte Liga:Keine Lust auf Zirkus

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Einseitiges Derby: Die Hachinger mit Jannis Turtschan (vorne) wurden gegen Türkgücü (im Bild Torschütze Boubacar Barry) kaum einmal gefährlich. (Foto: Claus Schunk)

"Die Leistung war absolut beschämend": Nach dem 0:2 gegen Türkgücü München steht die SpVgg Unterhaching als Absteiger in die Regionalliga so gut wie fest - nach allem, was von den Hachingern selbst zu hören ist, völlig zurecht.

Von Christoph Leischwitz

In der zweiten Spielminute sah Arie van Lent zum ersten Mal auf die Uhr. Wahrscheinlich wollte der Trainer der SpVgg Unterhaching nachsehen, wieviel Zeit seiner Mannschaft noch bleibt, um den Rückstand wettzumachen. Es waren nämlich gerade einmal 76 Sekunden gespielt, als Boubacar Barry für Türkgücü München die Führung erzielte. Doch in den verbleibenden 88 Spielminuten gab es nicht viel, was nach einer Aufholjagd aussah. Und das, obwohl der Trainer dem Spiel Finalcharakter bescheinigt hatte. "Die Leistung war absolut beschämend", sagte dann Kapitän Markus Schwabl nach dem Spiel. Das Drittliga-Derby endete 0:2 (0:1). Während es für Aufsteiger Türkgücü lediglich noch darum geht, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, wird der Abstieg der Unterhachinger immer wahrscheinlicher. Und nach allem, was von den Unterhachingern selbst während und nach dem Spiel zu hören war, völlig zurecht.

Beinahe wäre den Hachingern sogar die prompte Antwort aufs 0:1 gelungen. Mit einem Querschläger vor dem gegnerischen Tor köpfelte Christoph Greger seinen Mitspieler Stephan Hain an, den Abpraller von dessen Kopf konnte Kilian Jakob auf der Linie klären. Danach dauerte es allerdings eine knappe halbe Stunde, bis die Hachinger ins Spiel fanden. Und das, obwohl das Hachinger Maskottchen Fonsi immer wieder anfeuernd lautstark gegen die Werbebande patschte - manchmal sogar gut getimt, um den gegnerischen Torwart zu irritieren. Doch bis zur Pause sprangen nur zwei Chancen heraus, und für Türkgücü hätte Lucas Röser beinahe per Kopf das 2:0 erzielt (29.). Türkgücü setzte ohne die verletzten Sercan Sararer und Petar Sliskovic wenige offensive Akzente, wirkte aber trotzdem über weite Phasen abgeklärter.

Nicht alle Spieler hätten "kapiert, worum es geht heute Abend", sagt Präsident Schwabl

Das alles schien für Hachings Präsident Manfred Schwabl dann Anlass genug zu sein, in der Pause bei Magentasport so richtig vom Leder zu ziehen: Nicht alle Spieler hätten "kapiert, worum es geht heute Abend", so Schwabl. Er werde sich Gedanken machen, "wer nächste Saison noch dabei ist, denn das hier hat nichts mit Abstiegskampf zu tun". Diesen "Zirkus" mache er nicht mehr mit. Schwabl wiederholte, dass die Trainerfrage und die Zukunft des zurzeit pausierenden sportlichen Leiters Claus Schromm, der am Mittwoch 52 Jahre alt wurde, erst nach der Saison geklärt werde.

In der Kabine schien indes die Ansage nicht ganz so klar gewesen zu sein wie beim Interview draußen auf der Südtribüne. Das Spiel plätscherte eher dahin, bis Türkgücüs Aaron Berzel einen strammen Schuss aufs Hachinger Tor abgab (64.). Der Defensiv-Spezialist war nach einer Verletzung wochenlang nicht berücksichtigt worden, in Haching wurde er erstmals wieder eingewechselt. Das Bemühen war phasenweise sichtbar bei den Hachingern, wenngleich meistens in einer harten Zweikampfführung und weniger durch das Erspielen guter Möglichkeiten.

In der 87. Minute blickte Schwabl auf sein Handy, vermutlich um zu sehen, wie sich die Konkurrenten im Abstiegskampf anstellten. In der 89. Minute erzielte der eingewechselte Furkan Kircicek das entscheidende 2:0 nach einem Konter. Van Lent sah nicht mehr auf die Uhr, er hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. "So gut wie", sagte er wenig später auf die Frage, ob der Abstieg nun feststehe. Theoretisch bestünden noch Chancen, immerhin handelt es sich beim nächsten Gegner Kaiserslautern immer noch um einen Konkurrenten gegen den Abstieg.

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