Dritte Liga:Haarsträubend

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Sichtlich genervt: Türkgücü-Coach Serdar Dayat kritisierte seine Mannschaft für die anfängliche Lethargie beim Gastspiel in Saarbrücken. (Foto: Fabian Kleer/Jan Huebner/Imago)

Zum Ärger von Trainer Serdar Dayat verschläft Türkgücü in Saarbrücken die Anfangsphase und verliert mit 1:2. Aber Priorität hat sowieso das Derby am Samstag gegen die Löwen.

Von Stefan Galler, Saarbrücken/München

So richtig Lust auf die Heimfahrt hatte keiner im Tross von Türkgücü. "Sechs Stunden im Bus sitzen" sei nicht schön, sagte Trainer Serdar Dayat. "Da willst du wenigstens Punkte mitnehmen." Das gelang den Münchnern im Spiel beim 1. FC Saarbrücken trotz einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit nicht: Am Ende stand es 2:1 (2:0) für den Mitaufsteiger aus dem Saarland. Bei Türkgücü gilt jetzt die volle Konzentration dem Derby am kommenden Samstag gegen den TSV 1860 München. "Das sind die geilsten Spiele im Jahr, gegen Sechzig geht einiges, da wollen wir auf alle Fälle etwas holen", sagte Stürmer Lucas Röser bei Magentasport.

Dass die kommende Partie einen deutlich höheren Stellenwert hat als das Gastspiel beim FCS, hat damit zu tun, dass Türkgücü dabei ist, sich in der Stadt München zu positionieren - immerhin buhlt man weiterhin um einen Standort für ein eigenes Klubgelände. Und so verzichtete Coach Dayat am Samstag nicht nur auf Verteidiger Aaron Berzel - aus Leistungsgründen, wie der Trainer ausdrücklich betonte -, sondern auch auf seinen Kapitän und Topscorer Sercan Sararer, der zwar auch unter Wadenproblemen litt, in erster Linie jedoch für das Derby gegen die Löwen geschont wurde, wie der Übungsleiter durchblicken ließ. "Wir wollen ihn aufheben für das Sechzig-Spiel."

Der geschonte Sararer ist kaum zu ersetzen: Er war an 55 Prozent aller Türkgücü-Tore beteiligt

Die Bedeutung des ehemaligen türkischen Nationalspielers belegen schon die nackten Zahlen: Zehn Tore und zwölf Vorlagen, so lautet sein Arbeitsnachweis in dieser Saison, damit war er an 55 Prozent aller Türkgücü-Tore beteiligt. Und Sararer ist darüber hinaus einer, der immer eine professionelle Einstellung mitbringt - und genau die fehlte den Gästen in Saarbrücken in der Anfangsviertelstunde: "Wir sind die ersten 15 Minuten in München geblieben. Bis wir gemerkt haben, dass das Spiel läuft, lagen wir schon 0:2 hinten", grantelte Dayat hinterher.

Schon in der ersten Minute versuchte es Saarbrückens Minos Gouras aus der Distanz, Alexander Sorge fälschte per Kopf zum Eckball ab. Und dieser brachte die Führung für die Gastgeber, weil Türkgücüs Hintermannschaft nicht konsequent klärte und Manuel Zeitz die Kugel aus sechs Metern in den Winkel knallte (2.). Die Gäste kamen nur langsam ins Spiel, Sararer-Ersatz Omar Sijaric verfehlte bei einem ersten Abschluss das Tor deutlich (6.). Dann war wieder Saarbrücken dran: Eine flache Hereingabe von Lukas Schleimer wehrte Sorge mit der Hand ab, den fälligen Elfmeter verwandelte Nicklas Shipnoski zum 2:0 (14.). "Mir sind die Haare zu Berge gestanden. Wenn man 20 Minuten verschläft, wird man bitter bestraft", sagte Dayat.

Nach der Pause kommt Boubacar Barry - und bereitet prompt das Anschlusstor vor

Seine Mannschaft war erst danach wach, was womöglich auch daran lag, dass sich der Gegner immer dann schwertut, wenn er führt: Seit Januar hat Saarbrücken elf Mal einen Vorsprung aus der Hand gegeben. Und auch diesmal wackelten die Blau-Schwarzen: Ein nur bedingt gelungener Schuss von Türkgücüs Noel Niemann ging durch die Beine von Zeitz, ehe sich Torwart Daniel Batz auf das Spielgerät stürzen konnte (34.). In der Pause brachte Dayat in Nico Gorzel und Boubacar Barry zwei frische Kräfte, Letzterer bereitete den Anschlusstreffer vor, als er bei einer Hereingabe zwar ausrutschte, der Ball dennoch genau bei Röser landete und jener mit Glück und Geschick traf (67.). Weitere Chancen gab es aber nicht, Saarbrücken ließ bis auf einen unplatzierten Röser-Kopfball, den Batz halten konnte, nichts mehr zu (90.).

Und so blieb die Leistungssteigerung von Türkgücü unbelohnt, während sich die Gegenseite gleich aus zwei Gründen freuen durfte, neben dem ersten Erfolg nach zuletzt fünf sieglosen Spielen auch über die Lösung der offenen Trainerfrage: Nachfolger des am Saisonende scheidenden Lukas Kwasniok beim 1. FC Saarbrücken wird Uwe Koschinat, ehemals bei Fortuna Köln und zuletzt beim Zweitligisten SV Sandhausen tätig.

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