Douglas Costa beim FC Bayern:Turbodribbler ohne Eigensinn

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Überzeugt bislang im roten Trikot: Douglas Costa (Foto: REUTERS)
  • Bayern-Zugang Douglas Costa ist ein Typ wie Arjen Robben. Doch anders als der Niederländer spielt er im Strafraum häufiger den Ball ab.
  • Der 24-Jährige bringt eine neue Qualität in den Kader: Kreativität in den Eins-gegen-eins-Duellen.
  • Thomas Müller könnte von Costa profitieren, wird aber von Manchester United umworben.

Von Benedikt Warmbrunn, Shanghai/München

Die Rückennummer 11 hatte es in den vergangenen Jahren beim FC Bayern nicht leicht. Zuverlässig wurde sie von Spielern ausgewählt, die dann zuverlässig allenfalls eine wichtige Nebenrolle spielten. Lukas Podolski ließ sich die 11 auf das Trikot flocken, danach der unermüdliche Dauerrenner Ivica Olic, zuletzt der würfelbreite Xherdan Shaqiri. In der Rückrunde der vergangenen Saison wurde sie ganz vernachlässigt, kein Spieler im Kader des FC Bayern wählte diese Nummer, die schon der junge Karl-Heinz Rummenigge trug oder später der nicht mehr ganz so junge Stefan Effenberg.

Die Rückennummer 11 hat nun wie alle anderen Rückennummern eine neue Chance auf mehr Beachtung bekommen, und bisher kann sie sich nicht beklagen. Die Rückennummer 11 trägt inzwischen schließlich Douglas Costa.

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Der FC Bayern reist in dieser Woche durch China, erst war die Mannschaft in Peking, seit Sonntag ist sie in Shanghai. Am Montag sind die Spieler zu Werbeterminen durch die Stadt getourt, Mario Götze und Robert Lewandowski waren auf der Formel-1-Strecke, Trainer Pep Guardiola auf dem Golfplatz. Am Dienstag ging es dann wieder um Fußball, und ganz besonders ging es dabei um Douglas Costa.

Der Brasilianer, der im Sommer für angeblich 30 Millionen Euro von Schachtjor Donezk nach München gewechselt ist, hatte schon beim 4:1 in Peking gegen Valencia mit seinen Turbodribblings Mitspieler und Trainer begeistert. Thomas Müller schwärmte von einem "Extraschuss Spritzigkeit", und warum der deutsche Nationalspieler so schwärmte, das erklärte Guardiola: "Wir brauchen diese Eins-gegen-eins-Spieler! So haben Lewandowski und Thomas mehr Platz im Strafraum."

Costa, 24, war in diesem Sommer Guardiolas einziger Wunschspieler, im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona hat der Trainer als Schwäche ausgemacht, dass seinem Team die Kreativität in den direkten Duellen gefehlt habe. Damals waren die Außenbahnwirbler Franck Ribéry und Arjen Robben verletzt, die obendrein beide älter als 30 sind. Costa bekam auch einen Fünfjahresvertrag, doch gegen Valencia und am Dienstag gegen Inter Mailand deutete er an, dass er mehr sein kann als nur ein Ersatz für Ribéry und Robben, die beide auf der China-Reise fehlen. Er deutete an, dass er eine neue Qualität in das Offensivspiel des FC Bayern bringt. Die des Vorlagengebers.

Gegen Valencia hatte Costa als Linksaußen gespielt, beim 1:0 gegen Inter begann er auf dem anderen Flügel, wieder lief fast jeder Angriff über ihn. Häufig verlagerten die zentralen Mittelfeldspieler Xabi Alonso und Philipp Lahm auf Costa, der dann in der Manier eines Arjen Robben in den Strafraum dribbelte - dort aber nicht wie Robben den Abschluss suchte, sondern ablegte. Bevorzugt auf Lewandowski und Müller, die allerdings nicht immer genug Platz hatten, um den Ball ins Tor zu schießen.

Durch den Vorlagengeber Costa könnte das Offensivspiel des FC Bayern noch mehr auf Lewandowski zugeschnitten werden. Und auf Müller, der sich zuletzt vergeblich als Eins-gegen-eins-Spieler versuchen musste. Müller wird englischen Medienberichten zufolge von Manchester United umworben, von jenem Klub, zu dem Bastian Schweinsteiger gewechselt ist. Von jenem Klub, den Louis van Gaal trainiert, der in seiner Zeit beim FC Bayern sagte: "Der Müller spielt immer." Inzwischen spielt der Müller nicht mehr immer - doch das durch Costa erweiterte System wäre eines, das auch ihm die nächste Saison beim FC Bayern schmackhafter macht.

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Durch Müller ist die Personaldebatte um eine weitere Figur erweitert worden, ein Wechsel ist jedoch unwahrscheinlich. Stattdessen wird munter diskutiert, genauso wie über den Chilenen Arturo Vidal, der auch am Dienstag im Status des So-gut-wie-sicher-Zugangs blieb. Eine weniger kontroverse Diskussion löste Rafinha aus, der Rechtsverteidiger sagte der tz, dass er einen deutschen Pass beantragt habe - er wäre auch für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt. Eine Lösung, über die sie nach SZ-Informationen beim DFB schon länger nachdenken, obwohl der Brasilianer nicht in die Altersstruktur der Nationalmannschaft hineinpasst.

Das Tor gegen Inter Mailand erzielte übrigens Mario Götze, der in der vergangenen Saison in den entscheidenden Spielen übergangen wurde. Nicht ausgeschlossen, dass auch die Rückennummer 19 bald für mehr steht als nur für einen wichtigen Nebendarsteller.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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