Nur noch wenige Tage ist Alfons Hörmann, 61, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, und was bleibt hängen von seiner dann achtjährigen Amtszeit? Die "Kultur der Angst". Das war der Kernvorwurf in jenem anonymen Schreiben, verfasst angeblich von DOSB-Mitarbeitern, welches Hörmann letztlich das schöne Amt gekostet hat: Der Sportpatriarch sei im Umgang mit Untergebenen herrisch und respektlos. Die Ethikkommission des Verbandes prüfte und empfahl Hörmann, sich Neuwahlen zu stellen. Die finden nun Anfang Dezember statt - und Hörmann tritt nicht mehr an.
Hörmann findet den Vorwurf offenkundig ungerechtfertigt - geht aber nun in seinem Furor so weit, dass er genau das verbreitet, was er zu verbreiten bestreitet: ein Klima der Angst. Quod erat demonstrandum.
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Am Mittwoch machte die FAZ ein Schreiben öffentlich, das Karin Fehres, bis Ende 2020 DOSB-Vorstandsmitglied für Sportentwicklung, an ehemalige Kollegen verschickt hatte. Sie schildert darin, wie ihr von einer Anwaltskanzlei - im Auftrag des DOSB und von Hörmann persönlich - unterstellt wurde, sie sei die Autorin des anonymen Schreibens gewesen. Das beweise angeblich das "Gutachten eines Sprachsachverständigen", das dem DOSB vorliege. Fehres weist die Unterstellung zurück: Diese sei "absurd und haltlos"; sie habe "die anonyme Mail vom 6. Mai 2021 nicht verfasst, und ich habe in keinster Form daran mitgewirkt".
Hörmanns Abschied als oberster deutscher Sportrepräsentant ist überfällig
Es ist der alte Reflex der Mächtigen: Anstatt sich inhaltlich mit Vorwürfen auseinanderzusetzen, fahnden sie nach der undichten Stelle. Und was Fehres dann noch aus dem Anwaltsschreiben zitiert, hat es in sich: Man werde "auf die gerichtliche Geltendmachung von Unterlassungsansprüchen und die Erstattung einer Strafanzeige (...) verzichten", soll es da im Namen des DOSB heißen, "wenn Sie sich zur Autorenschaft des offenen Briefes vom 06.05.2021 bekennen und gemeinsam mit unserer Mandantschaft an einer Erklärung gegenüber der Presse und den Medien mitwirken, in der Sie einräumen, den offenen Brief allein verfasst zu haben". Im Gegenzug sei ihr Anonymität angeboten worden.
Man darf also festhalten: Der DOSB-Präsident reagiert auf anonyme aber sehr konkrete Vorwürfe, indem er Anwälte eine angebliche Hinweisgeberin unter Druck setzen lässt, bis hin zu der Forderung, eine gegebenenfalls falsche öffentliche Erklärung abzugeben. Was zu beweisen war: Hörmanns Abschied als oberster deutscher Sportrepräsentant ist überfällig. Dass diese Ungeheuerlichkeit auch im Namen weiter amtierender DOSB-Vorstände verschickt wurde, wäre indes schon der nächste Fall für die DOSB-Ethikkommission.