Dortmunds Sieg gegen Bremen:Schwelgen im Überfluss der Talente

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Der Transfer des Sommers scheint sich gelohnt zu haben. Dortmund-Heimkehrer Marco Reus schießt das erste Tor für seinen neuen Verein. Und Mario Götze kehrt nach langer Verletzungspause mit dem Siegtreffer zurück. Borussia-Trainer Jürgen Klopp findet das alles "recht lässig". Dabei steht gerade er vor einer besonderen Herausforderung.

Hendrik Buchheister, Dortmund

Am Ende des Abends sollte Mario Götze Stellung beziehen zu einer Frage, die weit hinausging über dieses 2:1 (1:0) von Borussia Dortmund gegen Werder Bremen zum Start der 50. Bundesliga-Saison. Sie lautete: Sind die beiden Dortmunder Jungs Reus und Götze jetzt angekommen?

Borussia-Trainer Jürgen Klopp findet es "recht lässig", Mario Götze einwechseln zu können. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Götze musste nicht lange überlegen; er hatte offensichtlich keine Lust, sich mit derart grundsätzlichen Überlegungen zu befassen, nachdem die Dortmunder gerade ein Vierunddreißigstel der Saison bewältigt hatten. "Ich glaube, es ist noch zu früh, um das zu sagen", sprach Götze; und obwohl sich aus ersten Spielen selten umfassende Schlüsse über den Fortgang der Saison ableiten lassen, stimmte es zumindest, dass der in Dortmund sozialisierte Götze und der sogar in Dortmund geborene Marco Reus das Spiel gegen Bremen geprägt hatten; nicht nur, weil erst Reus (11.) und dann Götze (81.) die Tore zum Sieg des BVB schossen.

Den Dortmundern war der Transfer des Sommers gelungen mit der Rückholaktion von Reus. Rund 17 Millionen Euro hat der BVB dafür bezahlt, dass Reus am Freitagabend im schwarz-gelben Trikot auflief, und dem ersten Eindruck zu Folge könnte sich diese Investition gelohnt haben. Vor allem in der ersten Halbzeit sah es so aus, als würde Reus jede Offensivposition gleichzeitig spielen, dabei hatte Trainer Jürgen Klopp ihm die Zentrale zugeteilt, die in der vergangenen Saison Shinji Kagawa besetzt hatte.

Dass dem Heimgekommenen das erste Tor der Saison gelang, ist natürlich eine hübsche Pointe zum Start ins neue Spieljahr, trotzdem hätte der Abend beinahe ein trübes Ende genommen für die Dortmunder. "Wir müssen unsere Konter besser ausspielen und das 2:0 machen", sprach Reus, "stattdessen bekommen wir so ein dummes Gegentor."

Einzelkritik Borussia Dortmund
:Gemeinsam zum Mannschaftsbus

Sebastian Kehl bekommt den ersten Applaus der neuen Saison, Mario Götze braucht zwei Ballkontakte für einen Treffer, Ilkay Gündogan müht sich, möglichst viele Titel zu sammeln - und Marco Reus wird wohl auch den Mannschaftsbus fahren. Die Spieler von Borussia Dortmund beim 2:1 gegen Bremen in der Einzelkritik.

Hendrik Buchheister, Dortmund

Die Angriffsmechanik des BVB funktionierte streckenweise schon prächtig, aber die Abwehr braucht noch Übung. Oliver Kirch vertrat den verletzten Lukas Piszczek auf dem rechten Verteidigungsposten, und mehrmals ließ er Eljero Elia in seinem Rücken entkommen. Vor dem zwischenzeitlichen 1:1 durch Theodor Gebre Selassi konnten Mats Hummels und Robert Lewandowski die Bremer Marko Arnautovic nicht an der Flanke hindern; in der Mitte ließ Kirch den neuen Bremer gewähren, der per Kopfball-Lupfer traf.

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Hendrik Buchheister, Dortmund

"Wir müssen hinten noch an den Feinheiten arbeiten, dann kommen wir auch wieder dahin, wo wir letzte Saison waren", sagte Roman Weidenfeller, der als Torwart die Mängel in der Dortmunder Deckung aus nächster Nähe erleben durfte.

Die Bremer hatten sich ihr Tor aber auch mit bemerkenswerter Mühe verdient. In der Sommerpause machten sie vor allem durch ihren neuen Trikotsponsor Wiesenhof aufmerksam, aber in Dortmund deuteten sie an, dass sie in der neuen Saison ein ernsthafter Wettkampfpartner sein könnten: "Was die Mannschaften heute geboten haben, macht hungrig", sagte Bremens Trainer Thomas Schaaf, und er bezog das ausdrücklich auch auf seine Auswahl.

Dass die Bremer doch mit einer Niederlage abreisen musste, lag an Mario Götze, der drei Minuten nach seiner Einwechselung zum 2:1 traf. Der Wert dieses Treffers ließ sich für Götze aber gar nicht in Zahlen messen: "Das war eine Befreiung für mich, nach so langer Zeit." Er konnte ja kaum mitspielen in der vergangene Rückrunde. Weil er an einer Schambein-Entzündung litt, er musste zusehen, wie seine Mannschaft ohne ihn Rekorde brach. Jetzt ist er wieder einsatzfähig: "Ich bin bei 100 Prozent, mir fehlt nur die Spielpraxis", sagte Götze.

Es ist die Aufgabe von Trainer Jürgen Klopp, eine Platz für Mario Götze zu finden. Allerdings besteht im Dortmunder Kader ein Überangebot an begabten Mittelfeldspielern. Götzes Fehlzeiten in der vergangenen Saison lösten keine größere Besorgnis in Dortmund aus, weil Jakub Blaszczykowski ihn hochwertig ersetzte.

Klopp hatte am Freitag Spaß an diesem Überfluss: "Mario Götze einwechseln zu können, finde ich an sich schon recht lässig", sagte Klopp. Besonders lässig ist es, wenn Götze dann noch das entscheidende Tor schießt.

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