Dortmunder 3:0 gegen Marseille:Niedriger Blutdruck auf der Osttribüne

Lesezeit: 3 Min.

Zwei Treffer gegen Marseille: Dortmunds Stürmer Robert Lewandowski. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Dortmunds gesperrter Trainer Jürgen Klopp erlebt beim 3:0-Heimsieg gegen Olympique Marseille einen entspannten Abend auf der Tribüne und eine überzeugende Vorstellung seiner Mannschaft. Gegen die chancenlosen Franzosen beeindruckt der BVB mit Expressfußball - Stürmer Lewandowski trifft doppelt.

Trainer Jürgen Klopp saß oben auf der Osttribüne, unter den 65 599 anderen Zuschauern. Er durfte sich ja ausnahmsweise nicht auf die Dortmunder Bank begeben, weil er nach seinem Ausraster in Neapel von der Uefa für dieses Champions-League-Spiel gesperrt worden war. Doch Klopp saß da oben ganz ruhig und entspannt, er fühlte sich ja bestens vertreten von seinem langjährigen Adlatus Zeljko Buvac, dem "Fleisch gewordenen Fußball-Sachverstand".

Das Spiel sorgte ohnehin nicht für allzu erhöhten Blutdruck: Borussia Dortmund siegte gegen Olympique Marseille, den Dritten der französischen Liga, mit einer überzeugenden Leistung 3:0 (1:0), durch Treffer von Robert Lewandowski (19./80., Foulelfmeter) und Marco Reus (52.), und schaffte den nach der Auftaktniederlage in Süditalien ganz wichtigen Sieg. "Wir sind jetzt drin in der Gruppe", sagte Klopp, als er wieder reden durfte.

Die Dortmunder hatten ihre Mannschaft im Vergleich zum furiosen Bundesliga-5:0 gegen den SC Freiburg nur auf einer Position verändert - und zwar im Tor. Mitchell Langerak vertrat den rotgesperrten Roman Weidenfeller. Weil Linksverteidiger Marcel Schmelzer verletzt war, kam Talent Erik Durm zu seinem Champions-League-Debüt. Klopp hatte in den Spielen zuvor, vor allem beim 1:1 in Nürnberg, genügend Rotation betrieben, um nun hintereinander auf dieselbe Formation zu setzen.

Von Beginn an hatte Marseille mit dem Verteidigen genug zu tun und zog sich meist weit zurück. Nur einmal strahlten die Franzosen so etwas wie Torgefahr aus, als ihr Stürmer Saber Khelifa nach einem Zweikampf mit Durm zu Fall kam und einen Elfmeter forderte (8.).

Zum Führungstreffer kamen die Dortmunder, als Olympique bei einem eigenen Freistoß tatsächlich einmal aufrückte. Sofort lief der Konter - bei Fünf-gegen-drei-Überzahl - über Reus, der in die Mitte zog und Henrikh Mkhitaryan suchte; der Armenier setzte den mitgelaufenen Linksverteidiger Durm auf der anderen Seite in Szene, dessen präzise Vorarbeit musste Lewandowski nur noch ins Tor schieben (19.). "Unser Umschaltspiel war außergewöhnlich gut", fand auch Klopp, "das war wirklich schön anzusehen."

Zur Pause mussten sich die bis dahin klar überlegenen Dortmunder lediglich grämen, die Führung nicht ausgebaut zu haben. In der 22. Minute verpasste Lewandowski nach Vorarbeit von Rechtsverteidiger Kevin Großkreutz, als er Marseilles Torhüter Steve Mandanda aus kurzer Distanz nicht überwinden konnte. Generell wurde der BVB meist dann besonders gefährlich, wenn sich die defensiven Außen an der Offensive beteiligten, was sie oft genug taten - Durm bot eine beherzte Premierenvorstellung, Großkreutz läuft in seiner neuen Rolle ohnehin zur Höchstform auf.

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Mats Hummels beweist als souveräne Führungskraft seinen Wert fürs Team. Der junge Erik Durm setzt sich abgezockt über eine Order des Trainers hinweg. Und Außenverteidiger Kevin Großkreutz zeigt, dass er frühere Anlaufschwierigkeiten längst hinter sich gelassen hat. Der BVB beim 3:0 gegen Olympique Marseille in der Einzelkritik.

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Nuri Sahin scheiterte dann mit einem Schlenzer ebenfalls an Mandanda, und als Lewandowski das Tor in der 43. Minute dann doch noch zum zweiten Mal traf, stand er im Abseits. So bleib es bei der knappen Führung, die noch ein gewisses Spannungselement übrig ließ.

Das mit der Spannung hatte sich dann allerdings schnell erledigt. Kurz nach dem Seitenwechsel zeigte der spanische Schiedsrichter David Fernandez Borbalan zwar erneut, dass er noch nicht in Elfmeterlaune war, als Marseilles Verteidiger Benjamin Mendy der Ball an den nicht angelehnten Arm sprang.

Das beruhigende 2:0 für die Dortmunder fiel aber nur wenige Minuten später: Reus zog einen weiten Freistoß Richtung Strafraum, der aufgerückte Innenverteidiger Mats Hummels sprang in die Lüfte, berührte den Ball zwar nicht, irritierte aber Olympique-Torwart Mandanda, der das Spielgerät erst hinter der Linie abwehrte (52.). Ab diesem Zeitpunkt war es endgültig nur noch Spiel und Spaß, was die Dortmunder vorführten.

Immer wieder liefen nun die blitzschnellen Konter. Durm scheiterte nach einem Zuspiel von Mkhitaryan ungedeckt an Mandanda (59.), Pierre-Emerick Aubameyang schoss aus 22 Metern knapp übers Tor (62.). "Wären wir da ein bisschen klarer gewesen, wäre es noch schneller entschieden gewesen", sagte Klopp. Olympique Marseille bemühte sich ums Anschlusstor, war jedoch nicht in der Lage, einmal für Torgefahr zu sorgen.

Und dann mochte Borbalan doch noch einen Elfmeter verhängen. Nach einem Pass von Großkreutz eilte Reus in den Strafraum, wurde von Olympique-Innenverteidiger Nicolas Nkoulou berührt und kam zu Fall. Lewandowski verwandelte den Strafstoß zum 3:0 (80.). Kurz darauf verließ Reus unter großem Applaus den Platz, den Klopp auch nach dem Schlusspfiff nicht betreten durfte: Seine Sperre endete offiziell erst 15 Minuten nach Spielende.

Die Tribüne fand er gewöhnungsbedürftig: "Man sieht tatsächlich besser", stellte er fest, "ansonsten war's nicht so angenehm." Und auch Großkreutz war irritiert: "Schon komisch, wenn ich nach rechts kucke und der Trainer ist nicht da", stellte er fest: "Wir haben den Sieg auch für ihn geholt."

© SZ vom 02.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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