Dortmund-Sieg mit Kagawa:Auf Anhieb wieder zu Hause

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Willkommen zurück: Dortmunds Milos Jojic (li.) gratuliert Shinji Kagawa zum 2:0. (Foto: REUTERS)

Das erste Tor im Heimspiel gegen den SC Freiburg leitet er ein, dann trifft er zum 2:0. Bei seiner Rückkehr nach Dortmund sorgt Shinji Kagawa selbst für seine Willkommen-Zu-Hause-Party. Nur konditionell ist er noch nicht auf BVB-Niveau - das dritte Tor beim 3:1-Sieg fällt ohne ihn.

Von Dominik Fürst

An manchen Tagen passt im Leben einfach alles gut zusammen. Mal angenommen, man ist ein hoch talentierter japanischer Fußballprofi, der zwei schwere Jahre in England hinter sich hat, nun aber einen neuen Anfang bei seinem alten Herzensklub wagt. Was würde besser passen, als beim Bundesliga-Comeback vor 80 000 Fans ein Tor mit vorzubereiten, eins selbst zu schießen und so das Spiel für sein Team zu entscheiden?

Ja, Shinji Kagawa hatte einen guten Tag. Knapp zwei Wochen nachdem ihn Borussia Dortmund für acht Millionen Euro von Manchester United zurückgekauft hatte, stand der Japaner bei der Partie gegen den SC Freiburg schon in der Startformation. Es war Kagawas erstes Pflichtspiel für den BVB nach 854 Tagen, und nach allem, was er dem Publikum und seinen Teamkameraden auf dem Spielfeld zeigte, lässt sich sagen: Er hat sich auf Anhieb wieder wie zu Hause gefühlt.

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3:1 (2:0) schlug die Borussia am dritten Bundesliga-Spieltag nach Toren von Adrian Ramos (33.), Kagawa (41.) und Pierre-Emerick Aubameyang (78.) den SC Freiburg und kletterte dadurch zumindest vorübergehend auf den dritten Tabellenplatz. Trainer Jürgen Klopp hatte vor der Partie noch gewarnt, gegen laufstarke und taktisch gute Freiburger zu siegen, sei "kein Kindergeburtstag." Doch am Ende wurde zumindest eine große Willkommen-Zu-Hause-Party für Shinji Kagawa daraus.

Zunächst allerdings behielt Klopp recht, es entwickelte sich eine zähe erste Halbzeit für den Zweiten der vergangenen Saison. Nach wie vor plagt den BVB ja eine längere Verletztenliste, auf der seit vergangener Woche auch wieder der wichtigste Spieler steht: Marco Reus, der sich im EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland einen Teilriss des Außenbandes im Sprunggelenk zugezogen hat. Doch ein zu dünner Kader soll Dortmund in dieser Saison im Wettkampf mit dem FC Bayern nicht scheitern lassen - auch deswegen wurde Kagawa verpflichtet, der auf dem Spielfeld sogleich in die Reus'sche Rolle im zentralen Mittelfeld schlüpfte.

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Die erste Chance gehörte jedoch den Freiburgern: Admir Mehmedi startete in der ersten Minute auf der rechten Außenbahn durch, seinen Schuss aus spitzem Winkel parierte aber Roman Weidenfeller, wie es sich für die stellvertretende Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft gehört. Beim Gegenzug kam dann Milos Jojic im Freiburger Strafraum zu Fall, doch sein Versuch, einen Elfmeter zu schinden, war zu offensichtlich, als dass Schiedsrichter Bastian Dankert darauf hereinfallen konnte.

Von da an übernahmen die Gastgeber die Kontrolle. Es folgte ein ansehnliches und körperlich intensives Fußballspiel. Dennoch erlaubte sich der BVB im Aufbauspiel zu viele Fehler, was erstens Freiburg zu Konterchancen einlud und zweitens für eine sehr zerfahrene Anfangsphase sorgte. Zweimal scheiterte Kevin Großkreutz knapp am Freiburger Torhüter Roman Bürki (7.) und an Verteidiger Marc-Oliver Kempf (21.), der auf der Linie klärte.

Die Dortmunder Sause begann erst in Minute 34. Heimkehrer Kagawa spielte im Mittelfeld ein paar Freiburger schwindelig, drehte sich einmal um die eigene Achse und steckte den Ball zu Großkreutz durch, der für Adrian Ramos in der Mitte servierte: 1:0.

Plötzlich schienen sich die Borussen wieder zu erinnern, wie ihr Offensivspiel funktioniert, wie man einen Gegner in Grund und Boden rennt. Also legten sie nach: Ein schneller Konter lief über Kevin Großkreutz auf der rechten Seite, der spielte den Ball flach in den Strafraum, Henrikh Mkhitaryan verpasste, doch im Rücken der Freiburger Abwehr lauerte Kagawa. Der Japaner verwandelte trocken: 2:0 - die perfekte Rückkehr war geglückt. Fast schüchtern lief er anschließend zur Eckfahne, um sich von den Dortmunder Fans feiern zu lassen.

Weil Freiburg im Anschluss mit Mehmedi noch seinen auffälligsten Offensivspieler verletzungsbedingt verlor, war die Partie zur Halbzeit quasi entschieden. Nach dem Seitenwechsel musste Weidenfeller zwar noch einen gefährlichen Kopfball von Jonathan Schmid entschärfen (50.), doch mehr zeigten die Gäste nicht.

Immobile ersetzt Kagawa

Der BVB ging die Sache nun etwas ruhiger an, den meisten Applaus spendeten die Fans noch in der 62. Minute bei einer Auswechslung: Shinji Kagawa schien die Belastungen in der laufintensiven Bundesliga nicht mehr gewöhnt zu sein und verließ unter Krämpfen den Platz. Für ihn kam Dortmunds italienischer Zugang Ciro Immobile aufs Feld.

Zweimal wallte die Stimmung im Signal-Iduna-Park noch auf: Zunächst in der 78. Minute, als der kurz vorher eingewechselte Pierre-Emerick Aubameyang bei einem Konter davonsprintete, um den Ball zum 3:0 für Dortmund ins Tor zu lupfen. Schließlich in der letzten Spielminute, als Oliver Sorg mit dem Anschlusstreffer zum 3:1 für das erste Freiburger Saisontor sorgte. Sorg bejubelte seinen Treffer nicht mehr, kurz darauf war die Partie beendet.

Die Mannschaft von Trainer Christian Streich blieb damit auch im elften Aufeinandertreffen mit Dortmund seit dem Bundesliga-Aufstieg im Jahr 2009 sieglos. Und falls Shinji Kagawa noch Zweifel gehabt haben sollte, ob die Rückkehr nach Deutschland die richtige Entscheidung gewesen ist: sie dürften nun beseitigt sein. Am Dienstag empfängt Dortmund in der Champions League den FC Arsenal. Kagawa wird wieder dabei sein.

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