Dortmunds 1:1 gegen Mainz:Pfiffe schallen in der Adventszeit

Lesezeit: 2 min

Jamie Bynoe-Gittens war in der ersten Halbzeit noch einer der gefährlichsten Dortmunder (Foto: Leon Kuegeler/Getty Images)

Der BVB spielt nach einer rätselhaften und schwer enttäuschenden zweiten Halbzeit nur 1:1 gegen Mainz 05. Das Publikum reagiert ungehalten, der Druck auf Trainer Edin Terzic steigt weiter.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Dem Fußballklub Borussia Dortmund ergeht es in der finalen Adventswoche nicht anders als den meisten Menschen: Er ist im totalen Weihnachtsstress. Nach zuvor sieben Bundesliga-Spielen mit nur einem Sieg hatte der BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl am Dienstagabend kurz vor dem Anpfiff der Heimpartie gegen den FSV Mainz 05 beim Sender Sky festgestellt: "Wir haben Druck auf dem Kessel."

Der Druck hat sich nun weiter erhöht. Als das letzte Spiel des Jahres mit einem für Dortmund schwer enttäuschenden 1:1 (1:1)-Unentschieden endete, vernahm man als akustischen Druck-Indikator ein schrilles Pfeifen im Stadion. Nur sieben von möglichen 24 Punkten aus den jüngsten acht Spielen distanzieren den BVB weiter von den wichtigen Champions-League-Plätzen und erschweren darüber hinaus das Standing des Trainers Edin Terzic. Über ihn hatten Medien zuletzt behauptet, er habe aufgrund seines umstrittenen Spielstils nicht mehr den kompletten Kader hinter sich. Kehl indes hatte vor (!) dem Spiel beteuert, Terzics Verhältnis zur Mannschaft sei "weiterhin gut!"

Kapitän Emre Can lachte jedenfalls nach dem Spiel auf die wiederholte Sky-Frage nach dem Verhältnis zum Trainer genervt. Dieses sei "gut, in der Champions League sind wir ja weitergekommen, es liegt nicht immer am Trainer. Es hat nichts mit ihm zu tun, wenn der Ball nur an die Latte geht und nicht ins Tor."

Julian Brandt artikulierte seinen Frust: "Mir geht es grundsätzlich um die Situation, die ist nicht einfach", sagte der BVB-Nationalspieler beim TV-Sender Sat.1. "Die ist ätzend, wenn man ehrlich ist. Es ist immer beschissen, mit einem Unentschieden oder einer Niederlage in die Pause zu gehen."

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Es war in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Dienstag für Dortmund. Genau 114 Jahre, nachdem der Ballspielverein Borussia am 19. Dezember 1909 gegründet worden war, exakt 206 Tage, nachdem der BVB mit einem 2:2 gegen diese Mainzer am 27. Mai seinen neunten Meistertitel verspielt hatte, sechs Tage, nachdem man mit einem 1:1 gegen Paris Saint-Germain einen beeindruckenden Gruppensieg in der Champions League hingelegt hatte und zwei Tage, nachdem im Dortmunder Fußballstadion 73 000 fröhliche Menschen einen Weltrekord im Weihnachtssingen aufgestellt hatten, beendete der BVB ein äußerst wechselhaftes Jahr mit einer bitteren Enttäuschung.

Obwohl den Dortmundern mit Karim Adeyemi, Youssoufa Moukoko, Felix Nmecha und Julian Ryerson vier relevante Spieler verletzt fehlten, saßen mit Marco Reus und Niklas Süle zwei weitere relevante Spieler anfangs nur auf der Bank. In der ersten Halbzeit agierte die Borussia trotzdem dominant, aber weil die Dortmunder Jamie Bynoe-Gittens (8.) und Marcel Sabitzer (31.) nur die Latte getroffen hatten und weil 14 Minuten nach Julian Brandts Freistoßtor zum 1:0 (29.) die Mainzer durch Sepp van den Berg (43.) zum überraschenden 1:1-Ausgleich gekommen waren, ging es mit einem Gleichstand in die Kabine.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit erhöhte sich Dortmunds Weihnachtsstress folglich noch weiter, und das merkte man dem schwarz-gelben Auftritt auch deutlich an. Die Borussen wirkten nun fahrig und nervös. In der Abwehr bekam Süle, für den offenbar angeschlagenen Mats Hummels eingewechselt, gegen forsche Mainzer allerhand zu tun. Es wurde auch nicht besser, als in der Offensive Sebastien Haller und Samuel Bamba für Niclas Füllkrug und Bynoe-Gittens eingewechselt wurden. Der BVB spielte geradezu andächtig, was zwar zum Advent passte, aber nicht zum Versuch, einen Champions-League-Platz zu ergattern. Reus blieb bis zum Ende überraschend draußen. Der vermeintliche Siegtreffer durch Giovanni Reyna in der 90. Minute fiel einer Abseitsstellung zum Opfer. Als nächstes spielt Dortmund am 13. Januar in Darmstadt. Bis dahin dürfte der Druck auf dem Kessel noch größer werden.

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