Dortmund gewinnt gegen Leverkusen:Souveräner Erfolg gegen nervöse Bayer-Elf

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Borussia Dortmund überzeugt gegen Bayer Leverkusen und kommt zu einem überlegenen 3:0. Bei der hohen Führung durch Hummels, Blaszczykowski und Lewandowski ist die Werkself aus Leverkusen fast durchweg überfordert - die Gäste agieren oft zu nervös und in der Offensive zu harmlos.

Milan Pavlovic

Vier Tage lagen zwischen dem irritierenden deutschen Länderspiel in Österreich und dem Ligaspiel von Borussia Dortmund. Die Spieler des Deutschen Meisters waren zum Teil heftig kritisiert worden, vorneweg Marcel Schmelzer. Wie würde Meistertrainer Jürgen Klopp, der die Tiraden offenbar überzogen fand und auf vorangegangene, unbeachtete Fehler verwies, die seinen Spieler schlecht aussehen ließen, den Linksverteidiger wieder aufbauen?

Prägende Figuren in der Partie gegen Leverkusen: Borussia Dortmunds Mats Hummels (re.) und Marcel Schmelzer. (Foto: REUTERS)

Die Antwort sah man früh gegen Bayer Leverkusen: Beim 3:0-Erfolg ließ er Schmelzer gar nicht in die Gefahr kommen, verteidigen zu müssen. Die Gastgeber begannen extrem offensiv, und gerne über links. Dort fehlte zwar Reus, der nach seiner Verletzung aus dem Länderspiel geschont wurde. Dafür spielte dann eben Schmelzer eine Art Linksaußen. Schon in der dritten Minute führte ihn ein Flügellauf nach einem feinen Pass von Gündogan in den gegnerischen Strafraum, doch Leno konnte Schmelzers Schuss parieren.

Nur vier Minuten später - Blaszcykowski hatte zwischenzeitlich eine Vorlage von Götze nicht nutzen können - war Schmelzer wieder im Expresstempo unterwegs. Seine scharfe Hereingabe wurde sowohl von Lewandowski als auch von Blaszcykowski knapp verpasst, aber die Botschaft war klar: Womöglich sah Schmelzer gegen Österreich auch deshalb so schlecht aus, weil die Deutschen das Spiel zu sehr auf sich hatten zukommen lassen, statt selbst die Initiative zu ergreifen. Niemand schien das Motto des Tages - "Geh Deinen Weg", die DFL-Kampagne zur Integration von Migranten und Minderheiten, die Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Partie im unverdächtigen bordeauxfarbenen Kostüm vorgestellt hatte - so verinnerlicht zu haben wie Schmelzer.

Dem vielversprechenden Anfang folgte allerdings eine Phase des Taktierens. Zum einen ließ Dortmund eine Weile lang das Spiel über die Außen vermissen. Zum anderen hatten sich die Gäste etwas besser geordnet. Leverkusen ist immerhin eine der letzten Mannschaften, die das Gefühl kennen, im Westfalenstadion triumphiert zu haben. Vor etwa zwei Jahren gewann Bayer 04 in Dortmund mit 2:0, einer der Besten damals war Michael Ballack, was auch zeigt, wie lange das nun schon her ist. Seitdem gab es in 34 Partien eine Heimniederlage - in der vergangenen Saison ein 1:2 gegen Herthas BSC Berlin, das für diesen Akt der Blasphemie neun Monate später mit dem Abstieg bestraft wurde.

Am Samstagnachmittag fand Leverkusen nun besser ins Spiel, indem es den Fluss der Dortmunder Aktionen bremste. Es entwickelte sich ein intensives, faires Duell auf engstem Raum. Dabei blitzte immer wieder das Talent der Werkself auf. Aber noch häufiger rutschten die Gästespieler aus, und wer sah, wie die Spitzen Kießling und Schürrle falsch geschickt wurden oder aber aneinander vorbei spielten, hätte denken können, die beiden würden erstmals zusammenspielen - sie tun das aber schon seit über einer Spielzeit.

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Außerdem versagen den Bayer-Profis regelmäßig die Nerven, wenn es darauf ankommt. In der 13. Minute bekam Stefan Kießling den Ball maßgerecht am Dortmunder Fünfmeterraum per Kopf von Hegeler aufgelegt - doch der Gästestürmer daddelte so lange herum, bis sich Hummels in den Schuss werfen konnte. Keine vier Minuten später fand Kießling mit einem Flachpass vom rechten Flügel Gonzalo Castro total allein im Dortmunder Strafraum, doch der vom Linksverteidiger zum Rechtsaußen umgeschulte Profi brachte nicht mehr als ein Schüsschen zustande.

Immerhin verstrickten die Gäste den Meister nun in so viele Kleinklein-Duelle, dass etwas Seltenes geschah: Es wurde ein paar Minuten lang leiser im Stadion. Umso unverständlicher wirkte es deshalb, dass Michael Kadlec in der 28. Minute nach einem Verlegenheitspass der Dortmunder vollkommen unbedrängt einen Eckball verursachte. Die Strafe folgte prompt: Den Eckball von Schmelzer verwertete der völlig alleingelassene Mats Hummel per Kopf zum 1:0 (29.). Mit halben Chancen gaben sich die Borussen auch weiterhin nicht zufrieden, und so entstand bald danach aus der vierten Großchance das 2:0 (39.). Mittelstürmer Robert Lewandowski hatte sich in die eigene Hälfte zurückfallen lassen. Seinen traumhaften 40-Meter-Flachpass in den Lauf nahm Piszczek halbrechts auf, und während alle Leverkusener nah ans eigene Tor liefen, passte der Pole in ihren Rücken, wo Blaszcykowski mühelos aus etwa elf Metern vollendete.

In der zweiten Halbzeit behielt das Spiel seinen hohen Unterhaltungswert, ohne dass man das Gefühl hatte, dass Dortmund ernsthaft gefordert wurde. Im Gegenteil: Die Borussia schien Tore jetzt nur noch mit hohem künstlerischen Wert erzielen zu wollen, weshalb etliche vielversprechende Ansätze keine statistischen Folgen hatten. Leverkusen brachte im agilen Karim Bellarabi eine weitere Offensivkraft, aber auch das konnte Dortmund besser. Deutlich besser. Reus kam für Großkreutz (60.), wirbelte ein bisschen mit Götze herum und zirkelte in der 78. Minute einen Freistoß auf den Kopf von Lewandowski, der vor Torwart Leno an den Ball kam und zum 3:0 einnickte.

Die Antwort auf die Länderspiel-Kritik haben die nun seit 31 Bundesliga-Spieltagen ungeschlagenen Dortmunder eindrucksvoll gegeben. Nun können sie sich etwas entspannter ihrer nächsten Mission widmen: einer besseren internationalen Saison als in den beiden vergangenen Spielzeiten, als sie in Europa League (2010) und der Champions League (2011) jeweils in der Gruppenphase scheiterten.

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