Dortmund auf Formsuche:Schon acht schlechte Tage

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Dortmunder Tristesse nach der Niederlage gegen Schalke: Shinji Kagawa schaut ins Nirgendwo (Foto: AP)

Viele Gegentore, wenig Punkte: Borussia Dortmund ist nach der Niederlage gegen Schalke 04 auf der Suche nach Stabiltiät und Erfolgserlebnissen. Nicht einmal BVB-Trainer Jürgen Klopp glaubt daran, die gravierenen Probleme rasch beheben zu können.

Von Andreas Morbach, Gelsenkirchen

In seinen vier Jahren in Dortmund hat Lukasz Piszczek schon einiges erlebt, der Plot zur Derbyniederlage auf Schalke war dem Rechtsverteidiger der Schwarz-Gelben aber doch recht neu. Einen Moment überlegte der Pole, dessen Kopf gleich in der ersten Minute mit dem des Schalkers Eric Maxim Choupo-Moting zusammengerauscht war, noch, dann meinte er: "Es ist selten passiert, dass wir in einem Spiel zwei Gegentore aus Standards kriegen. Das war schon eine besondere Sache - in einem besonderen Spiel."

So besonders, dass Jens Keller, bei Königsblau gerade mal wieder Prügelknabe a. D., nach dem Schlusspfiff so ausgelassen durch die Gegend hüpfte, wie man das von dem gebürtigen Stuttgarter in den 21 Monaten als Schalker Cheftrainer noch nicht gesehen hat. Beim Berufskollegen Jürgen Klopp ("Das wird ein Scheiß-Abend") lief in dem Moment das emotionale Kontrastprogramm ab - und schuld an der miesen Laune des BVB-Coaches waren vor allem die Vorgeschichten zu den Schalker Treffern.

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Borussia Dortmund vergibt im Revierderby durch zwei schwere Abwehrfehler früh ein gutes Ergebnis. Zwar gelingt noch in der ersten Hälfte der Anschluss, doch die Schalker zeigen sich am Ende einfach willensstärker. In der Tabelle steht S04 nun vor dem BVB.

Von Andreas Morbach, Gelsenkirchen

Beim 0:1 entwischte S04-Innenverteidiger Joel Matip seinem Pendant auf Dortmunder Seite - Mats Hummels. Für den von muskulären Problemen geplagten Weltmeister war es das Startelfdebüt in dieser Saison. Das war auch seinem Trainer nicht entgangen. "Um Räume schließen zu können, musst du das vorher trainieren - dazu hatten wir aber nicht die Zeit", erklärte Klopp. Und zu Choupo-Motings 0:2, von BVB-Stürmer Adrian Ramos mit einem wirren Flachpass in den eigenen Strafraum vorbereitet, sagte der 47-Jährige: "Anscheinend hat Adrian den Ball nicht richtig getroffen. Er hat da irgendeine Unruhe verspürt, dabei hatte er gar keinen Druck."

Magendrücken bekommen die Dortmunder, für die Pierre-Emerick Aubameyang Mitte der ersten Hälfte nur noch auf 1:2 verkürzen konnte, jetzt dafür beim Blick auf die Tabelle. Die Bayern, denen man in dieser Saison eigentlich etwas mehr Paroli bieten wollte als im Vorjahr, sind schon wieder sieben Punkte enteilt. Dabei war diese Konstellation am Samstag nur ein Randaspekt - denn in erster Linie war Klopp klar: "Wenn du das Derby verlierst, solltest du die Fresse halten."

Das allerdings war mit dem kommentierfreudigen Schwaben selbst - oder gerade - an so einem unerfreulichen Nachmittag nicht zu machen. Stattdessen erzählte Klopp von der großen Laufbereitschaft seiner Spieler und von den geschenkten Treffern, mit denen sich der BVB "selbst ins Bein geschossen" habe. Was die Sache insgesamt natürlich nicht besser macht.

Das ahnte auch der Borussen-Coach, der vor dem zweiten Auftritt in der Champions League, am Mittwoch in Anderlecht, eine erste Zwischenbilanz zog: "Wir sind nicht top, was Eingespieltheit angeht, und auch nicht, was die Form einzelner Spieler angeht. Wir haben unterschiedliche Probleme. Und es ist nicht so, dass wir ständig unter unseren Möglichkeiten bleiben."

Ein wenig klang Klopp dabei wie eine Glucke, die ihre Küken schützt. Von Seiten der Spieler begleiteten ihn nach einem Pünktchen aus den letzten drei Bundesligapartien aber auch nachdenkliche Stimmen. "Wir haben nicht schlecht gespielt. Aber die letzte Durchschlagskraft, das Tor unbedingt machen zu wollen, hat gefehlt", monierte etwa Mittelfeldspieler Matthias Ginter - nachdem Regisseur Shinji Kagawa bis zur 57. Minute auf der Bank gesessen hatte.

"Wir wollten mit einfachem Spiel über die letzte Linie kommen - um zu gewinnen und um nebenbei einige Leute nicht zu überfordern", verteidigte Klopp seine Aufstellung, musste aber auch einsehen: "Uns haben die Klarheit und das Glück gefehlt." Im Namen von Schalke konnte Manager Horst Heldt ("Dieser Sieg lässt die eine oder andere Enttäuschung vergessen") daher zunächst mal vorsichtig in den Entspannungsmodus schalten, während Mats Hummels für Dortmund mehr auf die Wahrscheinlichkeitsgesetze baute.

"Wir hatten jetzt acht schlechte Tage", gestand der BVB-Kapitän, betonte aber auch: "Irgendwann hören wir auf, uns die Dinger selbst reinzuschießen - das geht ja gar nicht anders." Darauf setzt, notgedrungen, auch Jürgen Klopp. "Unser Start ist alles andere als zufriedenstellend", fasste Dortmunds Trainer das erste Drittel der Hinrunde zusammen, dann aber rief er entschlossen in die Runde: "Glaubt mir eines - wir kommen wieder, ganz bestimmt." Zusatz: "Auch wenn das noch einen Moment dauern kann."

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