Doping-Sperre:Putin nennt Olympia-Ausschluss russischer Leichtathleten "unfair"

Lesezeit: 1 Min.

Schuld müsse individuell nachgewiesen werden, fordert, Russlands Präsident Wladimir Putin. (Foto: AP)
  • Russlands Präsident Putin kritisiert den Ausschluss aller russischen Leichtathleten von den anstehenden Olympischen Spielen.
  • Der Sportminister des Landes sagt, "die Träume vieler Sportler" seien "wegen des Verhaltens einzelner" zerstört worden.
  • Heute berät das Internationale Olympische Komitee über das weitere Vorgehen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Olympia-Ausschluss aller russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro kritisiert. "Natürlich ist das unfair", sagte Putin am Freitag. Er hoffe auf eine "Reaktion" des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Putin verwies darauf, dass individuelle Schuld bewiesen werden müsse. Es dürften keine Kollektivstrafen verhängt werden. Die Entscheidung des Council des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF stelle eine "Verletzung aller Rechtsgrundsätze" dar, sagte der russische Präsident weiter.

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Das russische Sportministerium erklärte, die Entscheidung habe zu "einer beispiellosen Situation" geführt. "Die Träume vieler unserer Sportler sind wegen des falschen Verhaltens einzelner Athleten, Trainer und Experten zerstört worden." Der Ausschluss durch des nationalen Leichtathletikverbandes WFLA sei eine zu erwartende Entscheidung gewesen. "Es war zu vermuten. Wir werden darauf reagieren", kündigte Sportminister Witali Mutko an.

IOC berät am Samstag

Das IAAF-Council hatte zuvor die seit November 2015 wirksame Suspendierung der WFLA verlängert. "Die russische Anti-Doping-Agentur ist frühestens in 18 bis 24 Monaten wieder regelkonform", hatte die IAAF am Freitagabend in Wien mitgeteilt.

Die Exekutive des IOC wird am Samstag in einer Telefonkonferenz über die neue Situation beraten. Die Entscheidung über die Zulassung von russischen Athleten für die Olympia-Wettbewerbe liegt formal beim IOC.

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Aus Deutschland kommen aber deutliche Worte. Einen Tag nach der Olympia-Sperre für die Russen hat der deutsche Verbandschef Clemens Prokop einen kompletten Ausschluss Russlands für Rio ins Gespräch gebracht. Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) forderte das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Samstag bei der DM in Kassel zu entsprechenden Überlegungen auf. "Ich glaube, es ist ein System der gesamten russischen Sportorganisation. Das IOC ist gut beraten, über einen Ausschluss der gesamten russischen Olympia-Mannschaft nachzudenken. Ich kann nicht glauben, dass sich das Problem nur auf die Leichtathletik bezieht", sagte Prokop.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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