Djokovic weiter bei Australian Open:Wawrinka verliert nach 5:02 Stunden das Spiel seines Lebens - und weint

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Ende nach mehr als fünf Stunden Tennis: Stanislas Wawrinka lehnt enttäuscht am Netz.  (Foto: AFP)

Ein episches Achtelfinale bei den Australian Open endet mit 12:10 im fünften Satz und Novak Djokovic als Sieger. Doch der Schweizer Stanislas Wawrinka liefert der Nummer eins einen irren Kampf. Nach dem Matchball verlässt er mit geröteten Augen den Platz.

Nach seiner nervenaufreibenden Spätschicht riss sich Novak Djokovic sein Hemd vom Leib und schrie seine Erleichterung in den Nachthimmel von Melbourne. Erst nach 5:02 Stunden hatte der topgesetzte Titelverteidiger im Achtelfinale der Australian Open den zeitweise wie entfesselt aufspielenden Stanislas Wawrinka (Schweiz/Nr. 15) mit 1:6, 7:5, 6:4, 6:7 (5:7), 12:10 besiegt.

"Er hätte den Erfolg genauso verdient gehabt. Dieses Match bedeutet mir sehr viel. Es ist schwer, Worte zu finden", sagte Djokovic nach seinem Viertelfinal-Einzug um 1:42 Uhr am Montagmorgen (Melbourne-Zeit): "Das war eines der aufgregendsten Spiele meiner Karriere."

Im Viertelfinale trifft Djokovic beim ersten Grand-Slam-Turnier der Tennis-Saison jetzt auf den Tschechen Tomas Berdych, der Kevin Anderson (Südafrika) beim 6:3, 6:2, 7:6 (15:13) kaum eine Chance ließ. Djokovic verwandelte in der Rod Laver Arena nach einer dramatischen und hochklassigen Partie seinen dritten Matchball. Der 25-Jährige strebt in Melbourne seinen dritten Titel in Serie an, was vor ihm noch keinem Spieler gelungen ist.

Nach verlorenem ersten Satz lag Djokovic auch im zweiten Abschnitt bereits mit 2:5 zurück. Doch dann biss sich der Serbe in die Partie und entschied den zweiten und dritten Durchgang für sich. Wawrinka lieferte jedoch eines der besten Spiele seiner Karriere und zwang den Weltranglisten-Ersten in den fünften Satz. Dort schaffte der Schweizer ein schnelles Break, aber Djokovic konterte sofort.

Keiner der beiden wollte freiwillig nachgeben, vor allem Wawrinka hatte einige Male Muskelkrämpfe und musste sich behandeln lassen. Doch allein, wie er den zweiten Matchball abwehrte, wird als einer der aufregendsten Momente in diesem Turnier in Erinnerung bleiben. Auch der letzte Ballwechsel, den Djokovic mit einem Passierball für sich entschied, veranlasste die Zuschauer zu einem Begeisterungs-Sturm. Wawrinka schaute dem Ball hinterher und fiel zu Boden. Anschließend verließ er weinend die Arena. Der letzte Satz dauerte alleine 1:44 Stunden.

Djokovic schraubte seine Quote in Melbourne auf 36:5 Erfolge. Sollte der 25-Jährige in "Down Under" mindestens das Halbfinale erreichen, würde er die Führung in der Weltrangliste definitiv behalten. Wenn Djokovic den Einzug in die Runde der letzten Vier allerdings nicht schafft und gleichzeitig Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer den Titel holt, wäre der Schweizer wieder die Nummer eins.

Keinerlei Blöße gaben sich indes die meisten Favoriten: Während Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer aus der Schweiz den australischen Hoffnungsträger Bernard Tomic (6:4, 7:6, 6:1) entzauberte und das Achtelfinale erreichte, stellte Maria Scharapowa gegen die Belgierin Kirsten Flipkens (6:1, 6:0) ihre bestechende Form unter Beweis. Die russische French-Open-Siegerin hat bis zum Viertelfinale gerade einmal fünf Spiele abgegeben.

Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres geht ohne deutsche Beteiligung in die zweite Woche. Nach Philipp Kohlschreiber am Samstag sind am Sonntag die letzten Frauen ausgeschieden.

Angelique Kerber verlor ihr Achtelfinale mit 5:7, 4:6 gegen die an Position 19 gesetzte Jekaterina Makarowa. Beeinträchtigt von einer Rückenverletzung gratulierte die Weltranglistenfünfte aus Kiel nach 1:32 Stunden der Russin. Danach schied auch Julia Görges aus. Die 24-Jährige verlor gegen die an Nummer sechs gesetzte Chinesin Li Na mit 6:7 (6:8), 1:6 und verpasste damit wie im Vorjahr den Einzug ins Viertelfinale.

Gegen Li Na zeigte Görges aber vor allem im ersten Satz eine starke Leistung und vergab im Tie Break sogar einen Satzball. Im zweiten Abschnitt kassierte die Tennisspielerin aus Bad Oldesloe dann zwei schnelle Breaks und konnte die Partie danach nicht mehr drehen. "Der Tag wird kommen, an dem ich bei einem Grand-Slam-Turnier das Viertelfinale erreiche", sagte die 24-Jährige.

Kerber war zwei Tage nach ihrem 25. Geburtstag allerdings mit einer Rückenverletzung in das Match gegangen. Der Wimbledon-Halbfinalistin war das Handicap in der Rod-Laver-Arena auch deutlich anzumerken. "Ich habe das schon seit zwei, drei Tagen. Trotzdem will ich die Niederlage nicht auf den Rücken schieben. Ich hatte meine Chancen, habe sie aber nicht genutzt. Natürlich bin ich enttäuscht, denn ich wollte noch eine Runde weiter kommen", sagte sie.

Ob Kerber sich in Australien oder erst nach ihrer Rückkehr nach Deutschland einer MRT-Untersuchung unterzieht, wusste sie unmittelbar nach ihrem Ausscheiden noch nicht. "Ich hoffe aber, dass ich beim Fed Cup wieder dabei sein kann", erklärte "Angie". Die deutsche Mannschaft spielt am 9./10. Februar gegen Gastgeber Frankreich in Limoges.

Teamchefin Barbara Rittner bangt um ihre Topspielerin. "Natürlich mache ich mir Sorgen. Mit einer Rückenverletzung ist nicht zu spaßen. Ich hoffe, dass bei Angie nach ein paar Tagen Pause wieder alles okay ist", sagte Rittner.

Nachdem Kerber gegen Makarowa im ersten Durchgang einen 2:5-Rückstand aufgeholt und zwei Satzbälle abgewehrt hatte, verlor sie danach gleich ihr Aufschlagspiel zum 5:6. Die letztjährige Viertelfinalistin Makarowa nutzte die Chance und gewann nach 46 Minuten den hart umkämpften Auftaktsatz.

In der Folge musste sich Kerber bei einer 4:3-Führung am Rücken behandeln lassen und verließ sogar den Centre Court für eine medizinische Auszeit von fünf Minuten. Unmittelbar danach konnte die Aufsteigerin der letzten Saison zwei Breakchancen nicht nutzen. Die Vorentscheidung fiel, als Kerber ihr Service zum 4:5 verlor. Bereits in den vergangenen Tagen hatte sie wegen ihrer Rückenprobleme einen Arzt in Melbourne aufgesucht.

Die vom Verletzungspech geplagte Andrea Petkovic will nach ihrer Meniskus-OP spätestens Ende Februar auf die WTA-Tour zurückkehren. "Mein Ziel ist es, in eineinhalb Wochen auf dem Trainingsplatz zu stehen und in vier bis fünf Wochen wieder ein Turnier zu spielen", sagte die 25-jährige Petkovic bei Sky.

Beim Hopman Cup hatte sich die frühere Nummer neun der Welt am 29. Dezember 2012 einen Meniskusriss im rechten Knie zugezogen und war am 3. Januar in Augsburg operiert worden. "Ich glaube, die Ärzte wollen, dass ich noch so drei Wochen Reha mache, aber da sehe ich mich jetzt nicht so", meinte Petkovic weiter. Ihre Reha absolviert sie derzeit in Donaustauf. Im März stehen die hochdotierten Hartplatzturniere in Indian Wells (6. bis 17. März) sowie in Miami (19. bis 31. März) an. Petkovic wird auf jeden Fall für die Fed-Cup-Partie gegen Gastgeber Frankreich in Limoges (9./10. Februar) ausfallen.

Hart ins Gericht ging die Darmstädterin, die in der vergangenen Saison wegen einer Rückenverletzung und eines Bänderrisses im Knöchel insgesamt sieben Monate pausiert hatte, mit dem deutschen Männer-Tennis. Dort vermisse sie den Teamgedanken, "dass man versucht, sich gegenseitig nach oben zu ziehen. Klar ist es eine Einzelsportart, aber gerade in einer Einzelsportart kann man durch Kollegialität viel rausholen", meinte sie.

In diesem Zusammenhang verwies die konstanteste Grand-Slam-Spielerin 2011 auf das Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Fed-Cup-Spielerinnen. "Wir helfen uns gegenseitig und versuchen, uns nach vorne zu treiben. Wir wissen natürlich auch", erklärte die Weltranglisten-172. Petkovic, "dass wir ohne einander nicht so weit wären, wie mit den anderen und deswegen respektieren wir uns."

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