DFL-Treffen:Die Klubs vertagen den Streit ums Geld

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BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in Frankfurt. (Foto: Getty Images)
  • Beim Treffen der 36 Bundesligisten in Frankfurt steht angesichts der Auswirkungen des Coronavirus der grundsätzliche Konsens im Vordergrund.
  • Eine ausführliche Debatte um Finanz-Helfen der Klubs untereinander bleibt aus - auch wenn BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke für seine vorab getätigten Aussagen zum Thema öffentliche Kritik erfährt.
  • Die Aufrufe von DFL-Cef Christian Seifert hinterlassen laut Teilnehmern Eindruck.

Von Philipp Selldorf, Frankfurt/Köln

Zeugen des Gipfeltreffens der beiden Bundesligen berichteten, die mit Spannung erwartete Vollversammlung sei "beinahe langweilig" gewesen, so harmonisch wie es zugegangen sei zwischen den Vertretern der 36 Profiklubs. Damit hatten nicht alle Anwesenden gerechnet, als sie sich am Montagmorgen aus allen Himmelsrichtungen auf den Weg nach Frankfurt machten. Besonders die Bemerkungen, die Hans-Joachim Watzke am Tag vor dem Treffen geäußert hatte, ließen eine Kontroverse erwarten.

Borussia Dortmunds Geschäftsführer hatte unter anderem infrage gestellt, ob eine Unterstützung für notleidende DFL-Mitglieder durch bessergestellte Klubs (wie den BVB) mit den marktwirtschaftlichen Bedingungen des Profifußballs vereinbar sei. Jene Klubs, die finanziell in den vergangenen Jahren "ein bisschen Polster angesetzt" hätten, sollten nicht jene Vereine "belohnen" müssen, "die das nicht gemacht haben", sagte er.

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Der englische Klub von Trainer Jürgen Klopp musste viel Kritik einstecken, weil einige seiner Mitarbeiter in Zwangsurlaub schicken wollte. Fußballer wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo spenden in der Corona-Krise.

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Watzkes Fürsprecher interpretierten die Aussage als obligatorische Pflichterfüllung: Als Geschäftsführer der Borussia Dortmund AG sei er den Interessen der Aktionäre verpflichtet. Stellvertretend für diejenigen, die Watzkes Standpunkt anders deuten, nannte Fortuna Düsseldorfs Vorstandschef Thomas Röttgermann die Aussagen "absolut unsolidarisch". Der Rheinischen Post sagte Röttgermann: "Es war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Inhalt."

Die Gegensätze geben eine der vielen Konfliktlinien in der coronabedingten Fußballkrise wieder, dennoch kam es in Frankfurt nicht zu einer ausführlichen Debatte. Ausnahmsweise lag das nicht daran, dass die Positionen der Großvereine Borussia Dortmund und Bayern München ohnehin selten auf leidenschaftlichen Widerstand in der DFL-Versammlung stoßen. Diesmal lag es an den Umständen.

Im Vordergrund stand der grundsätzliche Konsens

Wegen der unkalkulierbaren Lage konnte es in Frankfurt kaum um konkrete Beschlüsse gehen, im Vordergrund stand der grundsätzliche Konsens. Nicht nur unter den 36 beteiligten Profiklubs, sondern auch zwischen dem Profifußball und dem Publikum. So warb DFL-Geschäftsführer Christian Seifert bei den Fans um Akzeptanz für den Notbetrieb, dem die Klubs zur Rettung der Saison entgegensehen. Nach Lage der Dinge seien Geisterspiele - vermutlich nicht vor Mai/Juni - das einzige Mittel, um die Saison zu Ende zu bringen und eine gewisse Existenzsicherung für die Klubs zu gewährleisten. Fanvereinigungen hatten sich tags zuvor in einem Statement gegen Spiele ohne Zuschauer ausgesprochen.

Kritik, wonach der Fußball "in einer Blase" lebe, nehme er "total" an, sagte Seifert an die Adresse von Kritikern des "Milliardengeschäfts Bundesliga". Vielleicht sei nun auch der richtige Zeitpunkt für offene Worte. "Wir müssen zugeben: Ja, wir stellen ein Produkt her." Aber es gehe nun um den Fortbestand dieses Produktes und der mindestens 56 000 Arbeitsplätze, die unmittelbar an der Bundesliga hingen.

Seiferts Botschaften und seine eindringlichen Aufrufe zum Zusammenhalt hätten Eindruck gemacht, sagen Teilnehmer. So wurde der Streit ums Geld und über die persönlichen Interessen der Klubs fürs Erste vertagt. "Die Sitzung war nicht kontrovers, im Gegenteil", sagte Seifert. "Es mag vorher unterschiedliche Perspektiven und Standpunkte gegeben haben, aber ich gehe davon aus, dass es jetzt nur noch einen Standpunkt gibt."

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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