Im zweiten Anlauf hat der deutsche Profifußball den Weg für den Einstieg eines Investors frei gemacht. Bei der Versammlung der 36 Erst- und Zweitligisten am Montag in Frankfurt am Main ist die notwendige Zweidrittelmehrheit für Verhandlungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit potenziellen Geldgebern gerade so zustande gekommen.
Das bestätigten Teilnehmer nach der Versammlung. Zuerst hatten die "Sportschau" und der Kicker übereinstimmend darüber berichtet. Es soll vier bis sechs interessierte Geldgeber aus dem sogenannten Private-Equity-Bereich geben. Es handelt sich dabei um Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die auf Beteiligungsformen spezialisiert sind. Im Mai waren die Bestrebungen noch gescheitert. Die Mehrheit am Montag hätte nicht knapper ausfallen können: 24 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen. Die Wahl wurde in geheimer Abstimmung abgehalten.
Der neue Plan sieht vor, sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und eine Milliarde Euro geben. Die DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel hatten vor der Abstimmung erneut darauf verwiesen, dass dem künftigen Partner nur limitierte Mitspracherechte im wirtschaftlichen Bereich eingeräumt werden sollen. "Akzeptiert ein möglicher Partner die roten Linien nicht, ist er nicht der Richtige für uns", bekräftigte Lenz.
Das Fanbündnis "Unsere Kurve" bezeichnete die Entscheidung für einen Investoren-Einstieg im deutschen Profifußball nun dennoch als "Rückschlag" und äußerte Kritik. "Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem", heißt es in einer Erklärung der Organisation. "Die Einzigartigkeit des deutschen Fußballs wird für ein aussichtsloses Rattenrennen mit der Premier League über Bord geworfen." Das bundesweite Bündnis hatte schon vor der Entscheidung der DFL-Mitgliederversammlung vor solch einem Schritt gewarnt und befand nun, die Entscheidung verschärfe "die ungleichen Chancen in den deutschen Ligen zugunsten eines zunehmend künstlichen Produktes der internationalen TikTok-Welt."
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