DFB-Pokal-Finale:Bayern demütigt Bremen

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Der FC Bayern ist nicht zu stoppen: Die Münchner dominieren das Pokalfinale gegen den Erzrivalen Bremen nach Belieben - und wahren mit dem Double-Gewinn die Chance auf den historischen Triumph.

D. Bernreuther

Am Ende war es eine Gala. Der FC Bayern entfaltete in den 90 Minuten des Pokalfinales gegen Werder Bremen seine offensive Qualität in voller Pracht und hat gezeigt, dass er derzeit kaum zu stoppen ist. Durch Tore von Arjen Robben, Ivica Olic, Franck Ribéry und Bastian Schweinstieger siegten die Münchner souverän mit 4:0 (1:0).

Jubel über das Double: Bayern-Kapitän Mark van Bommel reckt den DFB-Pokal nach oben. (Foto: Foto: ddp)

Nach dem Spiel waren die Bilder fast die gleichen wie eine Woche zuvor. Der Ort war derselbe und die Hauptdarsteller auch. Die Spieler des FC Bayern hüpften und tanzten auf dem Rasen im Berliner Olympiastadion. Sie jubelten über den Sieg im DFB-Pokalfinale, feierten ausgelassen mit Fans und Bierduschen. Mark van Bommel streckte die Trophäe in den Himmel. Vor sieben Tagen war es die Meisterschale, diesmal der DFB-Pokal. Die Münchner haben zum achten Mal das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen - und eine Woche vor dem Champions League-Finale gegen Inter Mailand die historische Chance auf das Triple gewahrt.

Im Pokalfinale wirkte der FC Bayern so übermächtig, dass man darüber eigentlich nur staunen konnte. Doch Louis van Gaal staunte nicht. "Es tut mir leid", sagte der bestens gelaunte Bayern-Trainer nach dem Spiel, "aber ich habe das erwartet". In den Spielen, in denen es um "Tod oder Gladiolen" gehe, sei seine Mannschaft eben sehr schwer zu besiegen. Und dann fügte er noch einen seiner Lieblingssätze hinzu. Einen Satz, für den er im Herbst noch belächelt wurde, der inzwischen aber fast bedrohlich klingt für die Konkurrenz im deutschen Fußball. "Das ist ein Prozess. Ich glaube, dass wir immer noch besser können", sagte van Gaal. "Ich hoffe, wir sehen schon ein wenig davon gegen Inter Mailand."

Der Fußballlehrer van Gaal ist ein Mann, der für alles einen Plan haben will, der die Lösung für ein Problem am liebsten schon kennen will, bevor es auftaucht. Doch beim Blick in den Himmel über dem Berliner Olympiastadion musste der Bayern-Trainer vor dem Spiel feststellen, dass selbst er "nicht alle Faktoren kontrollieren" kann, die ein Pokalfinale entscheiden können. Zum Beispiel das Wetter: "Es ist viel Wasser gefallen, meine Spieler können ihr Positionsspiel nicht so gut ausführen", fürchtete der Bayern-Trainer vor dem Anpfiff.

Dass tiefer, aufgeweichter Rasen allerdings kein Faktor ist, der die beiden offensivstärksten Mannschaften der vergangenen Bundesliga-Saison vom Angreifen abhält, zeigte sich schon in der Anfangsphase: In der dritten Minute dribbelte Münchens Arjen Robben vom rechten Flügel nach innen und zog ab, Wiese lenkte den Ball über die Latte. Auf der anderen Seite sorgte Claudio Pizarro kurz darauf für den ersten Höhepunkt: Er tunnelte Daniel van Buyten, ließ Bastian Schweinsteiger ins Leere laufen und scheiterte dann aus kurzer Distanz an Hans Jörg Butt im Tor der Bayern, der auch den Nachschuss von Torsten Frings parierte.

Als der Anfangselan verflogen war, zeigte Mark van Bommel, dass sich der rutschige Untergrund auch für rustikalere Einlagen eignet. Der Bayern-Kapitän grätschte Tim Borowski so wuchtig von den Beinen, dass das Wasser spritzte und Grasfetzen durch die Luft flogen. Dafür sah van Bommel zwar völlig zu Recht die gelbe Karte, doch das Foul markierte das Ende der Bremer Offensivbemühungen in der ersten Hälfte.

Fortan spielte nur noch der FC Bayern und kam zu immer besseren Chancen. Nach 24 Minuten passte der starke Franck Ribéry von der linken Seite flach nach innen, der unermüdliche Ivica Olic kam gerade noch an den Ball und lenkte ihn am langen Pfosten vorbei. Kurz darauf ging es über die rechte Seite: Robben steckte durch zu Thomas Müller, der legte mit viel Übersicht wieder zurück auf Robben, doch der Holländer verzog aus 16 Metern knapp.

Der dritte Versuch, diesmal durch die Mitte, war schließlich erfolgreich. Olic wollte den Ball halbhoch an Per Mertesacker vorbeilegen, die Kugel blieb am ausgestreckten Arm des Bremer Verteidigers hängen und Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer gab Elfmeter. Robben verwandelte sicher mit einem scharfen Schuss ins rechte untere Eck (35.). Kurz vor der Halbzeit hatte Müller sogar die Chance zum 2:0, nach Zuspiel von Ribéry schob er den Ball allerdings knapp vorbei.

Zu Beginn der zweiten Hälfte sah es dann ganz kurz so aus, als würde sich Bremen gegen die drohende Niederlage wehren. Nach 24 Sekunden kombinierten sich Mesut Özil und Pizarro in den Strafraum, Demichelis klärte jedoch, bevor die Bremer zum Abschluss kamen. Zwei Minuten später setzte der eingewechselte Hugo Almeida den Ball aus fünf Metern knapp am kurzen Pfosten vorbei.

Doch schon nach fünf Minuten war es vorbei mit der Bremer Überlegenheit. Bayern nutzte die Räume, die sich in der gegnerischen Hälfte boten, zum Kontern. Robben sprintete zweimal über die rechte Seite in den Strafraum: Beim ersten Versuch kam er im Duell mit Philipp Bargfrede zu Fall und protestierte anschließend heftig beim Linienrichter, beim zweiten Versuch klärten die Bremer zur Ecke.

Robben selbst trabte zur Eckfahne und brachte den Ball in die Mitte. Mertesacker wollte per Kopf klären, doch von ihm prallte der Ball direkt vor die Füße von Olic, der zum 2:0 einschob (51.). Nun waren die Bayern in bester Spiellaune: Ribéry spielte erst Doppelpass mit Olic, tanzte dann im Fünfmeterraum um seinen Gegenspieler herum und legte zurück auf Müller - nur Bremens Linksverteidiger Sebastian Boenisch verdarb den Bayern den Spaß und klärte auf der Linie.

Doch schon bald darauf rollte der nächste Angriff auf das Bremer Tor zu - und diesmal war er wesentlich zielstrebiger: Van Bommel trieb den Ball durch das Mittelfeld nach vorne und passte genau im richtigen Moment auf den startenden Ribéry. Der Franzose lief alleine auf Tim Wiese zu und verwandelte abgeklärt zum 3:0 (63.)

Außer einem Kopfball von Pizarro, den Butt über die Latte lenkte, gelang Bremen nichts. Die Bayern führten den Gegener vor - jetzt war es eine Demütigung für die Norddeutschen. Kapitän Torsten Frings ließ sich dann zu einem üblen Frustfoul hinreißen: Er holte im Mittelfeld Bastian Schweinsteiger von den Beinen und sah dafür die gelb-rote Karte.

Die Münchner ließen sich davon nicht den Spaß verderben - und griffen weiterhin munter an, auch weil Bremen es ihnen furchtbar einfach machte: Philipp Lahm flankte aus dem Halbfeld, Schweinsteiger nahm den Ball per Brust an und schob ihn dann mit der Innenseite ins Eck (83.). Kurz vor Schluss durfte sich sogar Daniel van Buyten als Angreifer versuchen. Der Innenverteidiger drang mit langen Schritten in den Sechzehner ein und ging an Wiese vorbei. Doch er hatte sich den Ball etwas zu weit vorgelegt und kam deshalb nicht mehr zum Abschluss.

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