In diesen Tagen, da die Stadt Jena und der FC Carl Zeiss angemessen aufgeregt der Pokal-Begegnung mit dem FC Bayern München (Freitag, 20.45 Uhr) entgegensehen, ist viel von den großen Stunden des Fußball-Klubs zu hören und zu lesen. Diese liegen zwar eine Weile zurück, wirken aber mit wohlwollendem Bemühen immer noch akut in die Gegenwart - was an Carlo Ancelotti liegt, mit dem der thüringische Verein aus der Regionalliga Nordost rührende Erinnerungen verbindet.
Ancelotti, 57, gehörte am 1. Oktober 1980 jener Mannschaft des AS Rom an, die im Europapokal der Pokalsieger ins Ernst-Abbe-Sportfeld einzog, zum glatten 3:0-Sieg der Römer im Hinspiel hatte er als damals 21 Jahre alter Mittelstürmer sogar einen Treffer beigetragen. Die Sache schien klar geregelt zu sein. Das Wiedersehen in Jena wurde jedoch zum Desaster für Ancelotti und die Roma: Sie verloren 0:4, und der Reporter des Fachmagazins Neue Fußballwoche berichtete davon genüsslich mit klassenkämpferischer Polemik: "Vor Selbstherrlichkeit strotzend, gedachten die hochdotierten Roma-Profis ein süßes Leben zu führen."
Bis heute ist sich Ancelotti dieser Schmach lebhaft bewusst, die Partie hätte "auch 0:10" enden können, sagte er am Donnerstag in München vor der Abreise nach Jena: "Ich hoffe, dass es diesmal anders läuft", ergänzte der als Trainer zum FC Bayern gewechselte Italiener.
"Vierte Klasse, das ist unter unserer Würde", sagt Meyer
Dabei hatte das Spiel damals mit Klassenkampf nur bedingt zu tun. Auch die Spieler des FC Carl Zeiss Jena waren als Berufsfußballer in der DDR privilegiert gewesen, bezahlt vom Deutschen Turn- und Sportbund und mit Mitteln des Kombinats, in dessen Namen sie auftraten: "Eine Art Werksverein" sei der FCC damals gewesen, sagt Hans Meyer, 73, der den (älteren) Fußballfans in Jena in ähnlich guter Erinnerung geblieben ist wie der Triumph gegen die Roma.
Zwölf Jahre lang trainierte Meyer den Verein zwischen 1971 und 1983, und selbstredend muss auch er dieser Tage ständig von dem großen Abend vor 36 Jahren erzählen, wobei er es auf seine typische Art versteht, den Schwerpunkt in eigener Sache zu setzen: Meyer schwärmt nicht nur von dem großen Spiel, er spricht auch von der "spektakulären Einwechslung", die der Trainer tätigte - er selbst also.
Dem Einwechselspieler Andreas Bielau gelang das 3:0 und das 4:0 - "da hatte ich aber mal ein richtig glückliches Händchen gehabt", lobt fachkundig der Pensionär Meyer den einstigen Trainer Meyer. Glück von gestern.