DFB-Pokal:Bayern macht nach 139 Sekunden Schluss

Lesezeit: 4 min

Die Bayern konnten sich freuen - sie stehen im Halbfinale des Pokals. (Foto: Tobias Hase/dpa)
  • Der FC Bayern erreicht mit einem 3:0 gegen Schalke das Halbfinale des DFB-Pokals.
  • Wie schon in der Liga gegen den HSV klappt fast alles.

Aus dem Stadion von Christof Kneer, München

Es hat nicht geschneit in München, kein bisschen, die Temperatur lag souverän über null Grad, und der Rasen: sehr grün. Auch ansonsten fand sich partout kein Grund, diese Partie abzusagen, so wie das am Vorabend geschehen war, als Borussia Dortmund unverrichteter Dinge aus Lotte abreisen musste. Dieses Modell scheint nun allmählich auch für jene Teams wieder attraktiv zu werden, die nach München kommen: am liebsten nix machen, nicht spielen und dann einfach unbeschädigt nach Hause fahren.

So war das ja nicht immer in dieser Saison, in der Vorrunde wurden die Gegner in München noch ausgesprochen frech, aber im Pokal-Viertelfinale gegen den FC Schalke 04 am Mittwochabend zeigte sich deutlich, dass das bayerische 8:0 gegen Hamburger SV offenbar doppelt Spuren hinterlassen hat: bei den Münchnern selbst, die beim Stürmen und Drängen jetzt wieder den Autopiloten programmieren können - und bei den Gegnern, die wieder so viel Respekt haben, dass sie den Anpfiff schon als Spiel entscheidende Szene betrachten.

Tatsächlich hatte Schalke 04 an diesem Abend, an dem es nicht schneite, nie eine Chance: Nach 139 Sekunden führten die Bayern, und welche Pläne die Schalker auch gehabt haben mögen - in diesem Moment waren sie hinfällig. Am Ende stand ein überzeugendes 3:0 (3:0) der Bayern - das Ergebnis stand früh fest, weshalb beide Teams die zweite Halbzeit als ambitionierte Trainingseinheit nutzen konnten.

(Einziger Wermutstropfen: Beim Auswärtsspiel am Samstag in Köln muss der FC Bayern womöglich auf Mats Hummels verzichten: Der 28 Jahre alte Nationalspieler musste wegen eines Stechens im Gesäß zur Pause ausgewechselt werden.) "Wir zeigen in der letzten Zeit, dass wir richtig gut Fußball spielen und Tore schießen. Die ersten Minuten waren wir offensiv sehr gut, Schalke konnte nichts machen", sagte Doppel-Torschütze Lewandowski, der einen großen Anteil daran hatte, dass es dreieinhalb Wochen nach dem 1:1 in der Liga gegen Schalke diesmal einen Klassenunterschied zu sehen gab.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Ribéry bringt den Kult zurück

Der Franzose feiert seine Rückkehr mit Pässen und Knuffs, Thiago streichelt den Ball wie ein Kunstkenner und Lewandowski trifft fast so oft wie Gerd Müller. Die Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Wenn der FC Bayern in dieser Selbstverständlichkeit weiter spielt, darf er sich schon mal einen "Save the date"-Vermerk hinter dem 27. Mai machen. An diesem Tag steigt das Pokalfinale in Berlin, und geschneit hat es selbst in Berlin um diese Jahreszeit noch nie. Im Moment jedenfalls fällt es den Gegnern schwer, sich was Schlaues gegen Bayern einfallen zu lassen: Der HSV hatte es mit einer Viererkette versucht und sich hinterher von Philipp Lahm anhören dürfen, dass man den Bayern mit dieser Systematik eher einen Gefallen tue.

Also Fünferkette? Ja, so spielte Schalke, aber so spielen sie auch dann, wenn es nicht gegen Bayern geht: drei Innenverteidiger, darunter der Ex-Bayer Holger Badstuber, plus zwei Außenverteidiger, die ... die wahrscheinlich eine Szene wie jene verhindern sollten, die sich nach 139 Sekunden abspielte. Franck Ribéry, von Geburt an Außenstürmer, tauchte plötzlich im Zentrum auf und spielte einen Spielmacher-Pass auf Robert Lewandowski, der als Mittelstürmer auf die Welt kam. Normalerweise chippt er die Bälle mit rechts über den Torwart: Nach 139 Sekunden machte er es halt mit links. Schalkes fünf Verteidiger? Die waren auch vorhanden, irgendwo.

Allein in diesem Tor zum 1:0 steckte ein Teil des bayerischen Erfolgsgeheimnisses: Im Kader gibt es immer genügend Spieler wie Ribéry, die dringend zeigen wollen, dass sie unbedingt in die erste Elf gehören. Carlo Ancelotti hatte den Franzosen nach seiner Verletzungspause wieder losgelassen, dafür saß Douglas Costa draußen in unmittelbarer Nachbarschaft von Thomas Müller und Philipp Lahm.

Während Lahm selbst in seinen letzten Karrieretagen nichts zu befürchten hat und jeden Bankaufenthalt als kleines Powernapping vor dem großen Finale betrachten darf, werden im Fall Müller wieder die Tuscheleien beginnen: Ist Müller also doch nur der Back-up für den immer großartigeren Thiago - jedenfalls dann, wenn Xabi Alonso dabei ist und Thiago also eine Position nach vorne rücken kann?

Das Gute an der aktuellen Bayern-Elf ist aber genau das: dass sie im Moment so unbeschwert wirkt, als gingen sie diese ganzen Diskussionen nichts an. Während ganze Gelenkbusse voller Experten sich den Kopf darüber zerbrechen, wie der FC Bayern nach dem Robben-Ribéry-Lahm-Alonso-Umbruch aussehen könnte, haben die älteren Herren einfach noch a bisserl Spaß.

DFB-Pokal
:Hamburg spendiert Gladbach das Halbfinale

Wie viel Ungeschick passt in einen Pokalabend? Der HSV spielt gegen die Borussia ordentlich nach vorne - dann schenken zwei Abwehrleute den Gästen zwei Elfmeter.

Von Peter Burghardt, Hamburg

So sah Ribéry gar nicht ein, warum er nach dem 1:0 aufhören sollte, gute Laune zu haben. Weil die Party grad' so lässig war, bereitete er halt auch noch das 2:0 (16.) und 3:0 (29.) vor - das 2:0 mit einem Pass wie vor dem 1:0, nur dass es Lewandowski weit nach außen trieb, weshalb er Thiago per Flanke ein Kopfballtor auflegte. Vor dem 3:0 legte Ribéry den Ball rüber zu Lewandowski, der den Ball lässig ins Tor setzte.

"Franck hat seine Sache wirklich gut gemacht, gut gespielt, mit Qualität, ich bin sehr glücklich für ihn", sagte sein Trainer Carlo Ancelotti.

Auch in der zweiten Halbzeit schneite es nicht, aber immerhin ersparten die Bayern ihren Gästen ein HSV-Erlebnis - was aber auch an den Schalkern lag, die sich professioneller wehrten als der HSV und trotz des aussichtslosen Spielstands jenen Willen zum Widerstand zeigte, der Markus Weinzierls Teams auszeichnet. Dennoch blieben die Münchner grotesk überlegen, nur ihr Pressing spielten sie nicht mehr so spektakulär wie in der ersten Hälfte, als sie die vom frühen Tor ohnehin verschreckten Schalker heftig unter Stress setzten.

Am Ende musste der ehemalige Münchner Verteidiger Holger Badstuber wegen einer gelb-roten Karte (77.) vorzeitig vom Feld. Ein Spiel haben die Bayern jetzt noch bis Berlin, das Los bescherte ihnen den Sieger zwischen Lotte und Dortmund. Sollte sich dort der Favorit durchsetzen, hätten die Bayern Heimrecht im Halbfinale. Das findet Ende April statt. Die Schnee-Wahrscheinlichkeit tendiert gegen null Prozent.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: