DFB-Pokal:Aubameyang lupft den BVB zum Pokal

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Pierre-Emerick Aubameyang: Torschütze zum 2:1 (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Dortmund besiegt Eintracht Frankfurt im DFB-Pokalfinale.
  • Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang treffen für den BVB, Ante Rebic gleicht zwischenzeitlich für Frankfurt aus.
  • Marco Reus hat erneut Pech und zieht sich eine Verletzung zu, er wird in der Halbzeit ausgewechselt.

Von Javier Cáceres, Berlin

Borussia Dortmund hat eine an dramatischen Ereignissen und internen Querelen reiche Saison mit dem Pokalsieg beschlossen. Nach einem düsteren Rekord von drei erfolglosen Finalteilnahmen in Serie besiegte die Borussia am Samstag die Eintracht aus Frankfurt mit 2:1 (1:1). Die Protagonisten des Abends waren zwei Personen, bei denen die Zeichen auf Abschied stehen: Trainer Thomas Tuchel, der vor allem in den vergangenen Wochen mit dem Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Watzke im Clinch lag und nun den ersten Titel seiner Trainerkarriere feiern durfte, sowie Pierre-Emerick Aubameyang, der per Elfmeter das Siegtor erzielte (67. Minute) - und angeblich dem Ruf des Geldes folgen wird. Zuvor hatten Ousmane Dembélé (8.) für Dortmund und Ante Rebic (26.) für Eintracht getroffen.

Vor dem Spiel kam es zu einer Verbrüderung der beiden Fanlager. Nachdem sie ihre jeweiligen Hymnen gegenseitig ausgepfiffen hatten, fielen sie in einen gemeinsamen Schlachtruf ein: "Fußball-Mafia DFB". Das Berliner Olympiastadion hat einige Kuriositäten erlebt, seit es Stammsitz des Pokalfinals ist. Doch einen solchen Protest gegen den Ausrichter, den Deutschen Fußballbund (DFB), noch nicht. Dortmunds Trainer Tuchel finalisierte derweil eine handfeste Überraschung.

Tuchel, der den BVB in einer Umbruchsaison direkt in die Champions League führte, verzichtete nicht nur auf Nuri Sahin, er nahm ihn gar aus dem Kader. Der Grund: Er erwartete ein Spiel, in dem Eintracht Frankfurt vor allem mit langen Bällen operieren würde. "Wir haben uns für mehr Kopfballstärke und Köperlichkeit entschieden", sagte Tuchel zur Entscheidung, Matthias Ginter die Position vor der Abwehr anzuvertrauen. Zunächst schien sein Plan auch aufzugehen. Die Borussia wirkte selbstsicherer und war erkennbar darum bemüht, die Eintracht durch eine hoch angesiedelte Verteidigung gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen. Der frühen Führung der Dortmunder wohnte daher auch eine gewisse Zwangsläufigkeit inne. Lukasz Piszcek erkannte auf der rechten Seite einen Raum, in den Ousmane Dembelé hineinstieß. Er ließ mit der Ballmitnahme den Eintracht-Innenverteidiger Jesús Vallejo aussteigen - und jagte den Ball vom Eck des Fünfmeterraums mit links unter die Latte.

Für die Eintracht war auch danach lange kein Durchkommen. Jedoch: Der Ballbesitz der Dortmunder wurde zunehmend steril, es fehlten kreative Momente und Schnelligkeit. Die Leichtigkeit der Anfangsminuten war dahin. Mit der Rolle des Spielgestalters war Ginter augenscheinlich überfordert. Zudem musste sich Marco Reus immer wieder den Oberschenkel massieren lassen. Und die Eintracht kam gegen eine zunehmend wacklig wirkende Abwehr der Borussen plötzlich doch zu Gelegenheiten, auch durch die Umsicht des extrem auffälligen Mijat Gacinovic. Nach 20 Minuten köpfelte Timothy Chandler eine Flanke von Ante Rebic übers Tor, danach betätigte sich Chandler als Passgeber. Nachdem er einen langen Pass aus der eigenen Hälfte auf der rechten Außenbahn erlaufen hatte, verpasste Haris Seferofvic seine flache Hereingabe nur knapp.

Im Anschluss daran hatte Dortmund Verteidiger Marc Bartra den Ball eigentlich unter Kontrolle, doch beim Versuch, einen Eckball zu vermeiden, rutschte er weg - und stupste den Ball Rebic vor die Füße. Doch dessen Schuss parierte Dortmunds Torwart Roman Bürki. Dann aber fiel der Ausgleich doch. Frankfurts Mexikaner Marco Fabián jagte Dortmunds Innenverteidiger Sokratis den Ball ab, Mijat Gacinovic bedankte sich dafür mit einem Pass auf den völlig freistehenden Rebic, der aus gut acht Metern Bürki überwand. Danach konnte die Borussia von Glück sagen, dass Seferovic aus 14 Metern nach Doppelpass mit Rebic nur den linken Pfosten traf.

Zur Pause musste Tuchel verletzungsbedingt reagieren: Er brachte Gonzalo Castro und Christian Pulisic für die angeschlagenen Reus (Knie) und Marcel Schmelzer (linker Oberschenkel). Wieder startete die Borussia besser in die Partie, beseelt von dem Gedanken, die Abwehr der Dortmunder durch einen zunehmend entfesselt wirkenden Dembelé auszuheben. Die größte Chance ergab sich allerdings nach einer feinen Aktion von Kagawa, der im Strafraum den Ball mitnahm und mit einem Schuss aus kurzer Distanz einen Tumult auslöste. Abraham konnte auf der Linie klären, danach schoss Vallejo einen Dortmunder an; der Abpraller flog über die Querlatte (50.). Nach gut einer Stunde kam die Borussia zu einer weiteren Großchance: Dembelé narrte im Strafraum gleich drei Frankfurter auf engstem Raum und lupfte den Ball auf Pierre-Emerick Aubameyang, der mit einem Scherenschlag an Marco Fabián scheiterte: Der Mexikaner jagte den Ball an die Querlatte.

Eine Minute später kam es dann zu der entscheidenden Elfmeterszene. Aubameyang bediente den links mitgelaufenen Pulisic, der sich den Ball an Torwart Lukas Hradecky vorbeilegte. Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, und Aubameyang verwandelte sicher mit einem leicht an Panenka gemahnenden Lupfer, als Hradecky sich bereits für einen Sprung in die linke Torecke entschieden hatte. Aubameyang feierte das Tor mit dem für ihn charakteristischen Salto.

Eintracht-Trainer Niko Kovac gab hernach das einzig nachvollziehbare Signal: Er wechselte mit Alexander Meier einen Stürmer für den Außenbahnläufer Chandler ein (72.) sowie Danny Blum für Marco Fabián (79.) ein. Doch wirklich überzeugende Ideen trugen die Frankfurter nicht mehr vor, die Versuche, den Ball lang in die Gefahrenzone zu bugsieren, fruchteten nicht. Stattdessen kam Dortmund noch bei einem Konter zu einer Großchance. Aubameyang erlief einen Befreiungsschlag aus der eigenen Abwehr, setzte sich im Strafraum gegen einen Frankfurter Abwehrspieler durch - und setzte den Ball dann ans Aluminium (85.). Es sollte der Schlusspunkt der Partie und einer Saison sein, die für Dortmund ein irgendwie doch noch versöhnliches Ende nahm. Auch wenn die Zeichen bei Tuchel und Aubameyang auf Scheidung stehen.

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