DFB-Pokalfinale:Der goldene Pechvogel Marco Reus

Der Nationalspieler verletzt sich und gewinnt trotzdem und Ousmane Dembélé wird zur neuesten Berliner Attraktion. Der BVB in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Christopher Gerards

Roman Bürki

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(Foto: REUTERS)

War vor dem Anpfiff in der vergleichenden Lektüre klar unterlegen. Hat in dieser Pokal-Saison weniger Elfmeterschießen gewonnen als sein Frankfurter Kollege Lukas Hradecky (1:3). Trug andererseits das bessere Trikot, nämlich eines in Textmarker-orange, sodass man ihn trotz aller Pyro-Wolken wahrscheinlich noch vom Mond sehen konnte. War zunächst vor allem mit Abwürfen und -stößen befasst. Nach 26 Minuten brachte er eine hübsche Parade an, als er Rebics Schuss aus kurzer Distanz abwehrte. Beim Ausgleich durch denselben Rebic ohne Chance.

Lukasz Piszczek

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(Foto: dpa)

Gehört laut Thomas Tuchel zu den Spielern, die in einem Finale absolutes "Toplevel" abrufen können. Gehört aber auch zu den Spielern, die drei DFB-Pokal-Endspiele hintereinander verloren haben. Rief in den ersten 25 Minuten solides Toplevel ab. Bereitete das 1:0 vor und brachte immer wieder hübsche Flanken an. Passte sich dann aber seinen Mitspielern an. Schaffte es zum Beispiel, einen Einwurf ins Seitenaus zu werfen. Nach der Halbzeit wieder stärker. Gehört nun zu den wenigen Spielern, die erst drei DFB-Pokal-Endspiele hintereinander verloren und dann doch nochmal eins gewonnen haben.

Marc Bartra

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(Foto: REUTERS)

Zweites Spiel für ihn, nachdem er beim Anschlag auf den Teambus am Arm verletzt worden war. Bekam es immer wieder mit dem giftigen Ante Rebic zu tun, und das hieß nichts Gutes für seine Abendgestaltung. Verlor gegen Rebic den Ball nach 26 Minuten im Strafraum und konnte sich bei seinem Torwart bedanken, dass es danach nicht 1:1 stand. War beim Frankfurter Ausgleich Teil der höchst unsortierten Abwehr. Blieb eine Viertelstunde vor Schluss mit Krämpfen liegen und musste raus. Bekam dafür vom Frankfurter Publikum fast so viele Pfiffe wie Helene Fischer.

Sokratis

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(Foto: AFP)

Kommt aus Kalamata, Griechenland, spielt aber, als käme er aus Mannheim, Baden-Württemberg. Ein Innenverteidiger in der Tradition der alten Waldhof-Vorstopper-Schule, mindestens so hart wie Jürgen Kohler, Christian Wörns und die Brüder Förster zusammen. Gewann in der Anfangsphase etwa 122 Prozent seiner Zweikämpfe, zeigte nach zehn Minuten gegen Rebic eine Grätsche von benderschem Ausmaß. Hörte aber irgendwann auf, alle Zweikämpfe zu gewinnen - dummerweise auch vorm Ausgleich. Danach wieder mit Mannheimer Zweikampfverhalten.

Marcel Schmelzer

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(Foto: REUTERS)

War diesmal Tuchels Überraschungsgast, weil: Zuletzt zwickte und zwackte sein Oberschenkel. Begann dann als linker Innenverteidiger. Wird nicht mehr der beste Kopfballspielers der Republik. Auch er erlebte den Ausgleich aus nächster Nähe. Erlebte die zweite Halbzeit von der Bank, weil diesmal sein Knie zwickte und zwackte.

Matthias Ginter

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(Foto: REUTERS)

Als Sechser dazu auserkoren, Frankfurts Angriffe zu stoppen. Ermöglichte sie dann aber eher. Litt darunter, dass ihm ständig einer dieser Rebics, Gacinovics oder Werdennauchsics auf den Füßen stand. Verlor Zweikämpfe, spielte Fehlpässe, und als er dann mal einen Steilpass der Güteklasse "sensationell" auspackte, war's abseits. Trickste sich einmal durchs Mittelfeld und musste prompt spüren, wie sich ein Kopftritt von Medojevic anfühlt. Vor Seferovics Pfostenschuss spielte er den entscheidenden Fehlpass. Rückte nach der Pause in die Abwehr zurück. Begann plötzlich, seine Zweikämpfe zu gewinnen.

Raphael Guerreiro

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(Foto: dpa)

Galt in einer fernen Zeit (Saisonvorbereitung) mal als hauptberuflicher Linksverteidiger. Startete aber erneut als Zwischenwesen: War links hinten, links in der Mitte und links vorne. Machte sich nach zwei Minuten direkt ums Amüsement des Frankfurter Publikums verdient, als er in kurzer Zeit zwei Ballverluste in der eigenen Hälfte sammelte. Ansonsten lange derart unauffällig, dass er ein Textmarker-oranges Trikot gebraucht hätte. Leitete dann aber noch den Elfmeter mit einem feinen Lupfer ein.

Shinji Kagawa

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(Foto: AFP)

Angetreten als diensthabender Kleinkünstler. Streute in der Anfangsphase immer wieder feine Pässe ein. Verdiente sich zudem Szenenapplaus, als er einen Frankfurter Konter mal eben mit einer soliden Grätsche bremste. Danach kaum mehr zu sehen, und das lag nicht am Rauch. Schoss nach der Halbzeit fast das 2:1, der Ball ließ sich dann aber noch aufhalten. Schaffte es später, einen Doppelpass im Sitzen zu spielen.

Marco Reus

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(Foto: AP)

Konnte spielen! Hatte sich vorab keinen Syndesmosebandanriss zugezogen, der ihn an der Finalteilnahme hätte hindern können. Setzte nach knapp 25 Minuten einen Volleyschuss aufs Frankfurter Tor. Fiel dann dadurch auf, dass er sich an der Seitenlinie behandeln musste. Und, ja, dann passierte es wirklich: Reus musste zur Halbzeit raus und warf die Frage auf, wie viel Pech ein einzelner Spieler eigentlich haben kann? Andererseits: Pokalsieger ist er ja jetzt trotzdem. Ein goldener Pechvogel sozusagen.

Ousmane Dembelé

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(Foto: dpa)

Neben Bundestag und Alexanderplatz eine der heißesten Touristen-Attraktionen der Stadt an diesem Samstag. Schoss nach acht Minuten mal eben ein Dennis-Bergkamp-Gedächtnistor: Haken, Schuss, drin. Zog danach erstaunlich oft von der rechten Seite ins Zentrum, wo ihn aber kaum noch Pässe fanden. Hatte sich in der Halbzeit offenbar vorgenommen, fortan an jedem Dortmunder Angriff beteiligt zu sein. Das gelang ihm ziemlich gut.

Pierre-Emerick Aubaemeyang

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(Foto: REUTERS)

Litt zuletzt unter einer noch nicht näher erforschten Pokal-Allergie. Hatte im Laufe der DFB-Pokal-Saison skandalöserweise erst ein Tor geschossen und damit präzise eins weniger als Menschen namens Richard Sukuta-Pasu (SV Sandhausen), Stephan Hain (Spielvereinigung Unterhaching) und Kevin Freiberger (Sportfreunde Lotte). Setzte nach 24 Minuten einen ersten halbwegs ernsthaften Versuch aufs Frankfurter Tor ab. Nach gut einer Stunde mit einer Szene, die mit ein bisschen mehr Glück in jedem Jahresrückblick vorgekommen wäre: Versuchte einfach mal einen Fallrückzieher, der in letzter Instanz aber von Fabiáns Fuß an die Latte flog. Konnte kurz danach trotzdem jubeln: Traf per Elfmeter, und zwar mit einem frechen Lupfer, der es vielleicht, womöglich sowie eventuell auch in den Jahresrückblick schafft. Kurz vor Schluss setzte er noch einen Schuss ans Lattenkreuz. Hat jetzt immerhin so viele Pokal-Saisontore wie Sukuta-Pasu, Hain und Freiberger.

Christian Pulisic

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(Foto: AFP)

Noch so eine Attraktion, die das Eintrittsgeld definitiv wert ist. Kann drei Gegenspieler auf engstem Raum ausdribbeln. Kann zudem derart schnell in den Strafraum laufen, dass der Torwart ihn foulen muss. Tat das in der 66. Minute. Bekam einen Elfmeter.

Gonzalo Castro

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Spielte im defensiven Mittelfeld weniger Fehlpässe als Ginter, gewann zudem mehr Zweikämpfe. Machte ein Spiel wie ein guter Schiedsrichter: Fiel nicht weiter auf. (Archivbild)

Erik Durm

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(Foto: dpa)

Kam nach 76 Minuten für Bartra. Darf sich jetzt "Weltmeister und Pokalsieger" auf die Visitenkarte schreiben. (Mitte, Archivbild)

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