DFB-Elf vor den Länderspielen:Üben für den flinken Überfall

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Die Nationalelf gibt sich vor dem Start in die WM-Qualifikation gegen die Faröer und Österreich betont locker. Doch intern dürfte es bald einen gesteigerten Konkurrenzkampf geben - und auch taktisch tut sich was: Es ist nicht mehr der wunderbare FC Barcelona, den Trainer Joachim Löw als Vorbild nennt, sondern ein Team aus der Bundesliga.

Jörg Marwedel

Per Mertesacker ist in der Nähe von Barsinghausen aufgewachsen, er hat ein paar Scherze gemacht über das nicht sehr aufregende Quartier der Nationalelf nahe Hannover. Man müsse im Ort "unbedingt den Marktplatz besuchen und da ein schönes Mannschaftsfoto schießen", sagte der Nationalverteidiger, der sich mit dem DFB-Team in der Sportschule Fuchsbachtal auf die ersten beiden Qualifikationsspiele für die Fußball-WM 2014 in Brasilien vorbereitet: am Freitag in Hannover gegen die Färöer-Inseln und am Dienstag in Wien gegen Österreich.

Weniger für die neue Taktik des Ballerobern als vielmehr eine Spaßeinheit: die deutschen Nationalspieler beim Straßen-Fußballtennis. (Foto: dapd)

Zudem könne man direkt von der Sportschule mit dem Fahrrad in die Natur aufbrechen, betonte Mertesacker. Auch Teammanager Oliver Bierhoff hat einen Ulk gemacht über die angebliche Überversorgung der Nationalspieler: Ob ein Koffer vom DFB schon eine Überversorgung sei, hat er gefragt - eine spitze Bemerkung im Zusammenhang mit der Debatte nach dem Halbfinal-Aus bei der EM in Polen und der Ukraine, die die Frage aufwarf, ob die deutsche Elf vielleicht zu edel beherbergt werde, um sich auf große sportliche Ziele konzentrieren zu können.

Man stelle sich ja, so Mertesacker, noch immer die Frage, "warum diese Goldene Generation noch keinen Titel gewonnen hat". Was ihr bei der letzten EM fehlte, das will Bundestrainer Joachim Löw dieser Tage dem 20-köpfigen Aufgebot, in dem neben dem ausgemusterten Keeper Tim Wiese der verletzte Mario Gomez und der noch nicht komplett fitte Bastian Schweinsteiger fehlen, in Mannschaftsbesprechungen, Einzelgesprächen und durch gezielte Trainingsübungen vorführen.

Die Weiterentwicklung des immer noch jungen Ensembles, zu dem auch der Schalker Julian Draxler wieder gestoßen ist, soll vor allem zu aggressiverem Pressing führen. Das Team solle "noch konsequenter, härter und früher den Gegner in dessen Hälfte attackieren", erläuterte Löw: "Es ist angelernt, dass man den Gegner kommen lässt", doch das will er ändern.

Die überfallartige Balleroberung ist jetzt noch stärker das Thema, und es ist nicht mehr der wunderbare FC Barcelona, den Löw als Vorbild nennt, sondern der fabelhafte deutsche Meister Dortmund, der diese laufintensive Taktik schon recht perfekt praktiziert.

Setzt das Team die neue Marschroute voll um, droht den Färöern ein Schützenfest. In Österreich ist wohl noch mehr Aufwand nötig, Löw wünscht sich, "die Aktionen sofort zum Ende zu bringen". Für noch gefährlicher in der Gruppe C hält er aber Schweden und Irland, fünfter Gegner ist Kasachstan. Dass die Deutschen nach zehn Siegen in zehn EM-Qualifikationsspielen erneut der große Favorit sind, wissen alle, vom Bundestrainer bis zum Busfahrer. Und das sei auch gut so, findet Bierhoff.

Zudem hat der Bundestrainer noch einmal einen gesteigerten Konkurrenzkampf ausgerufen. "Es gibt keine Garantien und Erbhöfe. Wir sind weiter als vor zwei Jahren, die Konkurrenz ist größer geworden", sagte Löw. Einer, der das bei der EM am eigenen Leibe erfahren hatte, war Per Mertesacker, der nach sieben Jahren plötzlich seinen Stammplatz in der Innenverteidigung verlor.

Doch auch Mertesacker ist wieder in der Verlosung. Er habe sich "besonders doll angestrengt in der Vorbereitung", berichtete er. Das Resultat: Sein Klub FC Arsenal hat nach drei Spielen in England kein Gegentor kassiert.

© SZ vom 05.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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