Deutschland bei der U17-WM:Und jetzt eine richtig hohe Hürde

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Starker Rückhalt im deutschen Team: Torwart Max Schmitt, hier in der Partie gegen Mexiko. (Foto: Adrian Macias/Agencia-MexSport/Imago)

Mit etwas Glück, einem starken Torwart und drei technisch anspruchsvollen Toren siegen die DFB-Junioren im WM-Achtelfinale 3:2 gegen die USA - und hoffen nun in Indonesien auf weitere Glanzpunkte.

Von Javier Cáceres, Berlin

Vor ein paar Monaten, als Deutschlands U17 in Ungarn Europameister wurde, verbreitete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Interview, in dem Torwart Max Schmitt sein Credo erklärte: "Du musst einfach die vollen 90 Minuten da sein." Am Dienstag stand der Keeper der U19-Mannschaft des FC Bayern München neuerlich im Tor des deutschen U17-Teams, diesmal im Achtelfinale der WM in Indonesien gegen die USA. Und er zeigte, dass er sein Credo lebt. Nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten.

Wenige Minuten vor Ende der Partie in Bandung setzte der US-Amerikaner Matthew Carcaran aus 20 Metern zu einem sagenhaft gut angeschnittenen Schuss an. Doch Schmitt berechnete die Flugbahn des Geschosses perfekt, flog in die linke Ecke und lenkte den Ball mit einer spektakulären Parade um den Pfosten. Es war die finale Aktion, mit der er den nicht unbedingt brillanten, aber verdienten 3:2-Sieg festhielt - und so dem Team von Europameister-Trainer Christian Wück eine der höchsten Hürden bescherte, die das Turniertableau bereithält. An diesem Freitag (09.30 Uhr, live bei Sky und fifa.com) trifft Deutschland nun im Viertelfinale in Jakarta auf Spanien, das vor Nachwuchsspielern des FC Barcelona nur so strotzt.

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Im deutschen Fußball muss sich vieles ändern, dabei gibt es auch positive Ansätze bei den Junioren: Nach dem Europameister-Titel geht Deutschlands U17 auch bei der WM mit gehobenen Ambitionen an den Start - Bundestrainer Wück hat einen Wunsch.

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Die Partie gegen die US-Amerikaner beinhaltete diverse Erkenntnisse. Unter anderem, dass der frühere Bundesliga-Profi Charles Akkonor (VfL Wolfsburg) gute Fußballer-Gene besitzt. Sein Sohn, der unter dem Namen Charles Herrmann firmiert, schoss nach fünf Minuten ein jahresrückblickverdächtiges Tor zum 1:0 für Deutschland: Er zirkelte einen 20-Meter-Freistoß aus halbrechter Position direkt unter die Querlatte. Das Maß an Sicherheit, das der Treffer dem DFB-Team bot, war erstaunlicherweise überschaubar. Denn danach wurden die deutschen Nachwuchsspieler - zum ersten Mal bei diesem auf Grund der Temperaturen außerordentlich anstrengenden Turnier - einer echten Prüfung unterzogen.

Bilal Yalcinkaya erzielt den Siegtreffer für die deutsche U17 wie ein Futsal-Spieler

Nach einer Unachtsamkeit in der DFB-Abwehr erzielte Taha Habroune das zwischenzeitliche 1:1 (24.). Dann aber hatte Herrmann seinen nächsten guten Auftritt. Nach einem Pass in die Tiefe von Eric da Silva Moreira spielte das BVB-Talent einen famosen Rückpass auf Mittelstürmer Max Moerstedt (Hoffenheim), der sein drittes Turniertor erzielte. Nach der Pause allerdings setzte der Druck durch die USA der deutschen Mannschaft noch viel stärker zu.

"Wir haben nicht wirklich Zugriff auf die Partie bekommen, hatten viele Fehler in Ballbesitz und sind unsicher geworden", monierte Trainer Wück nach der Partie, "wir sind im Grunde nur hinterhergelaufen." Als Leuchtturm der Defensive erwies sich Abwehrchef Finn Jeltsch (1. FC Nürnberg), er klärte eine Reihe von Aktionen der US-Amerikaner. Gleichwohl musste das DFB-Team neuerlich den Ausgleich hinnehmen, diesmal auf denkbar unglückliche Weise. Ein Freistoß von David Vázquez, der als flache Hereingabe gedacht war, landete im Netz, ohne dass er von irgendeinem Spieler berührt worden wäre (2:2/82.). Der spätere Last-Minute-Held Schmitt verblieb in dieser Szene auf der Linie - offenkundig, um auf der Hut zu sein, falls der Ball abgefälscht werden sollte.

Am Ende aber stach ein Joker: Bilal Yalcinkaya vom Hamburger SV, der wie ein Futsal-Spieler durch den Strafraum kurvte und dann aus kurzer Distanz zum 3:2-Endstand traf (87.). "Das ist, worauf wir uns verlassen können: dass wir immer wieder Glanzpunkte setzen können", sagte Wück. In der Tat: Die Torproduktion funktioniert gerade bei der deutschen Mannschaft, in allen WM-Spielen erzielte sie bisher verlässlich drei Treffer. Gegen die starken Spanier wird diese Tugend erneut alles andere als verachtenswert sein.

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