Eishockey:Münchner stecken in grauer Tristesse

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Enttäuscht in Berlin: Der EHC muss ein 2:6 bei Eisbären hinnehmen. (Foto: Andreas Gora/dpa)

Der EHC Red Bull kassiert in Berlin bereits die vierte Niederlage in Serie. Vor allem die Effizienz vor dem Tor lässt zu wünschen übrig.

Von Christian Bernhard

Es war nur ein Icing-Pfiff, über den sich Toni Söderholm am Sonntag aufregte, doch die Mimik und die abwinkende Geste mit der Hand, die der neue Trainer des EHC Red Bull München dabei machte, waren sinnbildlich für die aktuelle Lage des aktuellen Meisters der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Denn zum Zeitpunkt, als der an sich ruhige Finne an der Bande etwas aus sich heraus ging, lag seine Mannschaft bei den Eisbären Berlin 1:4 zurück. Am Ende verloren die Münchner 2:6 und kassierten dabei die vierte Niederlage in Serie binnen nur acht Tagen. In der DEL-Tabelle liegen die Münchner nur im Mittelfeld und haben bereits acht Punkte Rückstand auf die erstplatzierten Eisbären. "Es ist augenscheinlich, dass wir momentan da oben nichts verloren haben", sagte Kapitän Patrick Hager bei Magentasport. "Wir finden im Moment die Balance nicht."

Das Hauptproblem der Münchner ist aktuell das Toreschießen. Bei den vier Niederlagen gelangen ihnen nur drei Tore. Dass die Münchner das statistisch beste Überzahlspiel der DEL haben, hat ihnen schon so manches Mal geholfen, auch in Berlin brachte es einen Treffer. Es verdeutlicht aber auch, dass die Angriffsprobleme bei Fünf gegen Fünf noch größer sind als die allgemeinen Offensivsorgen. Wie sehr es da beim Meister hapert, macht ein Blick in die Statistiken deutlich. Der EHC hat in den zehn Ligaspielen vor der Sonntagspartie in Berlin nur 15 Mal bei Fünf gegen Fünf getroffen. Nur die Iserlohn Roosters und die Augsburger Panther, beide in den unteren Tabellenregionen angesiedelt, trafen noch weniger. Verständlich, dass sich Söderholm in diesem Bereich "auf jeden Fall mehr Effizienz" erwartet. Er verwies vergangene Woche darauf, dass einiges passieren müsse, damit man überhaupt zum Torschuss komme, und erklärte, man befinde sich diesbezüglich "noch in der Arbeitsphase".

Kapitän Hager gesteht ein, dass sein Team "ein bisschen zögerlich" agiere

Der EHC tut sich auch deshalb so schwer mit dem Toreschießen, weil einige seiner bewährten Stürmer Ladehemmung haben. Austin Ortega, vergangene Saison 32-maliger Torschütze, hat in elf Spielen erst zweimal getroffen, Chris DeSousa (letzte Spielzeit 27 Treffer) nur einmal in neun Partien. Yasin Ehliz, zuletzt DEL-Spieler des Jahres, kam nach seiner monatelangen Verletzungspause gut zurück und knipste in seinen ersten Partien, fiel aber schnell wieder wegen eines Checks gegen den Kopf im Derby gegen Nürnberg aus und konnte auch in Berlin nicht aufs Eis. Da neben Ehliz in Ben Smith ein weiterer wichtiger Angreifer verletzungsbedingt mehr Spiele verpasst als gespielt hat, musste Söderholm die Angriffsreihen mehrfach neu zusammenbasteln. "Das ist nicht einfach für den Trainer, weil immer wieder umgestellt werden muss", sagte Hager und sprach von einer "Optimierungsphase", in der sich der Meister der vergangenen Saison befinde. Der Kapitän gestand ein, dass sein Team ab und zu "ein bisschen zögerlich" sei. Es gehe darum, gewisse Abläufe zu automatisieren und aus "grauen Situationen eine schwarze oder weiße machen".

In Berlin blieb die Offensive über weite Strecken wieder vieles schuldig. Im Startdrittel kamen nur zwei Schüsse auf das Tor von Eisbären-Torwart Jake Hildebrand. Stellvertretend für die aktuelle Offensivmisere war die Szene in Minute 15, als Nico Krämmer aus nächster Nähe weite Teile des Tores frei vor sich hatte, die Scheibe aber rechts vorbeischob. Die Berliner hatten diese Probleme nicht, Yannick Veilleux (10.) und Zach Boychuk (19.) trafen zur 2:0-Führung. Das bestätigte, was Konrad Abeltshauser am Freitag nach dem 0:1 gegen Wolfsburg bemängelt hatte: "Wir suchen gerade den einfachen Weg außen rum, aber man muss im Eishockey in die dreckige Gegend gehen." Das Ziel müsse sein, ein Tor auch mal "reinzuarbeiten", wenn es normal nicht falle.

Zu Beginn des Mitteldrittels verkürzte Austin Ortega in doppelter Überzahl auf 1:2 (23.), doch nur 69 Sekunden später lenkte Ortega die Scheibe hinter dem eigenen Tor so ab, dass Marcel Noebels sie nur noch ins leere Tor schieben musste (24.). Veilleux (30.), Blaine Byron (53.) und Boychuk (56.) sorgten für die deutliche EHC-Niederlage, an der auch Markus Eisenschmieds Treffer (57.) nichts mehr ändern konnte. Krämmer sprach von "kleinen Abstimmungsschwierigkeiten" und von "kleinen Details", die man umstellen müsse. "Aber mein Gott, man kann sich Glück erarbeiten." Womöglich schon am Dienstag, beim CHL-Spiel bei Färjestad BK in Schweden.

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