Davy Klaassen:Bremen hat seinen Königstransfer

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Neu am Osterdeich: Davy Klaassen wechselt zu Werder Bremen. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
  • Werder Bremen verpflichtet Davy Klaassen für 13,5 Millionen vom FC Everton und macht ihn zum teuersten Transfer der Vereinsgeschichte.
  • Er soll den nach Dortmund abgewanderten Thomas Delaney ersetzen - noch vor einem Jahr galt er nach seinem Wechsel von Ajax Amsterdam als großes Versprechen.
  • Doch beim FC Everton konnte er sich nicht durchsetzen, der neue Trainer plante nicht mehr mit ihm.

Von Felix Haselsteiner, Bremen/München

Marko Marin ist eine vergessene Figur des deutschen Fußballs, einer der talentierten jungen Nationalspieler der früheren Löw-Ära, der seine Karriere mit einem damals verfrühten Wechsel zum FC Chelsea begraben hat. Selbst beim SV Werder Bremen, dem Verein, der für Marin 2009 die beachtliche Summe von 8,5 Millionen Euro zahlte und wo er bis 2012 die vielleicht beste Phase seiner Karriere erlebte, denkt man nicht mehr allzu oft an ihn zurück - bis zum heutigen Freitag, an dem Marin zum nur noch zweitteuersten Transfer der Vereinsgeschichte wurde.

Den neuen Spitzenplatz, was die Ablösesumme angeht, hat jetzt der Niederländer Davy Klaassen eingenommen, der für 13,5 Millionen Euro vom FC Everton an die Weser wechselt. Viel Geld für Werder Bremen, wo immerhin aus dem Delaney-Transfer nach Dortmund etwa 20 Millionen Euro zur Verfügung standen. Dass man einen Großteil dieser Einnahmen nun direkt in einen positionsgetreuen Ersatz investiert hat, ist sinnvoll und risikoreich zugleich, erst Recht wenn man sich die Personalie Klaassen genauer anschaut.

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Im ersten Spiel trifft Klaassen schon

Der 25-Jährige gilt als ein herausragender Spieler zwischen den Strafräumen, könnte also die Lücke, die Delaney hinterlassen hat, taktisch perfekt ausfüllen. Im Bremer Mittelfeld soll er, voraussichtlich neben Abräumer Philipp Bargfrede und dem talentierten Eigengewächs Maximilian Eggestein, die Verbindung zwischen Defensive und Offensive darstellen. Das klingt alles sehr sinnvoll, insbesondere weil Trainer Florian Kohfeldt genau diesen schnellen Umschaltfußball spielen will. Er soll von Klaassen so angetan sein, dass er vor einigen Tagen persönlich nach Manchester geflogen war, um seinen Wunschspieler vom Bremer Konzept zu überzeugen.

Überhaupt hat sich die Bremer Delegation um Geschäftsführer Frank Baumann sehr intensiv um Klaassen bemüht. Den Bremern dürfte bewusst gewesen sein, dass sie ihn weder mit der Teilnahme an internationalen Wettbewerben, noch dem britischen Gehaltsniveau an die Weser locken würden. Stattdessen setzten sie auf die Tradition des Fußball-Standorts Bremen kombiniert mit Kohfeldts fußballerischen Vorstellungen. Die entsprachen offenbar denen des Niederländers: "Er hat mir erklärt, wie wir spielen wollen und welche Rolle mir zukommt. Danach war für mich klar, dass ich zu Werder wechsele", sagte Klaassen der Vereinshomepage.

Ob Klaassen die zentrale Rolle, die man ihm in Bremen zutraut, erfüllen kann, ist jedoch noch ungewiss. Auch beim FC Everton waren die Erwartungen groß, als er 2017 für 27 Millionen von Ajax Amsterdam kam. Ein Jahr später schrieb der Guardian zu Klaassens Wechsel nach Bremen, dass er damit den "Albtraum Everton" beendet habe, wo man ihn schon im Winter beinahe nach Neapel verliehen hätte, so schwach waren seine Leistungen. Nur dreimal stand der Niederländer bei den "Toffees" in der Startelf, unter dem neuen Trainer Marco Silva hätte er ebenfalls keine Rolle mehr gespielt. In Bremen fügt er sich jedoch gleich schnell ein: Am Freitag in seinem ersten Testspiel direkt nach seiner Vorstellung hat Klaassen gegen Arminia Bielefeld den 1:0-Siegtreffer erzielt.

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