Bundesliga-Transfers:Ein Mbappé würde Nürnberg helfen

Leipzig zahlt 43 Millionen für drei Talente, die außer Ralf Rangnick niemand kennt. Jannik Vestergaard ist weg, und wer ist Wout Weghorst, der nun in Wolfsburg stürmt? Die wichtigsten Bundesliga-Transfers.

Von Christopher Gerards

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Schalke 04

Hannover 96 - Werder Bremen

Quelle: dpa

Was sind die interessantesten Transfers? Wahrscheinlich ist es die Summe der Spieler. Schalke hat sich eine Art Best of der Mittelklasse-Klubs der ersten und zweiten Liga zusammengestellt: mit Salif Sané (l., Hannover 96), Suat Serdar (Mainz 05), Omar Mascarell (von Real Madrid, spielte aber zuletzt für Eintracht Frankfurt), Mark Uth (1899 Hoffenheim) und Steven Skrzybski (von Zweitligist Union Berlin).

Wie teuer wird das? Alle Transfers zusammengenommen: 31,5 Millionen Euro Ablöse (Quelle: transfermarkt.de). Uth kommt ablösefrei, der 21-jährige Mittelfeldspieler Serdar kostet 11 Millionen Euro.

Was sagt uns das? Schalke spielt als Vizemeister künftig Champions League und ist damit mit der berühmten Doppelbelastung konfrontiert - ein üppiger Kader schadet da nicht. Zumal ja zwei zentrale Mittelfeldspieler gegangen sind: Leon Goretzka (FC Bayern) und Max Meyer (nicht FC Bayern/vereinslos).

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Borussia Dortmund

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Quelle: AFP

Was sind die interessantesten Transfers? Wahrscheinlich ist es die Summe der Spieler. Ein bisschen erinnert das Kaufverhalten der Dortmunder an jenes der ungeliebten Schalker, auch der BVB hat sich eine Art Best of der Mittelklasse-Klubs (bzw. der Klubs der oberen Mittelklasse) der Bundesliga zusammengestellt. Aus Frankfurt ist der schnelle Flügelspieler Marius Wolf gekommen, aus Bremen Mittelfeldspieler Thomas Delaney. Und aus Mainz der Innenverteidiger Abdou Diallo.

Wie teuer wird das? Bei Diallo recht teuer (28 Millionen Euro), bei Delaney auch (20 Millionen), bei Wolf weniger (5 Millionen Euro).

Und sonst so? Sind ziemlich viele Spieler gegangen, mehrheitlich mit dem Ziel Premier League. Andrej Jarmolenko etwa, der erst vor einem Jahr kam, um Ousmane Dembélé zu ersetzen (was ihm eher nicht gelang), geht für 20 Millionen Euro zu West Ham United. Sokratis wechselt zum FC Arsenal, Mikel Merino zu Newcastle United, Erik Durm zu Huddersfield, André Schürrle wohl zum FC Fulham, und Michy Batshuayi war ja ohnehin nur ausgeliehen vom FC Chelsea. Gonzalo Castro wechselt übrigens auch, aber nicht in die Premier League (Vgl. Beitrag zum VfB Stuttgart).

Was sagt uns das? Der BVB ändert seine Transferstrategie, er kauft nicht mehr ein Talent nach dem anderen, sondern auch ein paar Spieler, die wissen, wie Bundesliga-Stadien von innen aussehen. Mangel an Talenten haben sie nach den jüngsten Transfer-Runden ohnehin nicht, womöglich hoffen sie nun darauf, dass jemand wie Alexander Isak sich nachhaltig empfiehlt.

Wer fehlt noch? Ein Angreifer. Drei Ausrufezeichen!!!

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Bayer Leverkusen

Sportfreunde Siegen v Bayer Leverkusen - Pre Season Friendly Match

Quelle: Getty Images

Was sind die interessantesten Transfers? Torwart Bernd Leno, er geht zum FC Arsenal (Ablöse: 25 Millionen Euro). Torwart Lukas Hradecky, er kommt von Eintracht Frankfurt (ablösefrei). Flügelspieler Mitchell Weiser (12 Millionen), er kommt von Hertha BSC. Und: Paulinho (18,5 Millionen), ein 18 Jahre alter Brasilianer.

Was sagt uns das? Dass Leverkusen jetzt sehr, sehr viel Potenzial auf Linksaußen hat, mit Julian Brandt (Nationalspieler und Pfostenschütze bei der WM), Leon Bailey und eben Paulinho. Dass Leverkusen wohl auch künftig eher gestalterisch als zerstörerisch Fußball spielen wird. Und dass Leverkusen eine ziemlich junge Truppe (Altersdurchschnitt: 24,3 Jahre) beisammen hat.

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RB Leipzig

RB Leipzig - Nordie Mukiele

Quelle: dpa

Was sind die interessantesten Transfers? Drei Spieler, die wie immer keiner kannte (außer Ralf Rangnick): Nordi Mukiele (20, vormals HSC Montpellier), Matheus Cunha (19, FC Sion) und Marcelo Saracchi (20, River Plate).

Wie viel Ablöse kosten sie? Zusammen 43 Millionen Euro, also nicht ganz so viel wie Naby Keita, der nach Liverpool geht (für 60 Millionen).

Was sagt uns das? Dass Leipzig die Transfer-Strategie der vergangenen Jahre fortsetzt: Junge Spieler kaufen, gern für viel Geld.

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VfB Stuttgart

VfB Stuttgart - Team Presentation

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was sind die interessantesten Transfers? Vier Spieler, die keiner kannte (außer Michael Reschke): Pablo Maffeo (vormals Manchester City), Nicólas González (Argentinos), Borna Sosa (Dinamo Zagreb) und Roberto Massimo (Bielefeld U19). Hinzu kommen zwei sogenannte Routiniers, die sehr viele Menschen und Michael Reschke schon vor dem Juli kannten: Daniel Didavi, der einst vom VfB nach Wolfsburg ging, und Gonzalo Castro, er kommt vom BVB.

Wie viel Ablöse kosten sie? Jeweils zwischen 2,5 und 9 Millionen Euro. Größere Einnahmen bringt wiederum der Transfer von Daniel Ginczek zum VfL Wolfsburg, nämlich 14 Millionen Euro.

Was sagt uns das? Dass Stuttgart ein bisschen wie Leipzig agiert, es aber nicht grundsätzlich verwerflich findet, wenn ein neuer Spieler schon älter als 22,5 ist (Castro ist 31!). Die Strategie, unbekannte Spieler zu verpflichten, ging ja schon auf, als der Manager nicht Michael Reschke war, sondern Jan Schindelmeiser. Der holte einst einen jungen französischen Verteidiger namens Benjamin Pavard.

Wer könnte noch gehen? Ein junger französischer Verteidiger namens Benjamin Pavard. Interessiert ist ein Klub, den Michael Reschke, Ralf Rangnick und sehr viele Fußball-Fans kennen.

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Borussia Mönchengladbach

Borussia Moenchengladbach v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was sind die interessantesten Transfers? Der von Jannik Vestergaard, allein schon wegen der Umstände. Er erwies sich als der klassischste aller Während-der-WM-Transfers, verkündet wurde der Abgang zum FC Southampton (für mutmaßlich 25 Millionen Euro) nämlich am 13. Juli, also zwei Tage vor dem WM-Finale. Deshalb nochmal zur Sicherheit: Nein, Jannik Vestergaard spielt nicht mehr für Gladbach. Dafür spielt jetzt Alassane Plea für die Borussia, der für 23 Millionen Euro aus Nizza kam, der teuerste Einkauf der Vereins-Historie.

Was sagt uns das? Trainer Dieter Hecking will ein neues System rund um den Angreifer etablieren, zuletzt hielten sie sich in Gladbach für zu kalkulierbar. Außerdem verdeutlichen die Transfers die Inflation auf dem Transfermarkt, Vestergaard war ja 2016 für 12,5 Millionen Euro - also die Hälfte der nun empfangenen Summe von 25 Millionen Euro - zur Borussia gekommen.

Wer fehlt noch? Ein Innenverteidiger. Jannik Vestergaard, siehe oben, spielt ja nicht mehr für Gladbach. Mit Matthias Ginter und Nico Elvedi haben sie zwar zwei solide Verteidiger. Auch Tony Jantschke könnte in der Innenverteidigung aushelfen. Ansonsten stehen auf der Position aber nur Mamadou Doucouré, Louis Beyer und Florian Mayer zur Verfügung, die sich bislang vor allem in Nachwuchsmannschaften (und übrigens nicht auf der ATP Tour) betätigten.

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SC Freiburg

Hamburger SV - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Was sind die interessantesten Transfers? Die von Luca Waldschmidt und Dominique Heintz, weil der SC Freiburg auf die altbekannte Taktik zurückgreift, zwei talentierte Spieler von zuletzt nicht gar so talentierten weil abgestiegenen Mannschaften (HSV, 1. FC Köln) zu holen.

Wie teuer ist das? Alles in allem hat der SC 12,1 Millionen Euro an Ablöse bezahlt.

Was sagt uns das? Dass Freiburg dieses Jahr geradezu wagemutig auf dem Transfermarkt vorgeht. Und dass Freiburg diesmal qua Kader womöglich nicht mehr Top-Favorit auf den Abstieg ist.

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VfL Wolfsburg

VfL Wolfsburg v Norwich City - Pre-Season Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was sind die interessantesten Transfers? Die von zwei Mittelstürmern. Einerseits kommt Daniel Ginczek aus Stuttgart und kostet aus irgendeinem Grund 14 Millionen Euro. Andererseits kommt Wout Weghorst für 10,5 Millionen Euro aus Alkmaar.

Wout wer? Wout (sprich: Waut) Weghorst. Hat in der vergangenen Saison 18 Tore in der Eredivisie geschossen. Ist Niederländer und 1,96 Meter groß, heißt aber - wie gesagt - nicht Bas (sprich: Bas) Dost.

Was sagt uns das alles? Dass Wolfsburg weiterhin viel Geld für neue Spieler ausgibt, wenn auch - zumindest bislang - nicht so viel wie vergangene Saison (67,25 Millionen Euro).

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1. FC Nürnberg

1. FC Nürnberg - Fototermin

Quelle: dpa

Was sind die interessantesten Transfers? Tja. Vielleicht die Leihe von Robert Bauer. Der war mal U-20-Nationalspieler und Profi in Ingolstadt und Bremen. Oder die Verpflichtung von Christian Mathenia. Der war mal beim HSV. Oder die Leihe von Timothy Tillmann. Der war dem FC Bayern als 16-Jähriger 500.000 Euro Ablöse wert (kennt als ehemaliger Fürther praktischerweise auch den Großraum Nürnberg).

Was sagt uns das? Dass Nürnberg das neue Freiburg ist, also qua Kader Top-Favorit auf den Abstieg. Aber womöglich holen sie ja noch wen (angesichts der finanziellen Lage eher nicht Kylian Mbappé) und haben einen toptoptop Teamgeist und eine toptoptop Taktik.

© SZ.de/chge/schm/rus
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