Daniel Bierofkas neue Rolle bei 1860:Stehaufmännchen in der Mitte

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Beim TSV 1860 sind die Außenbahnen derzeit von Stefan Aigner und Daniel Halfar besetzt - trotzdem findet der eigentliche Flügelspieler Daniel Bierofka seinen Platz in der Mannschaft. Im zentralen Mittelfeld soll der ehemalige DFB-Akteur nach langer Leidenszeit ein altes Problem der "Löwen" lösen.

Markus Schäflein

Außer Daniel Bierofka haben nicht mehr allzu viele Leute an Daniel Bierofka geglaubt. Er ist mal Nationalspieler gewesen, das schon, aber das war 2002 unter Rudi Völler. Und jetzt war er 32 Jahre alt, in seiner Karriere 18 Mal operiert worden, und auf seiner Position, der Außenbahn in Mittelfeld, gab es beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München eine Menge guter junger Leute.

Blüht nach 18 Operationen auf neuer Position wieder auf: Daniel Bierofka (Foto: dpa)

Aber Bierofka ist keiner, der in so einer Lage einfach aufgibt. "Von zehn Leuten hätten sich bei dieser Leidensgeschichte mindestens neun unterkriegen lassen", sagt Reiner Maurer, der Trainer des TSV 1860. "Aber er hat einen äußerst großen Ehrgeiz, er ist ein unwahrscheinliches Stehaufmännchen."

Daniel Bierofka stand auf - und fand sich plötzlich im defensiven Mittelfeld. Am Samstag, beim 5:0 in Cottbus, hat er zum ersten Mal von Beginn an auf der Sechserposition gespielt. "Ich glaub', das war ganz ordentlich", sagt er, "aber das muss der Trainer beurteilen. Wenn er meint, ich kann das länger spielen, werde ich das tun. Wenn nicht, lass' ich's."

Es spricht einiges dafür, dass er es nicht lassen muss. Schon in der vergangenen Spielzeit waren die Sechser meist das große Problem im System der Sechziger. "Das war damals schon der Schwerpunkt bei der Videoanalyse", sagt Maurer. Analysiert wurde viel, zufrieden mit der Umsetzung der Ergebnisse war der Trainer selten. "Früher musste ein Sechser den gegnerischen Zehner ausschalten, das war's. Heutzutage ist der Sechser eher der Spielmacher", sagt Maurer, "ich erwarte, dass sich einer der beiden öfters in den Angriff einschaltet und zum Abschluss kommt."

Florin Lovin konnte diese Erwartungen in der vergangenen Spielzeit nie erfüllen - ein spielstarker Mann wie Bierofka passt da ins Konzept. "Er ist lauffreudig und bietet sich permanent an, das ist das, was ich von einem Sechser sehen will", sagt Maurer.

Auf eine liebgewonnene Spezialität aus Flügelspielerzeiten muss Bierofka verzichten - "du kannst als Sechser weniger ins Dribbling gehen", sagt er. Ansonsten darf und soll er seine Offensivqualitäten einbringen; dabei kommt es ihm zugute, dass er in Dominik Stahl einen lauffreudigen, defensivstarken Kollegen zur Seite hat. "Er hat mir sehr geholfen", sagt Bierofka. Stahl verfügt zudem über ein ordentliches Kopfballspiel - "es ist wichtig für die Standardsituationen, dass zumindest einer der beiden Sechser kopfballstark ist", meint Maurer.

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Bierofka ist von Vater Willi als Löwenfan sozialisiert worden, man darf davon ausgehen, dass er seine Profikarriere bei den Blauen beenden wird, wo sie begann. Sein Vertrag läuft bis 2013. Die Idee, ihn zum Sechser zu machen, "kam zur neuen Saison auf", sagt Maurer.

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Nach dem Abschied von Aleksandar Ignjovski und Lovin standen relativ wenige Kandidaten für diese Position im Kader - im Trainingslager in Österreich ließ der Trainer Bierofka daher erstmals in der Zentrale antreten. Der war erst einmal überrascht, er hatte schließlich "überhaupt noch nie irgendwas Defensives" gespielt, wie er sagt. Aber er sah auch die Chance.

In der vergangenen Saison spielte Bierofka aus Personalnot einmal als Außenverteidiger, und langsam reifte in Maurer der Gedanke, dass er aus dem verdienten Löwen auf dessen alte Fußballertage etwas anderes machen könnte als einen langsamer werdenden Flügelflitzer.

Dabei musste sich der Trainer gar schon verwerfen lassen, er wolle Bierofka aufs Abstellgleis schieben. "Das ist ja dummes Zeug", sagt der Trainer. "Es gibt eben auch bei ihm viele Befürworter und viele Gegner." Bierofka sei "unheimlich engagiert bei der Sache und immer noch ein Spieler mit guter Qualität", meint Maurer. "Aber es ist Fakt, dass wir in Halfar und Aigner zwei sehr gute Außenspieler haben, die in der Bundesliga bestehen könnten. Und dann haben wir auch noch Kaiser und Maier."

Manche Zuschauer könnten die neue Rangfolge nicht verstehen: "Die Leute sitzen da oben und denken, bei Bierofka geht alles von alleine, nur weil er mal Nationalspieler war."

Jetzt war es die Verletzung von Zugang Collin Benjamin, die Bierofka zurück ins Team brachte. Benjamin ist wieder fit, aber überzeugt hatte er in den ersten Spielen nicht - und so wird im Heimspiel gegen Aue (Sonntag, 13.30 Uhr) wieder Bierofka auflaufen. "Das wird ein anderes Spiel als Cottbus", sagt Maurer, "da erwarte ich mir von ihm viele Impulse in der Offensive."

© SZ vom 11.08.2011/thob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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