Uefa Conference League:Eine Chance für Raków Tschenstochau

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Sieht nicht nur wie Europapokal aus, ist sogar Europapokal: Szene aus dem Conference-League-Qualifikationsspiel zwischen FC Basel und Ujpest Budapest. (Foto: G. Hubbs /imago images/Beautiful Sports)

Ein Europacup für (fast) alle: Die neue Conference League wirkt wie ein spöttischer, aber zeitgemäßer Kommentar zur Lage des europäischen Fußballs.

Kommentar von Philipp Selldorf

Das Spiel um Platz drei bei der Fußball-Weltmeisterschaft trägt in Fachkreisen den Titel "Spiel um die goldene Ananas". Die Akteure empfinden die Pflicht zur Teilnahme im Allgemeinen als Strafe, die einer Verbannung in die Wüste Gobi gleicht. Sie wollten ins Finale, nun müssen sie auf einem Nebenplatz einen Nebentitel ausfechten, der ihr Verlieren dokumentiert. Wenn dann aber einer dieser ehrenwerten Herren von der Fifa die Medaillen an den Gewinner des sogenannten kleinen Finales verteilt, stehen die Spieler doch gern Schlange und sind zur Feier bereit.

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Die Gründung des neuen Europacups namens Conference League hat unter betroffenen Fußballern ähnliche Reaktionen ausgelöst, wie sie das Spiel um Platz drei hervorbringt. Sie wollten in die Champions oder wenigstens in die Europa League und nun sollen sie in der Wüste Gobi gegen FK Čukarički oder Kolos Kowaliwka spielen.

Das erste Finale findet übrigens in Tirana statt, in Albanien

Man kann also sowohl geografisch als auch in der Abteilung unnützes Expertenwissen dazulernen, wenn man der Conference League mit einer anderen Haltung begegnet als mit Borniertheit. Letzteres war zumindest hierzulande die herrschende Attitüde, als die Uefa im Frühjahr die Gründung annoncierte. Union Berlins Max Kruse sprach damals aus, was viele dachten: Die Europa League sei in Ordnung, aber auf die Conference League habe er "irgendwie keinen Bock", er wisse "nicht mal, was das ist". Es half aber nichts, die Unioner qualifizierten sich für den Wettbewerb, den die Uefa ursprünglich "Europa League 2" hatte nennen wollen, was im Hinblick auf Identität und Markenbildung ungefähr so clever gewesen wäre wie der Titel "Golden Pineapple League". Der neue Pokal ähnelt glücklicherweise auch keiner Südfrucht, sondern seinem alten Bruder, dem Uefa-Cup.

Max Kruse ist jetzt mit Union Berlin nach Finnland aufgebrochen, um im Spiel bei Kuopion PS in den neuen Pokalbetrieb einzusteigen. Vor dem Abflug stellte sich das gesamte Team am Flugzeug auf, alle Mann rausgeputzt in neuen dunklen Anzügen, keiner machte ein langes Gesicht, und vielleicht hat auch der skeptische Kruse eingesehen, dass nicht jeder europäische Wettbewerb dazu da ist, die Bedürfnisse der starken Ligen und ihres naturgemäß verwöhnten Publikums zu befriedigen. Die neue Veranstaltung ist das kleinste Format im Repertoire der Europacups, doch sie verdient ihren Platz im Kalender allein dadurch, dass sie auch den Shamrock Rovers oder Raków Częstochowa (Tschenstochau) Chancen auf ein Stück internationaler Vereinsgeschichte verschafft. Es ist ein Europacup für (fast) alle. Dass der Verband mit den neuen Spielen eventuell nicht nur integrative, sondern auch kommerzielle Absichten verfolgt, ist möglich, aber was sollte daran verwerflich sein?

Während sich an der Spitze der europäischen Fußballgesellschaft selbst der FC Bayern Sorgen macht, er könnte von den reichen Engländern und dem Luxusklub aus Paris abgehängt werden, wirkt der neue Wettstreit für das einfache Fußballvolk in den 55 Mitgliedsverbänden wie ein spöttischer, aber zeitgemäßer Kommentar zur Lage. Das erste Finale der Conference League findet übrigens in Tirana statt, in Albanien. Die Uefa zeigt Sinn für Humor.

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