Christian Eriksens Comeback im Nationalteam:Sogar der Gegner hat Gänsehaut

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Froh, endlich wieder Fußballer sein zu können: Zwei Minuten nach seiner Einwechslung traf Christian Eriksen gegen die Niederlande zum 2:3 in den Winkel, die 2:4-Niederlage konnte er ebenso verschmerzen wie sein Team. (Foto: Peter Dejong/AP)

Ein Tor, so emotional, dass fast unterging, wie schön es war: Der Däne Christian Eriksen ist mit Herzschrittmacher auch bei der Nationalmannschaft wieder als Fußballer gefragt.

Von Felix Haselsteiner

Direkt und ohne zu zögern nahm Christian Eriksen das Zuspiel von Andreas Skov Olsen an und traf wuchtig mit dem Innenrist ins Kreuzeck. Es war ein perfekter Spielzug und ein herausragender Abschluss, mit dem der 30-Jährige in Amsterdam gerade einmal zwei Minuten nach seiner Einwechslung das 2:3 aus Sicht der Dänen erzielte. Ein Tor, das von so großer emotionaler Bedeutung war, dass fast ein wenig unterging, wie Eriksen traf: In genau dem schnörkellosen Stil, der ihn einst zu einem der besten Fußballer seines Landes gemacht hat.

"Ich hatte hier gute Jahre, und ich weiß immer noch, wo das Tor steht", sagte Eriksen nach dem Spiel schmunzelnd. Von 2010 bis 2013 spielte der Mittelfeldspieler für Ajax Amsterdam, bevor er zum ersten Mal in die Premier League, zu Tottenham Hotspur, wechselte. Das Amsterdamer Publikum jubelte ihm auch deshalb zu, selbst die Gegenspieler waren von Eriksens Treffer zwei Minuten nach seiner Rückkehr in die dänische Nationalmannschaft begeistert: Matthijs de Ligt sagte, er habe "Gänsehaut" gehabt, was bei Innenverteidigern üblicherweise keine Nebenerscheinung bei Gegentreffern ist.

Eriksens Rückkehr in die Nationalmannschaft - neun Monate nach seinem Kollaps beim EM-Spiel gegen Finnland und mit Herzschrittmacher - markiert auch seinen Wiedereintritt in die fußballerische Normalität bei der Nationalmannschaft. Bei Brentford, im Abstiegskampf der Premier League, ist das schon geschehen. Nach einem umjubelten Comeback wird er dort längst wegen seiner Tore und Vorlagen gebraucht - die zwei Spiele, in denen Eriksen in der Startelf stand, gewann der Tabellen-Fünfzehnte, der Rest ging verloren. Dem Mittelfeldspieler ist das augenscheinlich recht: Der 12. Juni 2021, der Tag, an dem er auf dem Rasen von Kopenhagen reanimiert werden musste, werde ihn zwar auf ewig begleiten, sagte Eriksen. Aber er freue sich darüber, endlich wieder Fußballer sein zu können.

Trotz den Nachwehen einer Corona-Infektion, die einen Einsatz über 90 Minuten bei der Niederlage gegen die Niederlande noch verhindert hatten, will Eriksen keine Ruhepause, sondern auch in den kommenden Tagen bei der Nationalmannschaft bleiben. Am Dienstag testet Dänemark gegen Serbien, für Trainer Kasper Hjulmand geht es darum, seine Mannschaft, die bei der Europameisterschaft mit ihrem beeindruckenden Lauf überrascht hatte, für die Weltmeisterschaft vorzubereiten. Erneut gelten die Dänen als Geheimfavoriten, insbesondere mit einem fitten Eriksen. Zumindest treffen nur herausragende Techniker den Ball so schön wie er am Samstagabend in Amsterdam.

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