Eklat bei Atlético gegen ManCity:Ein höchst hitziges 0:0

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Atléticos Stefan Savic (re.) und Raheem Sterling (Mitte) liegen im Clinch - auch Ilkay Gündogan schreitet ein. (Foto: Nick Potts/PA Images/Imago)

Manchester City rettet bei Atlético Madrid ein Remis über die Zeit und zieht dadurch ins Halbfinale der Champions League ein. Kurz vor Schluss droht die Partie in eine Massenschlägerei auszuarten.

Von Javier Cáceres, Madrid

Am Ende war nur noch Chaos. Gut 60 000 Zuschauer fanden sich zusammen, um Pep Guardiola, den Trainer von Manchester City, unflätig zu beschimpfen. Der Grund: Seine als so elegant und beispielhaft verschriene Mannschaft hatte am Ende jede Spielunterbrechung genutzt, um Zeit herauszuschlagen. Und den 1:0-Sieg aus dem Hinspiel in Gold zu verwandeln. Es gelang, unter schweren Mühen, in einem am Ende von Tumulten geprägten Spiel: City erkämpfte sich nach zwölf Minuten Nachspielzeit ein 0:0 - und qualifizierte sich für das Halbfinale der Champions League. Der Tabellenführer der Premier League trifft dort auf Real Madrid.

Atlético Madrid durchlief im Vergleich zum Hinspiel eine totale Transformation. Anders als noch in Manchester versteckte sich Atlético nicht in einer Höhle. Sondern positionierte seine Verteidigungslinie recht weit weg vom eigenen Tor, und machte auch Anstalten, den gegnerischen Strafraum zu betreten. Mit ihren Pässen suchten die Gastgeber vor allem ihre portugiesische Sturmspitze João Félix, auf dass er Kreativität aufscheinen lasse. Die neue Ausrichtung bedeutete freilich nicht, dass man den monopolistischen Anspruch Citys auf den Ball groß diskutieren wollte oder konnte. Auf der anderen Seite ließ es Atlético an einem seiner grundlegenden Wesenszüge selbstredend nicht missen: Die Aggressivität wurde am Limit ausgelebt.

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Kurz nachdem der deutsche Nationalspieler Ilkay Gündogan einen ersten Schuss in Richtung Atlético-Tor abgegeben hatte (9.), musste der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert die Partie bereits für dreieinhalb Minuten unterbrechen. Der Grund: Innenverteidiger Felipe rammte seinen Gegenspieler Foden beim Luftduell rüde um.

Foden trug eine Platzwunde am Kopf davon, die Sanitäter von Manchester City legten ihm einen Kopfverband an, der an den Dieter-Hoeneß-Turban vom DFB-Pokalfinale 1982 erinnerte. Foden spielte im Nachgang munter weiter. Die Kopfschmerzen hatten die Atlético-Verteidiger, nicht er. An der größten Chance der ersten Halbzeit war er nicht direkt beteiligt: Nach knapp einer halben Stunde lag der Ball vor den Füßen von Gündogan. Doch aus sechs Metern traf der Mittelfeldspieler bloß den Pfosten, den Nachschuss blockte Felipe.

Ansonsten war das Spiel vor allem davon geprägt, dass City aus einer großen inneren Ruhe heraus operierte. Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola schob sich den Ball ohne jede Hast zu, offenkundig um Atlético zu locken und/oder Risse im Granit zu finden. Es war, als warteten sie auf den Moment, da Atlético beginnen würde, das Ticken der Uhr zu spüren.

Atlético kommt dem Tor immer näher - aber City kann mehrmals in letzter Sekunde klären

Nach der Halbzeit tat Atlético dann tatsächlich noch einen Schritt nach vorn. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff legte Antoine Griezmann eine erste Absichtserklärung vor, als er nach einem spektakulären Pass in die Tiefe von Kapitän Koke in den Strafraum vordrang, aber nur das Außennetz traf. In der 57. Minute folgte die bis dahin größte Chance für Atlético, diesmal durch einen Fernschuss Griezmanns aus 18 Metern, der knapp am linken Pfosten vorbeistrich.

Kurz danach sah sich Pep Guardiola gezwungen, sein Flaggschiff auszuwechseln. Kevin De Bruyne meldete sich mit Beschwerden an der rechten Wade ab und wurde durch Raheem Sterling ersetzt. Der Belgier sah unglücklich aus. Atléticos Trainer Simeone sah dann den Moment gekommen, die Handbremse zu lösen: Er brachte Correa, Carrasco und De Paul. Zehn Minuten vor Schluss folgten Matheus Cunha und Luis Suárez. Für eine wilde Schlussphase.

Atlético drängte City in die eigene Hälfte - und kam durch Cunha zu einer Großchance. Einen langen Ball in den Strafraum legte Correa ab. Doch Citys Verteidiger Stone bekam noch den Fuß in Cunhas Schuss. Ehe es zu weiteren Chancen kommen konnte, stand das Spiel kurz davor, in eine Massenschlägerei auszuarten. Nachdem Foden sich an der Außenlinie am Boden wälzte, rannte Savic auf den Engländer zu und versuchte ihn vom Platz zu rollen. Alle Spieler stürmten aufeinander zu und verformten sich zu einem Knäuel, der kaum zu entzerren war. Am Ende stellte Schiedsrichter Siebert Innenverteidiger Felipe per gelb-roter Karte vom Platz. Fußball wurde noch einmal gespielt: Atléticos Stürmer Correa zielte aber nicht genau genug. Doch es blieb beim 0:0, das zu wenig war für Atlético.

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