Leipzig in der Champions League:Das nächste Debakel

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Kann doch nicht sein: Christopher Nkunku (links) und André Silva sind vom eigenen Vortrag gegen Donezk nicht gerade angetan. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Überraschend wie verdient verliert RB Leipzig in der Champions League 1:4 gegen Schachtar Donezk - nur wenige Tage nach dem 0:4 in Frankfurt. Das Publikum pfeift, die Debatte um Trainer Tedesco dürfte lauter werden.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Das Wörtchen Krise wird zum Dauerbegleiter des Pokalsiegers RB Leipzig. Zum Start in die fünfte Champions- League-Saison setzte es gegen die neu zusammengewürfelte Mannschaft des dreizehnmaligen ukrainischen Meisters Schachtar Donezk eine ebenso überraschende wie verdiente 1:4-Niederlage. Die Diskussionen um Trainer Domenico Tedesco dürften sich weiter verschärfen. Sie hatten schon beim vorherigen Debakel zugespitzt. Die 0:4-Wochenendpleite bei Eintracht Frankfurt hatte zu Spekulationen geführt, dass der gebürtige Leipziger Marco Rose, vormals Trainer in Dortmund und Gladbach, in den Startlöchern stehe.

Unmittelbar vor der Partie hatte RB-Boss Oliver Mintzlaff die Mannschaft in die Pflicht genommen. "Heute erwarte ich ganz klar eine Reaktion", rief Mintzlaff bei DAZN. Trainer Tedesco versuchte, im Rahmen seiner Möglichkeiten daran mitzuwirken. Er revolutionierte im Vergleich zum Frankfurt-Spiel die Mannschaftsaufstellung und brachte gleich fünf neue Spieler. Anstelle von Josko Gvardiol, Benjamin Henrichs, Kevin Kampl, 26-Millionen-Zugang David Raum und dem knieverletzten Dani Olmo begannen Abdou Diallo, Marcelo Halstenberg, Dominik Szoboszlai, Xaver Schlager sowie André Silva. Bemerkenswert: Auch Emil Forsberg saß nur auf der Bank. Der schwedische Regisseur kam erst, als in dieser Partie kaum noch etwas zu retten war.

Vielleicht wäre Forsberg eine Lösung gewesen, denn: Die Defensive der Ukrainer wirkte alles andere als solide. Insbesondere der Brasilianer Lucas Taylor, ein Rechtsverteidiger, schien um Kollaboration mit den Sachsen bemüht. Allerdings stand ihm Timo Werner gegenüber - und der war insbesondere in der ersten Halbzeit als Linksaußen in vielfacher Hinsicht neben der Spur. Doch er war nicht die einzige Leipziger Offensivkraft, der es an Dynamik, Präzision und an Fantasie fehlte.

Vor dem ersten ukrainischen Tor verknotet Leipzigs Torwart Gulacsi die Füße ineinander

Die Folge: Die Ukrainer, so etwas wie das Aschenputtel der Königsklasse, sah sich in der ersten Halbzeit nur einmal einer unbequemen Situation ausgesetzt. In der 12. Minute, als Halstenberg, Werner, André Silva und Nkunku durch feines Direktspiel zueinander fanden. Der beste Spieler der vergangenen Saison aber bekam keinen Druck auf den Ball: Torwart Anatolij Trubin konnte den Schuss Nkunkus parieren.

Peter Gulacsi (rechts) liegt auf dem Boden: Den ersten Gegentreffer der Ukrainer hat er selbst verschuldet. (Foto: Odd Andersen/AFP)

Vier Minuten später ereignete sich dann ein, nun ja, Zwischenfall, der zum ukrainischen Tor führte. RB-Torwart Peter Gulacsi wurde im eigenen Halbfeld angespielt und hatte so dermaßen viel Zeit darüber nachzudenken, was er mit dem Ball anstellen soll, ob er ihn also auf Konrad Laimer oder aber auf Xaver Schlager spielen soll, dass er die Füße ineinander verknotete. Der Ball lag durch den Blackout des ungarischen Nationaltorwarts unvermittelt vor den Füßen von Stürmer Marjan Schwed, der eher aus Trägheit denn wirklich mit Hoffnung auf Gulacsi zugelaufen war.

Schwed aber sagte: Danke. Und schob den Ball aus gut 30 Metern ins leere Tor. Das Publikum zeigte Mitleid und rief den Namen seines Lieblings, Gulacsi, zum Trost im Chor. Zur Halbzeit setzte es allerdings Pfiffe - für die Gesamtleistung des Teams.

Nach der Pause erhöhten die Leipziger das Tempo. Sie kamen durch Szoboszlai immerhin zu Abschlüssen - und nach der zweiten schnellen Kombination der Partie zum zwischenzeitlichen Ausgleich durch Mohamed Simakan (57.). Doch unmittelbar danach war Simakan dabei, als Schachtar zum Gegenschlag ausholte. Mychajlo Mudryk narrte Simakan mit einem Übersteiger und legte ab auf Schwed, der aus zentraler Position mit Glück ins Tor traf. Sein Schuss wurde von Kapitän Orban und Diallo zum 1:2 abgefälscht (58.).

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Der Rest der Partie war von kopflosen Bemühungen der Leipziger geprägt, neuerlich den Ausgleich zu erzielen. Doch es traf Schachtar - durch einen ultimativen Konter, den Mudryk mit einem präzisen Schuss ins rechte Toreck abschloss (76.). Es kam sogar noch dicker: Der eingewechselte Lissana Traoré traf sogar zum 1:4. Auf Leipzig warten in der kommenden Woche Dortmund und Real Madrid. Und viele Debatten um Trainer Tedesco.

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