Dortmund in der Champions League:Sorgen nach dem Pflichtsieg

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Auch er traf zum Auftakt in die Champions-League-Spielzeit: Jude Bellingham. (Foto: Martin Meissner/AP)

Der BVB erwischt beim 3:0 gegen Kopenhagen einen starken Start in die Champions-League-Spielzeit. Zwei weitere Ausfälle verschärfen jedoch die Verletzungsproblematik - und die englischen Wochen fangen ja gerade erst an.

Von Uli Hartmann

Borussia Dortmund hat die neue Champions-League-Saison mit einem gewonnenen Finale eröffnet. Diesen ungewöhnlichen Umstand verdankt der Klub seinem Berater Matthias Sammer, dem es ein Anliegen gewesen war, die Bedeutung des Auftaktspiels gegen den Außenseiter FC Kopenhagen prophylaktisch zu forcieren. Angesichts der nächsten Gruppenspiele bei Manchester City und beim FC Sevilla hatte Sammer die Heimpartie gegen den dänischen Meister vor dem Anpfiff als "fast schon ein Finale" bezeichnet und damit definiert, ein Sieg sei unerlässlich, um im weiteren Turnierverlauf schwerwiegende Probleme zu vermeiden.

Diese Vorkehrung wurde sodann seriös getroffen, denn die Dortmunder, ohne sieben Spieler angetreten und nach 22 Minuten auch noch mit dem muskulär malträtierten Thorgan Hazard als achtem Ausfall vom Verletzungspech gepeinigt, erfüllten ihre Pflicht beim 3:0 (2:0)-Sieg souverän. Marco Reus (35.), Raphael Guerreiro (42.) und Jude Bellingham (83.) erzielten die Treffer.

"Ich freue mich, dass wir dieses Must-win-Spiel gewonnen haben - aber wir müssen uns weiter steigern", sagte Reus bei Amazon Prime: "Wir haben hinten wenig zugelassen, wichtig war aber auch, dass wir das 2:0 schnell nachgelegt haben. Das hat uns ja in den letzten Bundesliga-Spielen gefehlt." Skeptisch betrachtete Reus die personellen Sorgen. "Da müssen wir ein bisschen aufpassen", sagte er und verwies darauf, dass die hohe Belastung mit englischen Wochen jetzt ja erst losgehe.

Bereits am Vorabend gab es Prügeleien in der Innenstadt zwischen deutschen und dänischen Fans

Die Partie hatte sich letztlich weniger aus sportlicher Perspektive als Hochrisikospiel erwiesen als vielmehr aus polizeilicher. Bereits am Vorabend hatten sich in der Dortmunder Innenstadt deutsche und dänische Fans miteinander geprügelt, und eine Stunde vor dem Anpfiff flogen aus dem Gästeblock Leuchtraketen über die noch weitgehend leeren Tribünen. Als die Ränge dann gefüllt waren, sorgten mit 70.700 deshalb so viele Zuschauer für Stimmung, weil in der Champions League neuerdings Stehplätze erlaubt sind und weil auf der riesigen Südtribüne also wieder gestanden werden durfte.

Das ist das erste Dortmunder Tor der Champions-League-Spielzeit: Marco Reus (links) jubelt, Anthony Modeste eilt herbei. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

All die Fans mussten allerdings leidvoll von einer katastrophalen Personallage beim BVB erfahren. Dabei waren die Brandwunden an den Beinen, die der im Hospital liegende Stadionsprecher Norbert Dickel beim heimischen Grillen erlitten hatte, zumindest aus sportlicher Sicht noch das kleinste Übel. Dortmund spielte ohne den Stürmer Sebastién Haller (Chemotherapie), den Mittelfeldmann Mahmoud Dahoud (Schulter-OP), den Außenverteidiger Mateu Morey (Knie-OP), die Stürmer Jamie Bynoe-Gittens (Schulter-OP), Donyell Malen (muskuläre Probleme) und Karim Adeyemi (Zehenprobleme) - und vor allem kurzfristig auch noch ohne den Torwart Gregor Kobel (Muskelfaserriss).

Im Tor stand deshalb der vom Zweitligisten Jahn Regensburg nach Dortmund gewechselte Ersatz-Goalie Alexander Meyer, 31 Jahre alt und bar jeglicher Erfahrung sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League. Nach ein paar Sekunden hatte Meyer direkt Glück: Ein Schuss des Kopenhagener Kapitäns Zeca streifte den Außenpfosten.

"Die Mannschaft hat eine super Leistung gezeigt", lobt Trainer Edin Terzic

Von diesem frühen Schreck und Hazards Ausfall in der 22. Minute unbeeindruckt, erzielte der Kapitän Reus in der 35. Minute auf Vorlage von Julian Brandt die 1:0-Führung. Eingeleitet hatte den Spielzug nach einer Rettungsaktion in der eigenen Abwehr der Innenverteidiger Niklas Süle, der den Vorzug vor Mats Hummels erhalten hatte. In der 42. Minute sorgte der aufgerückte Linksverteidiger Guerreiro nach einem Doppelpass mit dem für Hazard eingewechselten Giovanni Reyna für den 2:0-Pausenstand. Insofern fügte sich doch noch einiges zum Guten.

Vor den Augen des Tribünengastes Haller parierte Meyer zu Beginn der zweiten Halbzeit sehenswert einen Schuss der Gäste, bevor nurmehr wenig passierte und Bellingham spät den finalen Treffer erzielte. "Die Mannschaft hat eine super Leistung gezeigt", lobte der Trainer Edin Terzic: "Wir haben den Ball laufen lassen, gut verteidigt, die Tore schön herausgespielt - und arbeiten ab sofort daran, dass wir noch besser werden."

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