Arturo Vidal legte die Hände aneinander, linker Handballen am rechten Handballen, die Finger so gekrümmt, dass sich die Nägel beider Hände berührten, dazwischen war ein großer Luftraum, er bildete: ein Herz. Dann rannte Vidal los, er trug das Herz über den Rasen, und alle liefen ihm hinterher, ihm und diesem Herzen, das sie gerade ins Halbfinale der Champions League geführt hatte.
Wieder also Arturo Vidal. Der, über den sie sagen, dass er das Herz eines Kriegers habe. Über den sie sagen, dass er das Herz eines Kämpfers habe. Über den sie bald auch sagen werden, dass er das Herz eines Champions hat?
2:2 (1:1) endete das Rückspiel im Viertelfinale des FC Bayern am Mittwochabend bei Benfica Lissabon, nach dem 1:0 in München reichte das der Mannschaft für das Weiterkommen - zum fünften Mal in Serie steht sie nun im Halbfinale. "Es tut mir leid für die Leute - aber wir sind da", sagte Pep Guardiola, der Trainer des FC Bayern. Wie schon im Hinspiel war es Vidal, der das wichtigste Tor für den FC Bayern erzielte. Und wie er es erzielte, das war dann tatsächlich wieder ganz im Stile eines Kriegers und Kämpfers.
Vidal überzeugt mit Unvernunft
Mit einem Schuss, den sich nur wenige zutrauen und der noch wenigeren gelingt, so selbstbewusst muss der Schütze sein. Philipp Lahm flankte von der rechten Seite, Benfica-Torhüter Ederson wehrte den Ball mit einer Faust ab, dieser landete an der Strafraumgrenze. Vernünftig wäre es nun, den Ball erst einmal anzunehmen, so unkontrolliert flatterte er.
Vernünftig, das ist aber nicht unbedingt der Stil von Vidal. Er schoss direkt, ein Drop-Kick, er wuchtete den Ball ins Tor, der Ausgleich, die Vorentscheidung. Da waren nicht einmal 38 Minuten gespielt.
Dass es Vidal war, der Krieger und Kämpfer, der den FC Bayern ins Halbfinale schoss, das fasst die Geschichte dieser beiden Partien dann schon treffend zusammen. Die Mannschaft erreichte die Runde der letzten vier nicht glanzvoll, sie mühte sich zwei Spiele lang, viel fiel ihr nicht ein, es waren zähe und lange Minuten. Es waren also genau die Minuten, die Vidal braucht für sein körperliches, rustikales, leidenschaftliches Spiel.
"Das sind die Spiele, auf die ich Lust habe", sagte Vidal. "Er ist jetzt richtig angekommen", lobte Matthias Sammer, der Sportvorstand, "man kann sich auf ihn verlassen."