Uefa:"Es wird darüber verhandelt, ein Champions-League-Finale in New York auszutragen"

Lesezeit: 2 min

Jubelt der Champions-League-Sieger bald in New York? (Foto: Michael Regan/Getty Images)
  • Wird das Finale der Champions League irgendwann in New York stattfinden?
  • Ein spanischer Medienunternehmer spricht in einem Interview von diesen Gedankenspielen. Die Uefa bestätigt, dass das Thema behandelt wurde - allerdings ohne konkret zu werden.
  • Die spanische Liga plant, das Spiel Barcelona gegen Girona in die USA zu verlegen.

Von Javier Cáceres

Der Medienunternehmer Jaume Roures ist international nicht übermäßig bekannt; in Spanien aber ist er als Gründer und Vorstandsvorsitzender der Firma Mediapro ein ebenso einflussreicher wie bekannter Mann. Mediapro produziert TV- und Kinofilme (zum Beispiel Woody Allens "Vicky, Cristina, Barcelona"), es hat aber auch bei der Vergabe von Fußball-Fernsehrechten ein wichtiges Wort mitzureden. Roures ist in anderen Worten ein in der Industrie bestens vernetzter Mann, und insofern ist es nicht ganz unerheblich, wenn er am Montag in einem Interview mit Catalunya Ràdi o behauptete, dass der wichtigste Wettbewerb des europäischen Fußballverbandes Uefa vor einer Revolution stehe: "Es wird darüber verhandelt, ein Champions-League-Finale in New York auszutragen."

Eingebettet war diese Bemerkung in die Debatte, die Spaniens Fußball seit Mitte August in Wallung hält. Damals war bekannt geworden, dass Spaniens Fußball- Liga LFP mit einem US-Sportpromoter einen Vertrag abgeschlossen hat, der vorsieht, in den kommenden 15 Jahren jeweils eines von 380 Saisonspielen der Primera División in den USA auszutragen. Davon verspricht man sich höhere Marketingerlöse im Ausland. Die spanischen Profis, die in der Spielergewerkschaft AFE zusammengeschlossen sind, gingen auf die Barrikaden. Sie drohten mit einem Streik, falls das Auslandsspiel Realität werden sollte.

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Für den Bundestrainer geht die Bewährungsprobe in der Nations League demnächst weiter. Weil die Klasse im deutschen Angriff derzeit fehlt, passt er seine Ansprüche der rauen Wirklichkeit an.

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Auch der nationale Verband RFEF deutete an, die Pläne kippen zu wollen; er muss dafür eine Genehmigung erteilen. Mogul Roures dagegen steht den Plänen, wie die meisten spanischen Profiklubs, positiv gegenüber. Er machte wohl auch deshalb die angeblichen Verhandlungen über ein Champions-League-Finale in New York publik. Nach dem Motto: Così fan tutte, es tun eh alle. Auch wenn die Deutsche Fußball-Liga jüngst Bundesligapartien im Ausland kategorisch ausschloss.

Bei der Uefa war kein hartes Dementi einzuholen. Auf Anfrage hieß es, dass sie "immer nach möglichen strategischen Entscheidungen sucht, die ihren Wettbewerben nützen könnten". Die konkrete Frage eines Final-Umzugs in ihrem wichtigsten Wettbewerb ins nichteuropäische Ausland sei in der Tat behandelt worden, wenn auch "sehr informell". Und: "Derzeit" gebe es "keine konkreten Pläne", die Champions League außerhalb Europas auszutragen. Doch wer die Entwicklung und die Expansionsgelüste der großen Vereine und Verbände kennt, sollt wohle damit rechnen, dass ein solches Modell früher oder später zu einem sehr konkreten Thema werden dürfte. Spätestens, wenn ein Angebot auf den Tisch flattert, das finanziell hinreichend obszön ist.

Das muss im Falle der spanischen Liga wohl bereits so sein. Die LFP scheint jedenfalls besessen von der Idee, im Januar ein Ligaspiel in den USA stattfinden zu lassen. Konkret geht es um das katalanische Derby zwischen dem FC Girona und dem FC Barcelona. Die LFP will die Fans von Girona mit 1500 Flugtickets in die USA und 5000 Freikarten für das Rückrundenspiel beim FC Barcelona ködern. Den beteiligten Klubs wiederum winken Prämien von jeweils 4,5 Millionen Euro.

Dem Vernehmen nach lehnen die Spieler des FC Barcelona das Ansinnen ab. Die Mannschaftskapitäne Gerard Piqué und Sergio Busquets hatten sich hinter den Streikaufruf gestellt. Der Kader des FC Girona hingegen soll einer US-Reise positiv gegenüberstehen. Die LFP wiederum versucht, auch die Spielergewerkschaft einzufangen. Sie bietet arbeitslosen spanischen Profis ein zweiwöchiges Trainingslager in den USA an, auf dass sie bei US-Klubs vorspielen können. Widerstand aber gibt es weiterhin seitens des Verbandes RFEF. Bisher jedenfalls.

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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