Champions League, Achtelfinale:Besiegt von Barça-light

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Der FC Barcelona und Arsenal London liefern sich ein hochklassiges Offensivduell, das Barça mit 1:2 verliert, weil die Engländer am Ende spielen wie sonst Messi & Co. Im zweiten Achtelfinale des Abends überrascht Schachtjor Donezk den AS Rom.

Es ist ja nicht so, als wäre der FC Arsenal eine Freizeitmannschaft von den Hackney Marshes, die sich durch eine Verkettung von Zufällen in einem Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona wiederfand. Der FC Arsenal ist eine wunderbare Mannschaft, die inmitten des oft kraftbetonten, wuchtigen englischen Fußballs einen eigenen Stil pflegt.

Der Moment, als das Spiel kippte: Arsenals Holländer Robin van Persie (li.) erzielt aus spitzem Winkel den Ausgleich. (Foto: REUTERS)

Die den Ball laufen lässt, die intelligent attackiert, die einen Begriff hat von der Schönheit, die dem Fußball innewohnen kann. Aber selbst diese Ansammlung exzellenter Spieler stand bisweilen fassungslos vor der Spielkunst des FC Barcelona. Anders als so viele andere Mannschaften ist der FC Arsenal jedoch in dieser Fassungslosigkeit nicht erstarrt, sondern hat geduldig weitergespielt, was einen erstaunlichen Ertrag erbrachte: 2:1 (0:1) besiegte Arsenal die Spanier am Mittwochabend im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales.

Der Ausgleichstreffer in der 78. Minute durch Robin van Persie verdankte sich noch einem groben Stellungsfehler von Barcelonas Torwart Victor Valdes. Das Siegtor durch Andrej Arschawin in der 83. Minute hingegen entsprang einem wunderbaren Spielzug. Arsenal konterte im eigenen Stadion, Cesc Fabregas schickte Samir Nasri mit einem feinen Pass auf die Reise, der lief und lief und hatte das Auge für Arschawin im Rückraum, und der wiederum platzierte den Ball aus 15 Metern Entfernung unhaltbar im Netz.

Freude, Können und Arroganz

Zuvor war es lange ein frustrierender Abend für die Londoner gewesen, denn in einigen Phasen der Begegnung kamen sie minutenlang nicht an den Ball. Sie liefen der Kugel hinterher wie dressierte Hunde, und die Spanier zelebrierten ihre Kunst mit einer unnachahmlichen Mischung aus Freude, Können und Arroganz.

Es ist fast erstaunlich, dass in Anbetracht dieser Vorführungen kein Spieler der Engländer die Nerven verlor und einen der Spanier aus schierer Verzweiflung vom Platz rammte - oder sich wenigstens den Ball griff und unters Hemd steckte, auf dass er diesem Gewirbel nicht länger beiwohnen musste. Arsenal spielte einfach ruhig und diszipliniert weiter, die Mannschaft ertrug die gelegentlichen Demütigungen und wartete auf ihre Chance. Sie wurde belohnt.

Arsenal war am Anfang und am Ende gut, dazwischen dominierte Barcelona. Beim Führungstreffer hatte das Team gezeigt, warum es so gefürchtet wird: Lionel Messi führte den Ball im Mittelfeld ganz eng am Fuß, im einzig richtigen Moment spielte er durch die gesamte Abwehr hindurch David Villa an, der sich allein vor dem Tor wiederfand und traf (26. Minute).

Anschließend hätten die Spanier Arsenal auseinandernehmen können, doch da ihre Kunst fruchtlos blieb, schlugen die Engländer mit Macht zurück.

Champions League, Achtelfinale
:Messis Frust

Zwei späte Tore ermöglichen Arsenal einen unerwarteten Sieg gegen den FC Barcelona, Schachtjor Donezk gewinnt beim AS Rom, Schalke holt ein 1:1 in Valencia, der AC Mailand ärgert sich über ein 0:1 gegen Tottenham.

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Trotz einer Krisensitzung vor der Achtelfinal-Partie gegen Schachtjor Donezk unter dem Motto "Wehe wir vergeigen auch die Champions League" musste sich dagegen der AS Rom dem ukrainischen Meister 2:3 (1:3) geschlagen geben.

Im Länderspiel gegen Deutschland noch stark, gegen Donezk glücklos: Roms Mittelfeldspieler Daniele De Rossi (li.) (Foto: dpa)

Im Stadio Olimpico in der italienischen Hauptstadt sorgte zunächst Gäste-Verteidiger Razvan Rat mit einem Eigentor für die Führung der Römer (28.). Die Brasilianer Jadson (29.), Douglas Costa (35.) und Luiz Adriano (41.) drehten vor der Pause die Partie zu einer 3:1-Führung der enorm starken Ukrainer. Wie das geschehen konnte, schienen Zuschauer und Roma-Profis selbst nicht so recht zu verstehen, doch Donezk spielte einfach deutlich aufgeweckter als die müden Römer.

Der Roma, bei der Clubchefin Rosella Sensi vor dem Achtelfinale zum Treffen mit Kapitän Francesco Totti, Daniele De Rossi, Simone Perrotta und Philippe Mexes geladen hatte, gelang schließlich nur noch der Anschlusstreffer durch den Franzosen Jeremy Menez (61.) - zu wenig für die hohen Ansprüche des Klubs.

Damit droht dem in der Serie A auf Rang acht abgestürzten italienischen Vizemeister auch in der Champions League eine sportliche und finanzielle Pleite.

AS-Trainer Claudio Ranieri stehen nun unruhige Tage bevor, zumal die Römer im Rückspiel in vier Wochen nicht unbedingt ihr Lieblingswetter erwarten dürfte.

© SZ vom 17.2.2011/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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