Casablanca-Keeper Khalid Askri:Weg vom Image des Torwarttrottels

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Steht im Finale der Klub-WM im Tor Casablancas: Khalid Askri. (Foto: AFP)

Eine Elfmeter-Panne machte Khalid Askri zum Youtube-Gespött, nun hütet er im Finale der Klub-WM das Tor für Raja Casablanca. Gegen den FC Bayern muss sich der Torwart auf ungewohnt viel Arbeit einstellen.

Von Claudio Catuogno, Marrakesch

Es gehört zu den Gemeinheiten des Fußballshowgeschäfts, dass seine Darsteller im Moment ihrer größten Triumphe noch einmal an ihre schlimmsten Demütigungen erinnert werden. Aber Khalid Askri kann das verschmerzen. 30 Jahre alt ist er inzwischen, bestes Torhüteralter, am Samstagabend darf er sich in die Schüsse von Ribéry, Kroos und Götze werfen.

Khalid Askri ist gut drauf, das hat er gegen Auckland, Monterrey und gegen Mineiro gezeigt. Dass Raja Casablanca in diesem WM-Finale steht, ist auch sein Verdienst. Und wenn es einen Elfmeter geben sollte für die Bayern gegen Raja, dann weiß Khalid Askri natürlich, was zu tun ist. Und was auf keinen Fall getan werden darf.

Kaum einer hat je die Namen der Spieler gehört, die am Samstag gegen Pep Guardiolas Starensemble antreten werden. Obwohl "le Raja", der Raja, der erste Klub ist im Land, verdienen die meisten Nationalspieler Marokkos woanders ihr Geld. Etwa in Frankreichs Ligue 1. Aber Khalid Askri ist eine Nummer im globalen Zirkus, jedenfalls wurde bisher mehr als zehn Millionen Mal ein Internet-Filmchen aufgerufen, das ihn dabei zeigt, wie er im September 2010, im Pokalspiel zwischen seinem damaligen Klub FAR de Rabat gegen Maghreb de Fès, einen Elfmeter abwehrt.

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Nämlich so: Der Ball springt von seinem Körper zurück ins Feld. Askri springt auf, dreht ab Richtung Fanblock, klopft sich mit der Hand aufs Herz. Der Ball, der mit viel Drall unterwegs ist, wechselt ebenfalls die Richtung. Und rollt, ganz gemächlich, doch noch über die Linie.

Autsch! Wer sich bei so einer Szene filmen lässt, wird im weltweiten Clip- und Klick-Betrieb schnell "der größte Torwarttrottel aller Zeiten".

Khalid Askri hat danach quasi noch mal von vorne angefangen, er bat die Leute in Rabat, ihn zu verkaufen, ging zum Provinzklub Chabab Rif Al Hoceima, ließ keine blöden Bälle mehr rein - und landete schließlich in Casablanca. Raja, sagt er, "ist mein Lieblingsklub, seit sie 2000 bei der Klub-WM in Brasilien gegen Real Madrid gespielt haben". 2:3 - "aber da habe ich begonnen, diesen Klub zu lieben. Weil er ein anderes, ein positives Bild des marokkanischen Fußballs in die Welt getragen hat."

Im Fußball-Alltag hat Khalid Askri meistens nicht viel zu tun im Tor, er ist in dieser Hinsicht der Manuel Neuer der heimischen Liga Botola: "Weil unser Spiel auf Dominanz und Ballbesitz basiert, schießen die Gegner normalerweise nicht so oft aufs Tor."

Askri ahnt natürlich, dass das am Samstag eher nichts wird mit Dominanz und Ballbesitz für sein Team, aber eines hat er längst geschafft: Man kennt ihn jetzt nicht mehr nur als den Torwarttrottel. Man kennt ihn dank seiner Paraden bei einer Weltmeisterschaft - obwohl er nicht in jeder deutschen Fußgängerzone gleich als Torwart von Raja identifiziert würde.

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Manuel Neuer wiederum kennt man auf der ganzen Welt, auch das gehört zu dieser deutsch-marokkanischen Geschichte. Während sich die meisten Bayern-Profis am Donnerstag zwei vom Verein organisierten Guides anschlossen, schlenderte der Torwart allein durch die Medina von Marrakesch.

Das gab einen schönen Menschenauflauf auf dem Djemmaa el-Fna, dem Hauptplatz, auf dem sonst Schlangenbeschwörer und Geschichtenerzähler die Attraktion sind. Neuer kehrte später wohlbehalten ins Teamhotel zurück.

© SZ vom 21.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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