Bayern-Verteidiger Rafinha:Unerwarteter Aufstieg am rechten Flügel

Borussia Dortmund - Bayern München

Die Bayern planen langfristig mit Verteidiger Rafinha

(Foto: picture alliance / dpa)

Alaba, Boateng und jetzt Rafinha: Der FC Bayern bindet mit dem kleinen Brasilianer den nächsten Profi langfristig an den Verein. Rafinha kommt die Flexibilität im System von Trainer Guardiola zugute - vielleicht winkt ihm sogar noch die WM-Teilnahme.

Von Jonas Beckenkamp, Marrakesch

Der Herrgott im Himmel hat es gut gemeint mit dem FC Bayern in diesem Jahr, daran bestehen kaum Zweifel. Einen derart reichen Titelregen wie 2013 hat es noch nie gegeben: Meisterschaft, Pokal, Champions League, europäischer Supercup, dazu diverse Auto- und Biersponsorencups - die Anhäufung von Erfolgen ließ Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge dieser Tage in Marokko schwärmen: "Für uns war das Jahr war ein Geschenk Gottes."

Die Bayern haben kein Problem damit, dass es neben der salbungsvollen Lehre des "Mia-san-Mia" offenbar auch noch andere Fügungen gibt. Außenverteidiger Rafinha zum Beispiel wusste sofort, wem er sein neues Glück zuzuschreiben hatte: "Danke Gott für diesen nächsten Schritt. Ich habe meinen Vertrag bei Bayern München um drei Jahre verlängert", twitterte der Brasilianer.

Als Beweis der vertraglich vereinbarten Glaubensgemeinschaft gab es ein Foto mit Rummenigge und dem unterzeichneten Arbeitspapier. Vor dem letzten Spiel des Jahres, dem Finale der Klub-WM am Samstagabend gegen Raja Casablanca (Liveticker auf SZ.de) hat Rafinha damit Gewissheit, wie es für ihn weitergeht.

Bis 2017 soll die Partnerschaft mit dem kleinen Südamerikaner nun laufen - das ist für Rafinha ein Zeichen großer Wertschätzung. Nachdem die Bayern kürzlich erst Jérôme Boateng und David Alaba bis 2018 gebunden haben, schreiten die Personalplanungen weiter voran. Die Abwehr der Münchner ist somit ein Langzeitprojekt.

Verdient hat sich Rafinha seinen Verbleib im Verein vor allem durch seine seriösen Leistungen im zweiten Halbjahr 2013. Während er unter Jupp Heynckes kaum ran durfte, blühte der 28-Jährige unter Pep Guardiola auf, erreichte stattliche 25 Pflichtspieleinsätze. "Es ist sehr wichtig für mich, meine Karriere und meine Familie, dass ich bei einem der besten Vereine der Welt weiterarbeiten darf", schwärmte der Brasilianer.

Schon im Herbst nach der Partie gegen Schalke hatte der Trainer seine Überraschungs-Stammkraft gepriesen: "Rafinha ist ein super Spieler", sagte Guardiola: "Ich war überrascht von seiner Performance heute und in den letzten Wochen."

Klappt es mit der Heim-WM?

Neben der Gunst des lieben Gottes waren es vor allem Guardiolas Personalrochaden, die dem Brasilianer zugute kamen. Weil mit Schweinsteiger, Thiago und Javi Martínez immer wieder prägende Akteure in der Bayern-Zentrale ausfielen, experimentierte der Coach mit Philipp Lahm im Mittelfeld - nur so wurde rechts hinten eine Planstelle für Rafinha frei.

Bei der Klub-WM in Marokko sind die beiden Spanier wieder fit und so staut es sich ein wenig im Mittelfeld. Guardiola scheint an Lahms Versetzung aber weiterhin Gefallen zu finden, was einen positiven Kollateraleffekt für Rafinha bedeutet. Beim 3:0 gegen Guangzhou zeigte der Brasilianer auf dem Flügel erneut seine Verlässlichkeit. Solange im System der Bayern weiter eine solche taktische Flexibilität herrscht, dürfte der frühere Schalker auch in Zukunft seinen Platz finden. Außer Lahm und Rafinha gibt es schließlich keine Rechtsverteidiger im Team.

Für Rafinha könnte sich sogar noch eine weitere Bonusoption öffnen: die Heim-WM 2014. Nach seinem Selecao-Debüt im Testspiel gegen Schweden 2008 verschwand er aus dem Blickfeld der Nationalelf, schließlich gehört die rechte Seite dort mit Barcelonas Dani Alves einem der besten der Welt.

Als dessen Backup wird am Zuckerhut aber immer wieder der flinke Mann aus München gehandelt. Nationaltrainer Luis Felipe Scolari ist Rafinhas Aufstieg nicht entgangen - und so könnte neben Dante noch ein weiterer Bayern-Brasilianer zu nationalen Ehren kommen.

"Ich will zunächst gut bei den Bayern spielen", sagte Rafinha kürzlich dem brasilianischen Blatt Estadao, "wenn ich ordentliche Arbeit abliefere, ruft mich Felipao ja vielleicht an. Es wäre eine Ehre, dabei zu sein." An den Fußballgöttern soll es nicht scheitern. Die sind dem FC Bayern und seinen Angestellten bekanntlich gewogen.

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