Eines stand in diesem Jahr in Ponte Vedra Beach in Florida bereits vor dem Start der Players Championship fest: Die beste inoffizielle Party fand nicht statt. Der Australier Cameron Smith hatte im vergangenen Jahr zu Bier und Pizza geladen. 30 Caddies und mancher Spieler kamen zu ihm nach Hause. Smith hat sich seine amerikanische Wahlheimat nur ein paar Minuten Autofahrt von der berühmten Golfanlage des TPC Sawgrass gesucht, wo er 2022 seinen damals bedeutendsten Karrieresieg holte: Der Titel des Players Champion läutete ein beachtliches Jahr für Smith ein, das er im Juli mit dem Titel als Open-Champion in St Andrews fortsetzte - und mit einer Kontroverse beendete.
Ende August verkündete der 29-jährige Profi, dass er auf die saudi-arabische LIV-Tour wechseln werde. Die überwies ihm dafür dem Vernehmen nach ein Handgeld von circa 140 Millionen US-Dollar. Der aktuelle Sieger der British Open, eines der Aushängeschilder der PGA Tour, verließ somit die etablierte Golfwelt, die ihn nun nicht mehr sehen will: Seinen Titel als Players-Sieger wird Smith in diesem Jahr nicht verteidigen können, weil die Tour keine Ausnahmen für LIV-Spieler gewährt. Und deshalb ist der Australier in dieser Woche auch eines der Haupt-Gesprächsthemen, obwohl er nur in der Nachbarschaft hockt.
"Die ehrliche Antwort: Natürlich ist es etwas komisch", sagte Jay Monahan, der Commissioner der PGA-Tour. Man werde aber auch in diesem Jahr einen würdigen Sieger finden in dem herausragenden Teilnehmerfeld, fügte er an. Nur: Wer Monahan in den vergangenen Monaten beobachtete, in denen er, nach außen hin unbeeindruckt, eine Maßnahme nach der anderen verkündete, um seine Tour gegenüber der geldmächtigen Konkurrenz aus Saudi-Arabien zu stärken, merkte: Dass jemand wie Smith nun fehlt, lässt sich nicht einfach kaschieren.
Die Mehrheit der PGA-Tour-Spieler jedenfalls befürwortet die Sperre des Titelverteidigers: "Er hat eine Entscheidung getroffen, von der er dachte, dass sie die beste für ihn sein wird. Und er wusste, dass diese Entscheidung Konsequenzen mit sich bringt", sagte Rory McIlroy. Sonderprivilegien lehnten die Befragten zuletzt ab. Der US-Open-Sieger von 2022, Matthew Fitzpatrick, fügte an: "Ich würde die Spieler, die zu LIV gegangen sind, nicht wieder zurückkommen lassen, das wäre unfair. Und wenn Sie mit Tiger Woods reden, würde er vermutlich dasselbe sagen."
Die Golfer der PGA Tour profitieren auch von der LIV Tour
Die Spaltung des Golfsports an der Spitze - Smith ist immer noch Fünfter der Weltrangliste - ist innerhalb eines Jahres zu einer neuen Normalität geworden. Verteidiger und Vermittler wie der Australier Jason Day, einer von Smiths engen Freunden, stechen seltener hervor: Es wird inzwischen mit offenen Worten gekämpft. TV-Experte Brandal Chamblee etwa, rigoroser Kritiker der Saudis und ihrer offenkundigen Sportswashing-Vorhaben, warf der LIV-Tour und ihrem Generaldirektor, dem Australier Greg Norman, vor, sie hätten mit ihrem vielen Geld die Karriere von Smith sabotiert. "Er hätte die Chance gehabt, eine Ära zu prägen", sagte Chamblee - nun sei das nicht mehr möglich, weil er als junger Mensch diesem Angebot nicht habe widerstehen können. Ein Angebot, das nach Chamblees Befinden im Interesse des Sports gar nicht hätte vorgelegt werden sollen.
Für Smith hätte es auf der PGA Tour zumindest ausreichend zu verdienen gegeben. Vor einem Jahr erhielt er ein Rekordpreisgeld von 3,6 Millionen US-Dollar für seinen Sieg, dieses Jahr ist die Siegersumme auf 4,5 Millionen gestiegen. Ein Ende dieses Wachstums ist nicht in Sicht; darum kümmert sich der fürsorgliche Commissioner derzeit. Dass das Aufkommen der LIV-Tour insofern etwas Gutes gehabt hat, bestreiten daher die wenigsten Profiteure. "Es ist alles wegen LIV", sagte der Weltranglistenerste Jon Rahm offen: "Natürlich wäre es gut gewesen, wenn sich die PGA-Tour von sich aus weiterentwickelt hätte, aber es scheint, als hätte es die Konkurrenz von außen gebraucht."
Golfer Jon Rahm:Mit göttlicher Sanftmut
Zum zweiten Mal in Serie tritt der Spanier Jon Rahm als Weltranglistenerster bei der Players Championship an. Über einen Spieler, der zu allem fähig ist - und dabei nie seine Wurzeln vergisst.
Dass nun die besten Spieler der Tour auch wegen der Aussicht auf mehr Geld Woche für Woche zusammenkommen, ist eine Taktik, die aufzugehen scheint. Die Players Championship ist immer eine gute Gelegenheit für ein Zwischenfazit, und das fällt 2023 eindeutig aus: Bisher ist die Saison der PGA-Tour auch ohne Spieler wie Smith und dessen LIV-Kollegen, etwa Dustin Johnson und Brooks Koepka, spektakulär, während die Saudi-Tour bislang floppt. Die Einschaltzahlen beim ersten LIV-Turnier des Jahres waren im US-Spartensender CN Network erschreckend, versprochene weitere Weltklassespieler wechseln nicht - und vor Gericht, wo die Saudis die amerikanische Tour verklagen, sind die Erfolgschancen offenbar äußerst gering.
Man könnte also infrage stellen, ob Smith mit seinem Wechsel im vergangenen Herbst die richtige Entscheidung getroffen hat. Die große Bühne des TPC Sawgrass wird er - Stand jetzt - nie wieder betreten, dabei sei es ein großartiges Turnier, sagte er vor kurzem.
Smith ist sich zumindest in einer Hinsicht treu geblieben: Aggressive Worte meidet er. "Ich werde auf jeden Fall im Fernsehen einschalten, so wie früher als Kind", sagte er. Vielleicht verlässt er sogar sein Sofa, es wäre geradezu typisch für den stolzen Vokuhila-Träger: "Ich weiß natürlich nicht, wie man mich dort empfangen würde, aber rüberfahren und einfach unter den Zuschauern mitlaufen, könnte auch ganz witzig sein."