BVB:Arsenal fragt den BVB wegen Aubameyang an

Lesezeit: 3 Min.

Ömer Toprak geht konsterniert über den Rasen des Olympiastadions. (Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)
  • Ohne Pierre-Emerick Aubameyang müht sich der BVB zu einem Unentschieden in Berlin.
  • Der bockige Stürmer kickt während des Spiels in einer Soccerhalle in Dortmund. Er trägt dabei ein Dembélé-Trikot.
  • Am Samstag bestätigt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, dass der FC Arsenal eine Anfrage gestellt hat.

Von David Joram, Berlin

Diesmal meldete sich André Schürrle in der Causa Pierre-Emerick Aubameyang zu Wort. Schürrle ist einer der erfahreneren Profis im Kader von Borussia Dortmund, ein eher müdes 1:1 hatte seine Mannschaft zuvor bei Hertha BSC zustande gebracht, das interessierte aber nur am Rande. Schürrle sollte den Reportern erklären, was er so über Aubameyang denkt.

Und Schürrle sprach so ähnlich über den Stürmer wie es vor Kurzem Roman Bürki tat und wie sie es in Dortmund vermutlich auch in der oberen Chefetage sehen: "Es ist ein großes Thema in der Mannschaft. Das schafft Unruhe, das schafft Kopfschütteln", sagte Schürrle also. Er fügte an: "Wenn man mit ihm spricht, ist er ein guter Junge", aber klar, die Unruhe kann der BVB so sehr gebrauchen wie die Fernanalysen von Arsenal-Trainer Arsène Wengers, zu dem der Toschützenkönig der vergangenen Saison ganz offensichtlich möchte: "Ein starker Charakter kann sehr positiv oder sehr negativ sein. Darüber steht aber das, was man in seiner Karriere erreicht hat, und er hat einiges erreicht. Er bringt seinen Charakter in einer positiven Weise ein."

Am Samstag meldete der kicker, dass der FC Arsenal ein offizielles Angebot für den Stürmer vorgelegt habe. Die Londoner sollen ein Paket von insgesamt 50 Millionen Euro angeboten haben, der BVB soll aber 60 Millionen Euro fordern. Am Samstagmorgen trainierte Aubameyang mit der Mannschaft. "Ich kann bestätigen, dass es eine erste Anfrage des FC Arsenal wegen Pierre-Emerick Aubameyang gegeben hat. Die Summen, die seit heute Mittag aus England genannt werden, kommentieren wir nicht", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Ruhr-Nachrichten.

Schürrle trocken: "Vielleicht hat er gedacht, er muss mehr machen"

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Dass Aubameyang - den Trainer Peter Stöger wegen akuter Trainingslustlosigkeit nicht mit nach Berlin genommen hatte - bald kein Dortmunder Trikot mehr trägt, liegt jedenfalls nahe. Zumal der 28-Jährige seinen "starken Charakter" weit abseits des Hauptgeschehens präsentierte. Während die Teamkollegen Herthas "Desasterplatz" (André Schürrle) beackerten, kickte Aubameyang mit Freunden in einer Dortmunder Soccerhalle. Aubameyang hatte sich ein schwarz-gelbes Leibchen übergestreift, nur eben jenes des Ex-Dortmunders Ousmane Dembélé. Interpretieren ließ sich das so: Aubameyang will - wie einst Dembélé - vor allem eines: Er will weg vom BVB.

Wie der Zufall so spielt, verbreiteten sich die Fotos von Aubameyangs Hobbykick in den Berliner Katakomben. André Schürrle, der anstelle Aubameyangs im Sturmzentrum werkelte und dabei konsequent torungefährlich blieb, kommentierte trocken: "Vielleicht hat er gedacht, er muss mehr machen." Gemeint war: Mehr trainieren - und nicht mehr machen, um schneller abhauen zu können.

In Berlin fehlte der 13-Tore-Mann den Borussen aber noch schmerzlich. Und weil Schürrle Aubameyang zwar glänzend kritisieren, ihn derzeit in der Sturmspitze aber nicht adäquat vertreten kann, steigen die Chancen des erst 18-jährigen Alexander Isak auf weitere, regelmäßigere Einsätze. Top vorbereitet wirkte der 1,90 Meter große schwedische Nationalspieler schon. Nur ein paar Pfunde müsste er vielleicht noch zulegen, wenn seine schmalen Schultern bald den vollen branchenüblichen Druck als Aubameyang-Nachfolger aushalten sollen.

Beim Stand von 1:0 für die Hertha war Isak in der 67. Minute für den wenig effektiven Mario Götze eingewechselt worden, vier Minuten später egalisierte Shinji Kagawa den Berliner Treffer durch Davie Selke (46. Minute). Vor allem aber sah das Dortmunder Spiel mit Isak in der Folge weitaus schwungvoller aus, als in den brotlosen 66 Minuten zuvor. Zugegeben: Die stark verteidigenden Berliner hatten in der Schlussphase kräftig abgebaut und der BVB konnte eine erschreckend ideenlose erste Hälfte schon fast nicht mehr unterbieten; trotzdem wirkte Isak für das Tempo im BVB-Spiel wie eine frisch geölte Fahrradkette.

Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit hätte er gar zum Dortmunder Gewinner des Tages aufsteigen können, zumindest für diesen einen Freitagabend. Erst rauschte sein Schussversuch - abgefälscht von einem Berliner Abwehrbein - knapp am Hertha-Tor vorbei, und ein paar Sekunden später drosch Isak den Ball an die Latte.

Stöger durfte sich bestätigt fühlen, als er sagte: "Wir wollten nochmal was Frisches reinbringen." Den Auftritt des Frischlings bewertete Stöger positiv: "Gut gemacht, Isak!", so übersetzte es ein schwedischer Reporter, bedankte sich wiederum bei Stöger, er sei "der richtige Trainer". So gab es jedenfalls der Reporter wieder, zu dem Isak nach dem Spiel in seinen Badelatschen mit der aufgekritzelten Nummer 14 geschlurft war. Auf Englisch und Deutsch beantwortete Isak keine Fragen zu seiner Leistung. Musste er auch nicht. Immerhin 23 gelungene Minuten (plus vier Minuten Nachspielzeit) hatte der Angreifer zuvor als Leistungsnachweis erbracht, bezeugt von 65 893 Zuschauern im Berliner Olympiastadion.

Solange Aubameyang aber den Dembélé macht, werden demnächst wohl weitere Proben von Isaks Können fällig. Wobei Stöger stets ein Hintertürchen für Aubameyang offen hält. "Grundsätzlich beschäftigt es mich nicht wirklich, wenn er irgendwo in irgendeiner Ecke kickt. Wenn er im Training gut arbeitet, dann wird er gegen Freiburg auch im Kader sein", sagte Stöger. Neben Isaks Einsatz hatte er ja auch Notiz von Schürrles Leistung genommen.

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