BVB spielt Remis in Augsburg:Dortmund freut sich über einen Punkt

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Der Tabellenführer tut sich beim entschlossenen Aufsteiger FC Augsburg extrem schwer und verliert nach acht Siegen in Serie mal wieder zwei Punkte. Während 90 Minuten kommt Borussia Dortmund nur zu einer guten Chance. Damit schrumpft der Vorsprung auf den FC Bayern auf fünf Zähler - dennoch sind die Dortmunder zufrieden.

Thomas Hummel

Die Ankündigungen waren vielversprechend gewesen. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp verriet vor dem Spiel sein Konzept: "Es geht, dass wir von der ersten Sekunde das Tempo hochhalten. Hoher Rhythmus, Vollgas-Fußball ist angesagt." Jos Lukukay indessen reagierte auf den Ausfall des defensiven Mittelfeldspielers Jan-Ingwer Callsen-Bracker mit der Hereinnahme eines zusätzlichen Stürmers. "Wir hoffen, auch zu eigenen Chancen zu kommen", sagte der Augsburger Coach.

Gestolptert: Nach acht Siegen lassen Robert Lewandowski und Borussia Dortmund in Augsburg mal wieder Punkte. (Foto: REUTERS)

Ähnliches hatte Mitte der Woche Trainer-Kollege Robin Dutt versucht: Im Angesicht eines offenbar übermächtigen Gegners stellte er seine Leverkusener offensiv auf. Als Zeichen, den Favoriten zu überraschen, der eigenen Mannschaft Mut zu machen, das Spiel nach vorne verlagern. Bei Dutt ging das in Barcelona ungefähr sechs Minuten gut, dann rauschte seine defensiv löchrige Elf in ein Desaster.

Schon recht bald stellte sich heraus: Augsburg würde dem höher eingeschätzten Gegner länger Widerstand leisten können. Nämlich genau 92 Minuten lang. Der Aufsteiger ertrotzte sich gegen den Meister ein 0:0 und steht deshalb wieder auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz 15. Der Gegner wechselte seinen Tabellenplatz nicht: Dortmund steht nach dem 25. Spieltag immer noch auf Platz eins, doch der Vorsprung auf den FC Bayern ist auf fünf Punkte geschrumpft. Und auch das Torverhältnis ist im Vergleich zu den Münchnern nach deren Gala gegen Hoffenheim nun wieder schlechter.

Klopp reagierte dennoch zufrieden: "Man muss demütig sein. Wir haben nun 19 Mal nicht verloren. Das Spiel hat gezeigt, warum das nur wenigen gelingt: Weil viele gute Mannschaften sind in dieser Liga sind."

Das Konzept des FC Augsburg ging hervorragend auf. Was auch daran lag, dass Dortmund an diesem Samstagabend rein gar nichts mit dem FC Barcelona gemein hatte. Viele Pässe gingen zum Gegner, das sonst so gute Pressing funktionierte überhaupt nicht und der Borussen-Messi Shinji Kagawa litt unter der bissigen Manndeckung seines japanischen Gegenspielers Hajime Hosogai. Kagawa nahm praktisch nicht am Spiel teil.

Kagawas Probleme standen sinnbildlich für die seiner Mannschaft. Wie nur sollten sie diesen entschlossenen Gegner überwinden? Einen Gegner, der in den vergangenen sechs Spielen nur einmal verloren hatte und merklich selbstbewusst auftrat. Und der auch nicht davor zurückschreckte, wie vom eigenen Trainer angewiesen, selbst Angriffe zu starten.

Der erste Ball aufs Tor kam von Torsten Oehrl, sein Kopfball fiel in die Hände von Torwart Roman Weidenfeller (13.). Zehn Minuten später verdeutlichte Sven Bender die Unruhe in der Dortmunder Mannschaft, als er im eigenen Strafraum Mats Hummels den Ball ans Schienbein schoss, von wo er knapp neben das eigene Gehäuse ins Aus flog. Auf der anderen Seite hatte Robert Lewandowski zwei Möglichkeiten, doch ernsthaft geriet in der ersten Halbzeit kein Tor in Gefahr. Das 0:0 war das einzig richtige Ergebnis nach einer Halbzeit voller Holperpässe und fahriger Angriffe. In München dürften sich einige Herren in hoffnungsvoller Erwartung das erste Glas Rotwein eingeschenkt haben.

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Sportdirektor Michael Zorc sagte: "Es ist ein schwieriges Spiel für uns. Wir sind nicht so ruhig wie sonst im Ballbesitz, können unser Spiel nicht durchbringen." Die implizite Anweisung: spielen wie sonst auch! Zweikampfstark. Schnell. Zielgerichtet.

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Die erste Aktion nach der Pause war genau das: Zweikampf im Mittelfeld gewonnen, schnell nach vorne gespielt, sofort aufs Tor geknallt. Allerdings kam das vom FC Augsburg, Axel Bellinghausen lief nach 70 Sekunden frei auf das Tor zu, seinen harten Schuss wehrte Weidenfeller mit dem Oberarm ins Toraus ab.

Die Dortmunder wirkten verunsichert, überrascht, sie schienen bisweilen mit den Gedanken nicht bei der Sache zu sein. Immerhin gab ihnen Klopp einen Plan mit: Sichtbar sollten sie länger den Ball halten, um sich in diese vermaledeit schwierige Partie hineinzuspielen. Das führte aber nicht zu mehr Dortmunder Sicherheit, sondern zunehmend zu Ballverlusten. Häufig versprangen Bälle, die Augsburger erkämpften sie sich und starteten unangenehme Konter. Eigentlich ist das die Dortmunder Taktik.

Ein weiteres Problem konnten die Dortmunder den ganzen Abend lang nicht lösen: Wie nur umgehen mit diesem Rasen? "Der Platz ist ein Hammer. Das hat uns weh getan", klagte Klopp über das zerfurchte Grün. Auch Torwart Roman Weidenfeller war unzufrieden: "Der Platz ist sehr sehr schlecht, das ist teilweise gesundheitsgefährdend."

Auch deshalb kam der Tabellenführer ganz selten zu seinem schnellen Passspiel. Nach einer Stunde löste sich Kagawa das einzige Mal von Hosogai, der Angriff endete mit der besten Chance durch einen Kopfball von Kevin Großkreutz. Doch Torwart Simon Jetzsch lenkte den Ball um den Pfosten.

Ein paar Minuten später standen 30.000 Zuschauer im Augsburger Stadion und beklatschten rhythmisch die Leistung ihrer Mannschaft. Nichts deutete darauf hin, dass der Gastgeber hier das Spiel verlieren könnte, im Gegenteil: Augsburg wurde immer frecher und traute sich bei Ballbesitz mit immer mehr Spielern nach vorne. In München dürfte inzwischen der Rotwein hektisch nachgeschenkt worden sein. Nach acht Siegen in Serie hat der gelb-schwarze Konkurrent wieder Schwäche gezeigt.

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