BVB siegt gegen 1860 München:39:2 Torschüsse, 18:1 Ecken - und doch Verlängerung

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Traf erst in der Nachspielzeit: Henrich Mchitarjan (links). (Foto: dpa)

Beim knappen Pokalerfolg gegen Zweitligist 1860 München offenbart Borussia Dortmund, wie schwer dem Team derzeit das Toreschießen fällt. Manche Profis sind bereits gezeichnet von den vielen Spielen in der Frühphase der Saison.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Am Körper von Gabor Kiraly war der Spielverlauf ganz gut abzulesen. Der Torwart des TSV 1860 München stand im Tunnelsystem der Fröttmaninger Arena, sein früher einmal weißes Trikot war mit Gras- und Schmutzflächen übersät. Die Hosenbeine, die Ärmel, die Schulter, der Brustbereich - überall zierten dunkle Flecken die Textilien. Sogar der Stoff über den Pobacken war nicht sauber geblieben. Die großen Handschuhe zog Kiraly so vorsichtig aus, als schmerzten die Finger von den vielen abgefangenen Bällen und Faustparaden. Sein Körper signalisierte: Da musste jemand ganz schön ackern.

Kiralys gesenkter Blick zeigte zudem: Am Ende hat es für seine Mannschaft nicht gereicht. Borussia Dortmund, Tabellenführer in der ersten Liga, gewann am Dienstagabend das Zweitrundenspiel im DFB-Pokal beim TSV 1860 München, Fünfter in der zweiten Liga. Dies allerdings überraschend mühsam - erst mit 2:0 nach Verlängerung.

Das hatte, wie schon bei der Niederlage gegen Neapel und dem Unentschieden in Nürnberg vor allem mit der Chancenverwertung zu tun. "Wir haben die großen Möglichkeiten zunächst nicht genutzt und insgesamt vier Mal Pfosten oder Latte getroffen", sagte Trainer Jürgen Klopp nach dem Spiel, "so etwas passiert auch nicht alle Tage." Auch Mittelfeldmann Sven Bender befand: "Wir hatten die ein oder andere Chance, die wir verwandeln müssen." Die Statistik sprach: 76 Prozent Ballbesitz für den BVB, 39:2 Torschüsse, 18:1 Ecken.

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Eine immense Überlegenheit des BVB, das Spiel fand fast ausschließlich in der gegnerischen Hälfte statt. Aber nach 90 Minuten noch kein Tor. Erst in der Verlängerung verwandelte Pierre-Emerick Aubameyang einen Elfmeter (105.), nachdem Marco Reus von Dominik Stahl von den Beinen geholt worden war und dieser Rot sah. Dann tänzelte Mkhitaryan Torwart Kiraly aus und legte den Ball in den leeren Kasten (108.).

Die mangelnde Chancenverwertung ist eines der Probleme, die Klopps Elf von diesem Pokalabend mitnimmt. Ein anderes: Die 120 Minuten auf dem Platz haben der Mannschaft erneut viel Kraft gekostet - und das ausgerechnet "in der kürzesten Fußballwoche, die es gibt", wie Klopp bezeichnete. Drei Spiele in sieben Tagen musste der BVB absolvieren. Am Samstag steht nun die Partie gegen den SC Freiburg an, am Dienstag geht es gegen Olympique Marseille in der Champions League.

Sven Bender stand bei allen drei Spielen der vergangenen Tage auf dem Platz, gegen seinen ehemaligen Verein TSV 1860 wurde er immerhin in der 68. Minute ausgewechselt. Er wirkte erschöpft, als er zum Mannschaftsbus schlurfte, der die Spieler spät nachts zum Münchner Flughafen kutschierte. "Vielleicht war es ein bisschen unnötig, dass wir mit dem Flieger gekommen sind", meinte Bender. Dann schob er mit einem gequälten Grinsen hinterher: "Aber am Samstag geht's ja schon wieder weiter."

Doch es gibt durchaus auch positive Erkenntnisse, die der BVB nach dieser kurzen Woche mitnehmen kann. Die beste Nachricht: Die verletzungsbedingten Ausfälle lassen sich kompensieren. Im Mittelfeld übt Sahin die Chefrolle ähnlich ansehnlich aus wie Ilkay Gündogan, dessen Probleme im Lendenwirbelbereich noch nicht auskuriert sind. Gegen die Münchner gestikulierte Sahin viel, gab seinen Kollegen Anweisungen oder warf ihnen auch mal ein kritisches Wort zu. 194 Mal war er am Ball, so oft wie kein anderer Spieler auf dem Platz. Zahlreiche Angriffe liefen über ihn, wenn auch diesmal nicht allzu viele zwingende Vorgaben von dem 25-Jährigen dabei waren. Sahin hat derzeit eine ähnlich zentrale Rolle für das BVB-Spiel wie vor seinem Weggang nach Madrid.

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Erfreulich für Klopp ist auch, dass die aufgrund des engen Spielplans erzwungene Rotation die Mannschaft nicht merkbar schwächt. Zugang Sokratis ist mehr als eine Alternative in der Defensive und auch Erik Durm, der in dieser Saison aus der zweiten Mannschaft aufrückte, robbt sich langsam an das Niveau der ersten Elf heran.

Zudem ist der Kader so breit, dass Auswechslungen die BVB-Mannschaft nicht automatisch schwächen. Als Jonas Hofmann in der zweiten Hälfte für Bender kam, brachte der 21-Jährige neue Offensiv-Impulse ein. Der schnelle Aubameyang verwandelte wenige Minuten, nachdem er in der Verlängerung auf den Platz gekommen war, den entscheidenden Elfmeter und hämmerte kurz danach einen Freistoß an die Latte.

Klopp fand abschließend lobende Worte: "Die beiden Tore waren in ihrer Entstehung und Vollendung klasse." Jedoch mit der Einschränkung: "Ich hätte sie nur gerne während der regulären Spielzeit gesehen." Alles halb so schlimm, signalisierte der Trainer. Es war ja nur ein Pokalspiel gegen einen Zweitligisten. Und es ging noch einmal gut aus.

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