BVB-Sieg in Freiburg:Diesmal wirkt Klopps alter Plan

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Stark wie lange nicht: Pierre-Emerick Aubameyang feiert eins seiner Tore mit einem Salto. (Foto: dpa)
  • Pressing, Umschaltspiel, Schnelligkeit: Mit bekannten Mitteln stellt Borussia Dortmund im Abstiegsduell den SC Freiburg vor unlösbare Probleme.
  • Aubameyang trifft doppelt und schießt den BVB vom Tabellenende.
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Von Thomas Hummel

Jürgen Klopp gab diesmal äußerlich den Hipster: Bärtig, bemützt, mit Kapuzenanorak und Jogginghose saß der Trainer an diesem kalten, sonnigen Nachmittag auf der Bank in Freiburg. Hipster zeichnet ja aus, dass sie sich dem Mainstream verweigern wollen. Insofern gab Klopp das richtige Motto vor. Denn im Gegensatz zu so vielen anderen Trainern stand er selbst als Tabellenletzter der Bundesliga bei seinem Verein öffentlich nicht zur Debatte. "Das Vertrauen zu Jürgen ist ungebrochen", verkündete Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke trotzig.

Das Zutrauen zu seinem führenden Angestellten war diesmal sehr gerechtfertigt: Borussia Dortmund gewann in Freiburg mit 3:0 und spielte zeitweise auf, als würde sich der Klub ab jetzt doch noch Richtung Champions League siegen wollen. Damit sind Klopp und seine Dortmunder auch nicht mehr Tabellenletzter, Stuttgart und Gegner Freiburg haben jetzt einen Punkt weniger.

War das nun der erhoffte Befreiungsschlag für den BVB? "Ich bin immer bereit, den Sprung ins Positive zu wagen. Das war ein wichtiger Schritt zur Genesung", antwortete Klopp beim TV-Sender Sky.

Für Dortmund hatten sich die Fragen gestellt: Wenn nicht hier in Freiburg, wo dann? Die vergangenen neun Spiele gegen den Sportclub hatte der BVB allesamt gewonnen, sogar das Hinspiel in dieser vermaledeiten Saison. Wenn nicht jetzt, wann dann? Als Tabellenletzter bei noch 15 Partien wäre eine weitere Niederlage bei einem direkten Abstiegskonkurrenten fatal gewesen. Doch wie sollte das gehen?

Wer keine Tore schießt, kann schließlich kein Spiel gewinnen. Nicht einmal in Freiburg. Bei nur 18 Treffern in 19 Partien, bei null Treffern im Jahr 2015 mussten erhebliche Zweifel aufkommen. Doch Klopp gab seiner Mannschaft einen Plan mit in diesen sonnigen Nachmittag: Freiburg im Spielaufbau stören und die Fehler im rasanten Umschaltspiel nutzen. Wie früher.

Das klappte zum ersten Mal nach 50 Sekunden, Marco Reus schoss da noch drüber. Nach fünf Minuten hatten die Gäste schon die fünfte Torchance, Freiburgs Keeper Roman Bürki musste gleich mehrere Male eingreifen. Dann spielte Mike Frantz in Bedrängnis den Ball blind zurück zu seinem Torwart und sah nicht, dass Pierre-Emerick Aubameyang schon in diese Richtung gestartet war. Der Gabuner stand plötzlich alleine vor dem Freiburger Tor, legte den Ball an Bürki vorbei - und Reus musste nur noch einschießen (9.).

Endlich ein Tor, endlich kein Rückstand wie zuletzt wieder gegen Augsburg. Der Jubel war riesig bei den Dortmundern. Es war eine beruhigende Erkenntnis, dass ein Nationalspieler weiterhin in der Lage ist, das leere Tor zu treffen, selbst wenn er ein gelb-schwarzes Trikot trägt.

Bis zur Pause blieb allerdings auch hängen: Sobald ein Hindernis im Weg steht, tun sich die Dortmunder weiterhin schwer mit dem Toreschießen. Bis zur Halbzeit gaben sie elf Torschüsse ab, dennoch blieb es beim knappen 1:0. Die eigene Defensive hatten sie indes weitgehend im Griff. Erst nach 38 Minuten gab Freiburg den ersten Schuss Richtung BVB-Tor ab, kurz vor der Halbzeit musste Torwart Roman Weidenfeller erstmals einen Schuss abwehren nach der Direktabnahme von Oliver Sorg.

Die guten Nachrichten für Trainer Klopp: Die Abwehr mit Neven Subotic und Mats Hummels stand sehr sicher, Ilkay Gündogan werkelte wirksam im Mittelfeld und schoss gleich mehrfach aufs Tor. Und Aubameyang spielte gegen die grauhaarige Abwehr des Sportclubs mit Pavel Krmas und Marc Torrejón aus.

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Beim 2:0 kamen dann alle Stärken aus der ersten Halbzeit zusammen. Wieder erfolgreiches Pressing im Mittelfeld, kluger Pass von Gündogan und Aubameyang sprintete der Freiburger Abwehr davon, als hätte die heftigen Gegenwind zu überwinden. Neu an diesem Tor war nur, dass es der Dortmunder sogar schaffte, den Ball am Torwart vorbeizuschieben (56.). War das nun endlich die Wende?

Es war fast mehr als das. Die Gäste wirkten im Vergleich zum Auftritt am Mittwoch gegen Augsburg wie verwandelt. Obwohl sich die Freiburger weiterhin nach Kräften wehrten und mitunter gar nicht schlecht spielten, war nun nichts mehr auszurichten. Vor dem 3:0 flitze der Ball wie in besten Zeiten zwischen den Dortmundern hin und her, ehe Aubameyang mit seinem zweiten Treffer die Partie entschied (72.). Da sprintete sogar Torwart Weidenfeller bis gegenüberliegenden Eckfahne zum Jubel. "Das 3:0 war sensationell rausgespielt. Da sieht man, was mit Selbstvertrauen geht", meinte Klopp.

Reus und Aubameyang hätten sogar noch erhöhen können. Am Ende schoss Dortmund 22 Mal auf das gegnerische Tor und traf dreimal. Das ist im Vergleich zum bisherigen Saisonverlauf so dermaßen hipstermäßig gegen den Mainstream - fast kloppmäßig.

Die Freiburger übten indes Selbstkritik. "Wir haben ein furchtbares Spiel gemacht. Wir waren in allen Belangen unterlegen. Wir hätten noch wesentlich höher verlieren können", erklärte Trainer Christian Streich, der die Schuld auch bei sich selbst suchte: "Vielleicht habe ich Fehler bei der Aufstellung gemacht."

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