BVB-Trainer Favre:Die Zweifel wachsen

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Gesenkter Blick nach einem schwachen Auftritt seiner Mannschaft im Revierderby: Lucien Favre. (Foto: Leon Kuegeler/Reuters)

Die Leichtigkeit ist dahin, immer mehr spiegelt die Dortmunder Elf die verunsicherten Auftritte ihres Trainers wider. Für Lucien Favre werden die kommenden 14 Tage entscheidend sein.

Kommentar von Milan Pavlovic

Dokumentationen, die das Innenleben eines Fußball-Vereins aus der intimsten Warte präsentieren - aus der Mannschaftskabine -, sind en vogue. Jüngst hat der 1. FC Köln begonnen, auf dieser Welle zu reiten. Tränen, Tröster und energische Trainer-Ansprachen gibt es zu sehen und zu hören. Noch lieber allerdings hätte man Bilder von diesem Samstag aus der Umkleide von Borussia Dortmund erlebt, um besser zu begreifen, warum es beim vermeintlich aussichtsreichsten Bayern-Jäger derzeit nicht läuft.

Lähmt Lucien Favre seinen Talentpool mit komplizierten Erörterungen über Polyvalenz und tiefe Läufe? Wundert er sich darüber, dass seine Spieler verschüchtert sind, nachdem der Trainer sie so ausdrücklich vor der Stärke des Gegners gewarnt hat? Findet Favre noch den Ton, um bei den Spielern die Leistungen rauszukitzeln, die sein Team in der vergangenen Saison bis knapp an die Meisterschaft führten?

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Favre sprach nach dem glücklichen 0:0 bei Schalke 04 davon, wie schwer alles gefallen war, und er gab den Worten ein Gewicht, als würde man einen Elefanten als Briefbeschwerer benutzen. Es wirkt deshalb unbedingt nachvollziehbar, dass seine Spieler ihre Leichtigkeit verloren haben. Das Spiel der Borussia spiegelt derzeit allzu sehr den mitunter verunsichert, ja zerzaust wirkenden Auftritt ihres Übungsleiters. Der BVB liegt zwar trotz der Schwächephase nur zwei Punkte hinter dem FC Bayern, aber 1.) wirkten die Dortmunder am Samstag gegen den hyperaggressiven Gegner Schalke schlecht vorbereitet; 2.) kann man nicht davon ausgehen, dass die Formdelle der fußballerisch derzeit ebenfalls wenig überzeugenden Münchner ewig anhält; und 3.) wäre das eigentlich der Moment, um dem Rekordmeister zu enteilen.

Überraschungsteam Freiburg nutzt die Schwächen der Großen

Der Dortmunder Auftritt am Samstag verstärkt die Zweifel, dass Favre die Trendwende noch schafft und das Team wieder an seine Fähigkeiten erinnert. Dass trotz aller Gerüchte unmittelbar ein anderer Trainer kommt - das erscheint aktuell doch eher unwahrscheinlich. Aber für den BVB startet nun eine komplexe Saisonphase, in der in den kommenden 14 Tagen Spiele gegen Gladbach, die noch ungeschlagenen Wolfsburger, Inter Mailand und schließlich beim FC Bayern München anstehen. Danach sieht die Welt womöglich anders aus.

Folge dieser kuriosen Schwäche der nominellen Topteams (Leipzig und Leverkusen schwächeln ja auch) ist, dass andere Klubs sich in einer Zone tummeln, in der sie niemand erwartet - vorneweg der SC Freiburg, der die Vorzüge eines günstigen Startprogramms konsequent ausgenutzt hat und sich auf dem Weg auf Platz zwei sogar den Luxus erlaubt hat, gegen zwei Teams des hinteren Tabellenviertels (Union Berlin und den 1. FC Köln) verloren zu haben.

Man kann all das als Schwäche der Bundesliga auslegen, in der jeder jeden schlagen kann und einige sogar den FC Bayern ärgern können. Aber darüber sollte sich niemand zu laut beklagen, denn ist diese Unvorhersehbarkeit nicht genau das, was der Bundesliga in den vergangenen Jahren gefehlt hat? Eine Liga, in der ein Klub wie Leverkusen am Samstagabend mit einem Sieg Platz drei erklimmen kann, dann aber doch Achter bleibt; in der am Sonntag zwei Klubs Tabellenführer werden können; in der der Neunte aus Frankfurt am Sonntag noch auf Platz zwei schnellen kann; und in der Borussia Dortmund trotz einer gravierenden Formschwäche auf Tuchfühlung bleibt?

Andererseits hätte es bloß eines weiteren Münchner Gegentors bedurft, dann wäre Niko Kovac ins Scheinwerferlicht geraten. Und die Favre-Debatte an diesem Wochenende zweitrangig gewesen.

© SZ vom 27.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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