Borussia Dortmund:Mal wieder Grummeln über den Trainer

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Vom Tabellenplatz her gesehen steht BVB-Trainer Marco Rose gar nicht so schlecht da - doch nach den Niederlagen gegen Amsterdam und Leipzig regt sich erster Unmut. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Die Kritik von Marco Reus an der Taktik dürfte ein Echo der internen Stimmungslage beim BVB sein. Die Konstellation mit Vorgänger Edin Terzic als Schattenmann macht es für Marco Rose doppelt schwer.

Kommentar von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Wenn es im Profifußball einen Kodex unter Spielern gibt, dann gehört dazu, dass man den Trainer nicht öffentlich kritisiert. Wenn das doch passiert, darf man sicher sein, dass Gefahr im Verzug ist. Und dass der Spieler selten isoliert oder aus dem Affekt heraus nörgelt.

Dortmunds Marco Reus, 32, gilt als das Gegenteil eines Sprücheklopfers, und mit seiner Rolle als Kapitän sowie seiner Vita als Nationalspieler tut man gut daran, seinen Ausbruch nach der 1:2-Niederlage bei RB Leipzig als Echo für die interne Stimmungslage beim BVB zu nehmen. Kurz zusammengefasst hatte Reus nach dem Spiel abgerechnet mit der von Trainer Marco Rose angeordneten Spielformation, der Fünfer-Abwehrkette: "Die erste Halbzeit können wir komplett vergessen. Dann haben wir auf Viererkette umgestellt, was uns einfach deutlich besser liegt, weil wir viel aktiver sind als in der Fünferkette. In der Fünferkette haben wir einen Mann weniger im Zentrum, der mit uns pressen kann, und damit kommen wir gar nicht klar - das müssen wir ganz klar sagen."

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Systemfehler also, und wenn nicht alles täuscht, nicht nur ein taktischer. Trainer Rose, der qua Jobbeschreibung nun mal entscheidet, wie gespielt wird, wirkte verstimmt: "Es ist keine Frage des Systems. Wir haben auch mit Dreierkette oder Fünferkette Punkte geholt. Die Diskussion erübrigt sich."

Ob Rose da richtig liegt? Marco Reus und Mats Hummels haben in Dortmund so viel Gewicht wie Thomas Müller und Robert Lewandowski in München. Lange hält sich da kein Trainer, der Diskussionen mit solchen Ausnahmespielern für überflüssig hält. Auch aus anderen Quellen hört man beim BVB inzwischen, dass es trotz des guten Tabellenplatzes ein Grummeln gibt.

Rose kam, zur Erinnerung, mit einer Millionen-Ablöse freigekauft aus Mönchengladbach. Nach Bekanntgabe seines Wechsels verlor die rheinische Borussia fast nur noch. Zugleich setzte der BVB mit Edin Terzić, vorher Co-Trainer von Lucien Favre, zu einem Höhenflug an. Die letzten sieben Spiele gewannen Reus, Hummels und Co, sie stürmten noch von Platz fünf auf Platz drei, schieden erst im Viertelfinale gegen Manchester City aus der Champions League aus und wurden DFB-Pokalsieger. Gegen Leipzig.

Beim BVB hatten sie schon länger kein rechtes Händchen mehr mit ihren Trainern

Woanders hätten sie Terzić wohl einen Fünf-Jahres-Vertrag aufgedrängt. In Dortmund waren sie der Ansicht, aus der Rose-Verpflichtung nicht mehr mit Anstand herauskommen zu können. Die halbe Branche prophezeite, dass das Ärger geben würde, wenn Rose keinen Blitzstart hinlegen würde. Terzić wurde vorsichtshalber zum "Technischen Direktor" befördert, also weg von der Mannschaft, aber blieb ein Damoklesschwert für seinen Nachfolger. Er könnte jederzeit wieder übernehmen.

Wenn Reus sich so offen gegen eine taktische Ausrichtung von Rose platziert, dann hat so etwas wohl eine interne Vorgeschichte, was etwas über Roses Interpretation von Führung aussagen würde. Sein bisheriger Erfolg als Trainer gibt ihm recht. Aber ein Star-Ensemble wie das des BVB hat er vorher nie geleitet. Terzić wurde bisweilen vorgeworfen, Taktik und System zu sehr mit den Führungsspielern zu verabreden. Im Gegenzug gab es kaum Arbeitssiege, sondern weitgehend Schampus-Fußball mit etwas Malocher-Geschmack.

Beim BVB hatten sie schon länger kein rechtes Händchen mehr mit ihren Trainern: Nach Jürgen Klopp kamen Thomas Tuchel, der sportlich gut ankam, mit dem man aber menschlich nicht konnte, dann Peter Bosz und Peter Stöger, beide für zu leicht befunden, dann der zaghafte Lucien Favre, weil man Julian Nagelsmann zu jener Zeit nicht kriegen konnte. Und seit Samstag stellt sich die Frage, wie Rose mit einem Schattenmann wie Terzić klarkommt, offenbar mehr denn je.

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